Spielen ohne Meisterschaft - Tagebuch des Nichthelden

Allgemeine Informationen zu den Masteries. Kombinationen mit anderen Masteries könnt ihr hier ebenfalls diskutieren.

Moderatoren: Handballfreak, FOE

Was meint ihr? Soll aus dem Nichthelden ein Held werden und dessen Geschichte weiter erzählt werden?

Auf jeden Fall!
11
39%
Weis nicht - schau doch mal wie weit man ohne Meisterschaft so kommen kann.
16
57%
Ist mir doch egal!
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4%
 
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FourOfFour
Schamanenleger
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Spielen ohne Meisterschaft - Tagebuch des Nichthelden

Beitrag von FourOfFour » 06.07.2008, 15:52

Aus dem Tagebuch eines Nichthelden

Tag 1

In letzter Zeit häufen sich die seltsamen Geschichten die von Monstern und wilden Kreaturen erzählen.
Der Weltuntergang stünde bevor. Schauerszenarien wurden ausgemalt.

Ich bin kein Held und der Meinung, das sich da andere drum kümmern sollten.

Rückblickend könnte man Leonidas zitieren. Er wurde einst auf die Notwendigkeit eines Heeres angesprochen und das die Welt doch viel sicherer sei, wenn niemand eine Armee unterhielte.
Leonidas hat darauf geantwortet:
"Was ist, wenn es einen Krieg gibt der nicht fragt, ob du ihn haben willst?"

Und da stehe ich nun am Landungssteg eines kleinen Ortes namens Helos in der Rolle von der Leonidas sprach. Mitten in einem Krieg der nicht gefragt hat, ob ich ein Teil von ihm sein will.
Ich will nicht.

Alles was ich habe sind die Kleider die ich trage und das was in ihre Taschen passt.
Mein Inventar ist allerdings nicht leer. Wie es scheint bin ich bloß eine Marionette in diesem Krieg und derjenige der die Fäden in der Hand hat versucht wengistens für das Nötigste zu sorgen.

Darunter ein scheinbar nicht endender Vorrat eines rötlichen Gebräus. Ich untersuche es, mache von einem Fläschen den Korken auf und inspiziere den Inhalt. Wohlriechend, in der Konsisttenz von Honig.
Naja - da in meinen Taschen weder Brot noch Wurst oder Käse auftaucht muß es offensichtlich damit gehen.

Erst jetzt fällt mir die weisse Kugel auf, deren Kälte störend in meinen Taschen wirkt.
Sonderbar. Es ist Eis aber es schmilzt nicht. Ich bewege meine Hand mit der Kugel darin ein wenig und einzelne Flocken fliegen in Richtung der Bewegung. Wo sie einschlagen gefriert die Umgebung um sie herum und mir wird klar, dass mein Gönner mich mit einer sonderbaren starken Waffe ausgestattet hat.

Aber warum?
Ich will kein Held sein und ich will auch nicht kämpfen.
Vielleicht gibt es in Helos jemanden, der damit was anfangen kann.

Auf dem Weg bittet ein Bauer um meine Hilfe - sein Pferd sei in Gefahr. Wenn sich doch die Menschen so viel Sorgen um ihresgleichen machen würden wie um ihren Besitz.
Aber was solls - wenn ich helfen kann, dann soll es so sein.
Um das Pferd herum scharen sich Wildschweine und Sartyrn die dem Tier offensichtlich Angst einjagen.
Sicher nicht weniger Angst als mir.

Ich bin ein einfacher Bursche und möchte das auch bleiben.
Ich halte nichts von den Prahlhälsen, die mit ihrer Rüstung und ihren Fähigkeiten protzen.
Genau so wenig halte ich von Zauberern. Sie geben mit ihren mächtigen Kräften an - aber arbeiten?
Ein Feld bestellen?
Den Hunger einer Familie stillen?
Dafür sind die sich zu fein. Schließlich ist sowas weltliches nichts für einen Magier.

Ich will beides nicht sein. Nicht Magier und nicht Krieger.

Trotzdem gelingt es mir mit der sonderbaren Kugel die Wildschweine und Sartyrn ausser Gefecht zu sezten und das Pferd zu seinem Besitzer zu bringen.
Sein Dank ist überschwenglich aber seine Bedenken, dass das nur der Anfang war sind nicht zu übersehen.

Also wandere ich nach Helos in der Hoffnung auf ein ruhiges Essen in einem freundlichen Gasthaus.

In Helos ist es noch düsterer als ich geahnt hatte.
Ein Schamane tyrannisiert die Bewohner die scheinbar nur auf einen Dummen gewartet haben, der das für sie ausbadet.
Und ratet mal, wen sie auserkoren haben!
Genau - MICH.
Warum denn nur? Seh' ich etwa aus wie ein Held?
Ganz bestimmt nicht.

Schweren Herzens mache ich mich auf die Suche nach dem Untier. Nicht so schwer wie man denken mag - immer seinen Schergen nach.
Schergen hat es viele und bis ich bei dem Schamanen ankomme hat mein Eiskügelchen schon dutzende hinweggefegt.
Nicht nur Sartyrn - auch Wildschweine und Rabenvögel die mich angreifen.
Die Welt ist verrückt.

Die angenehmere Seite, sein Leben für unbekannte auf Spiel zu setzen ist, dass es einen ernährt.
Für die Beseitigung des Schamanen gibt es eine ordentliche Belohnung und beim örtlichen Händler will ich mir passendere Kleidung kaufen.
Ein Helm wäre schön. Genau so Beinschienen und vielleicht eine Rüstung.

Der Händler wirft mir einen mitleidigen Blick zu und beim Betrachten seiner Ware wird mir schnell kalr, warum das so ist.
Offensichtlich schmiedet man Rüstungen nicht für Leute wie mich. Armschienen, die für meine Beine zu groß sind.
Helme so schwer, dass es mich zu Boden drückt. Ringe die nicht passen und Waffen, für die man - im Vergleich zu mir - ein Hühne sein muß
um sie nutzen zu können. Nichts dabei, was zu meiner zierlichen Statur passt. Und die beiden Teile die passen kann ich nicht bezahlen.
Sehr ärgerlich.

Tag 2

Meinen Weg fortsetzend stoppt mich ein atemloser Mann der was faselt von entführtem Freund, von Höhlen und Monstern.
Armer Kerl - ist wohl den Sartyrn in die Hände gefallen.
Nicht mein Problem - eigentlich.
Aber was, wenn es wieder eine Belohnung gibt?
Vielleicht kann ich mir dann passende Utensilien kaufen.
Ich verspreche nichts, nehme mir aber vor nach dem Freund zu schauen - wenn es auf dem Weg liegt.

In einer Höhle dicht am Wegesrand finde ich Tellis, bewacht von neun Sartyrn die Pfeil und Bogen auf mich anlegen.
Scheinbar hab' ich die Eiskugel zu schnell bewegt. Statt einer Flocke wirft sie einen Schwarm von Flocken auf meine Widersacher.
Wie es scheint steckt mehr in der Eiskugel als erwartet.
Wie dem auch sei, die Wachen sind beseitigt und Tellis befreit. Eine Truhe die offensichtlich den Monstern gehört steht ebenfalls in der Höhle.
Ich bin kein Held - aber ich bin auch kein Dieb.
Ist es Raub, wenn ich die Gegenstände in der Höhle an mich nehme?
Werden mich die Götter strafen, wenn ich den Monstern etwas wegnehme?

Wohl kaum - denn sonst wären mir die dunkelsten Ecken im Hades sicher, schließlich habe ich schon dutzende getötet.
Die meisten in Notwehr - ja.
Aber viele hätte ich vielleicht umgehen können!
Einige hab' ich aus dem Hinterhalt heraus ermordet aber ein schlechtes Gewissen plagt mich ihretwegen nicht.
Warum sollte ich also vor Diebstahl zurückweichen?

In der Kiste findet sich Gold, ein Helm, ein Armschutz und ein einfacher Bogen.
Besser als nichts - also ergänze ich meine Kleidung.

Ein Ring der ausnahmsweise zu passen scheint läßt mich erschauern und meine Muskeln wachsen.
Vielleicht ist Magie doch nicht so schlecht wie ich vermutet habe.

Tellis will ohne mich weiterziehen, also setze ich meinen Weg fort. Leonidas soll im Norden ein Lager haben.
Das will ich heute noch erreichen und dort nächtigen.
Bis es so weit ist scheint die Welt ausschließlich auf mich gewartet zu haben. Ein unscheinbares Männchen hat versucht, seine Medizin ohne Geleitschutz zu transportieren. Wie töricht kann man sein?
Und wer darf es richten? Ich natürlich.
Damit nicht genug - ein trotteliger Bauer hat die Mitgift für seine Tochter an einen Dämon verloren und erwartet von mir, sie zurück zu holen.
Ich komme mir ein bischen vor wie der Narr des Königs - können sich die Leute nicht selber helfen?

Ins Lager der Spartaner komme ich erst nachdem ich Horden von Skeletten erneut getötet habe.
Mir schient, Hades macht seine Arbeit nicht! Anders ist nicht zu erklären, woher diese Untoten kommen.
Ist nicht die Bake von Charon ein Schiff, das nur in eine Richtung übersezt?
Warum nur gebieten die Götter nicht Einhalt?
Inzwischen habe ich auch mehrfach die Stimme der Verführung gehört. Sie verspricht große Macht, rohe Kräfte, Geschicklichkeit.
Sie will mir den Weg des Kriegers schmackhaft machen und flüstert mir ein wer ich werden könne.
Aber ich will nicht werden - ich will bleiben wer ich bin.
Ich will weder mehr Kraft noch will ich ein Genie sein - ich bin zufrieden mit dem was mir gegeben wurde.
Also höre ich nicht auf diese Stimme und gehe meinen Weg so weiter wie die Götter mich schufen.
Herkules würde über meine Kräfte lachen - aber es war genug um allen zu helfen die darum gebeten haben.
Mit Hermes könnte ich auch nicht um die Wette laufen und im Umgang mit dem Bogen würde ich neben Odysseus wie ein Knabe wirken, der zum ersten mal einen Pfeil in den Händen hält.
Trotzdem sagt mir der großspurige Türsteher von Leonidas, dass er mich nur durchlässt, wenn ich einen riesigen Zentaur töte.
Wäre das nicht seine Aufgabe?
Ist nicht er der Krieger?
Hat nicht Leonidas eine Armee?
Warum soll denn ausgerechnet ich deren Arbeit erledigen?

Der Zentaur und seine beiden Brüder wirken schon aus der Entfernung furchteinflössend aber ich wage trotzdem einen Angriff aus der Ferne. Ich kann zwar einen Treffer erzielen aber die drei galoppieren so bedrohlich auf mich zu, dass ich das Weite suche und davonrenne.
Ich schäme mich dafür nicht denn ich hänge an meinem Leben. Schließlich hab' ich nur das eine!
Mein zweiter Angriff läuft ähnlich ab wie der erste aber bei der Flucht geht etwa schief und die Äxte der Zentauren erwischen mich.
Das Leben entflieht mir, mir wird schwarz vor Augen. Der Schmerz ist zuerst unerträglich aber dann plötzlich verschwunden.

Ruhe macht sich breit.
Das Wissen, dass ich in der Unterwelt auf verstorbene Freunde treffen werde breitet sich über mich wie ein Schleier.
Sollte ich jetzt sterben habe ich genug um den Fährmann zu bezahlen.
Sollte mich der Tod einholen, dann habe ich mein Leben den Hilfsbedürftigen gewidmet und starb im Zuge edler Handlung.

Als ich die Augen aufschlage greift das Entsetzen nach mir:
Ich stehe an der Quelle im Lager der Spartaner.
Reinkarniert!
Welcher grausame Gott hat sich diese Strafe einfallen lassen?
Womit habe ich es verdient, wie Sysiphus die gleiche Aufgabe so lange zu versuchen, bis sie mir gelingt?
Schlagartig wird mir klar, dass ich niemals zur Ruhe kommen werde, bis dieser verdammte Krieg nicht zu Ende ist.

Wiedergeburt mag vielen vorkommen wie ein Geschenk aber in Wirklichkeit ist es ein Fluch und kein Segen.
Keine Ruhe, keine Vergebung.
Strafe.
Immer und immer wieder das gleiche erleben.
Und jede Wiedergeburt bedeutet ja auch zwangsläufig einen Tod.
Es ist zum Verzweifeln und ich ergebe mich in mein so offensichtliches Schicksal.

Am Ende kann ich die Zentauren doch noch besiegen. Leonidas' Aussage, dass er meinte, dafür bedürfe es eines Kriegers kränkt mich
zutiefst. Waren doch alle seine Krieger nicht in der Lage, diese Arbeit zu verrichten.
Da muß ein Bauer kommen um zu tun, wofür Soldaten da sind.
Eigentlich ist seine Aussage ein Armutszeugnis für die Armee.

Was solls? Morgen mach ich mich dann auf den Weg nach Delphi. Das Orakel befragen! HA! Als ob ein Orakel jemals etwas
wirklich richtiges und wichtiges Vorausgesagt hätte!!!!
Natürlich kann man nicht mit leeren Händen vor ein Orakel treten. NEIN! Ich muß erst einen Olivenzweig besorgen.
Und nicht etwa irgendeinen - es muß ein Zweig von heiligen Baum sein.
Womit nur hat ein Baum eine Heiligsprechung verdient?

Die Welt wird mir mehr und mehr zu einem Rätsel. Aber darüber denke ich erst Morgen nach.

Tag 3:
Das Lager von Leonidas und seinen Soldaten liegt seit Tagesanbruch hinter mir.
Die Monster verändern sich so schnell wie die Landschaft. Zu meinem Unglück werden sie stetig größer und die Verlockungen der mysteriösen Stimme werden gleichsam lauter. Zu allem Überfluss steigt in mir das Gefühl auf, dass es gar nicht Verlockung ist sondern dass die Stimme der Vernunft zu mir spricht!
Größere Kräfte im Kampf.
Magie um aus der Ferne zu wirken.
Blitze werfen.
Das Feuer der Verdammnis auf die verruchten Gegner regnen lassen.
Die Kraft der Elemente selbst beschwören.
Im Schlaf der Gegner ihre Träume gegen sie wenden.
Ich muß heftig den Kopf schütteln - all das ist nicht für Menschenhände gedacht.
Dämonische Fähigkeiten wie diese sollte niemand haben und niemand benötigen.

Ich will meinen Weg ohne diese unheiligen Mächte bewältigen und als der am Ziel ankommen der ich wirklich bin.
Oder gar nicht!
Die Spartaner sagen "Ich komme mit dem Schild aus dem Krieg - oder darauf".
Gemeint ist, dass man erfolg- und ruhmreich nach Hause kommt und stolz den Schild trägt. Oder dass man ruhmreich gekämpft hat aber gefallen ist.
Zum Zeichen dessen wird man dann auf seinem Schild liegend von den Kammeraden nach Hause getragen.
Den Schild wegwerfen oder fallen lassen ermöglicht die Flucht, man könnte so das eigene Leben zu retten.
Aber ohne den Schild zurückkehren? Niemals!

Mein Entschluss steht fest - es ist die Stimme der Verführung und ich werde ihr nicht nachgeben.

An den Steilküsten Megaras verharre ich einen Moment und genieße die Aussicht. Meer und Horizont verschmelzen und in der Ruhe
hier an der Küste kann ich für einen Augenblick den Schmerz der Narben verdrängen.
Die rötliche Flüssigkeit heilt meine Wunden im Eiltempo und gibt mir Kraft im Kampf. Trotzdem bleiben Narben als Beweis meiner Kämpfe.

Ich höre die Worte meines Großvaters:
"Ein Mann ohne Narben hat nie für seine Überzeugung gekämpft"

Wie Recht mein Großvater hatte verstehe ich erst heute.

Der Weg nach Delphi wo ich das Orakel treffen soll führt angeblich auch an dem Hain vorbei auf dem der heilige Ölbaum steht.
Zu dem Hain führt eine Brücke und zu meinem bedauern sehe ich, dass die von Wegelagerern besetzt wird.
Nicht die üblichen Sartyrn die mir bisher begegnet sind sondern grobschlächtige Zentauren. Ich versuche sie zu umgehen denn ich bin des
kämpfens müde. Allein - es gelingt nicht und die Monster verwickeln mich in ein Gefecht aus dem ich als Sieger hervorgehe.
Mussten sie es unbedingt versuchen?
Sie kennen doch die Situation in Griechenland und sollten wissen, dass jemand nur bis hierher kommt, gegen den anzutreten tötlich sein muß.
Mir schwant, in den Köpfen meiner Gegner herrscht die Leere.
Dann ein nächster Schock: Der Olivenhain brennt! Wenn der Baum vernichtet ist - woher soll ich dann den Ölzweig bekommen?
Aber für Angst ist eine Zeit für Handeln eine andere - ich handele.
Durch den beissenden Rauch auf dem Hain kann ich die Schattenhafte Figur riesiger Spinnen ausmachen und die größte von ihnen bewacht den Ölbaum.
Auch sie ist nicht bereit, kampflos aufzugeben aber der Kälte meiner Eiskugel ist sie nicht gewachsen. Auch die von ihr beschworenen Vasallen
zerbrechen wie Eis wenn sie von den Schneeflocken berührt werden.
Während dieses Erlebnisses reift ein Entschluß in mir:
Beschworene Vasallen wären eine willkommene Hilfe. Zwar nur kurzzeitig aber bisher hat kein Kampf wirklich lange gedauert.
Ich werde daran denken wenn mir wieder ein Händler begegnet. Vielleicht kann einer von ihnen mir helfen.

Der Sieg über die riesige Spinne bringt mir den erhofften Ölzweig und meine Reise nach Delphi schreitet fort.

Tag 4
Delphi!
Der Mittelpunkt der Welt!
Zeus ließ einst an jedem Ende der Welt einen Adler aufsteigen die dann aufeinander zu flogen. Sie trafen sich, so weis es der Mystiker zu berichten, in Delphi. Man nannte den Treffpunkt "Omphalos" - der Nabel.
Ich wollte diese herrlichste aller Städte an Fuße des Parnass schon immer sehen. Die prachtvollen Bauten, die Märkte und ihre Tempel.
Doch der Reiz verliert wenn man etwas unbedingt erreichen muß. Als Wunsch ist es reizvoll aber als Befehl wird es zur Qual.
Mein einziger Weg die Qualen zu beenden besteht darin, diesen Krieg zu beenden. Vielleicht weis das Orakel doch etwas.
Vielleicht war es der Kampf um den Ölzweig doch wert, geführt zu werden. Ein Funke Hoffnung keimt in mir und lindert meine Sehnsüchte ein wenig.

Mein Geschenk wird dankend angenommen und man gewährt mir Einlass in den Tempel des Apoll.
"Erkenne dich slebst" steht in großen Buchstaben auf dem Torbogen der den Eingang darstellt und darunter ist "nichts im Übermass" zu lesen.
Ich durchschreite das Tor ins Innere des Tempels.
Das Orakel wirkt alt und Weise. Man hat den Eindruck, dass das Wissen vergangener Jahrtausende auf ihren schmalen Schultern lastet aber was Sie
mir mit ihrer Prophezeihung sagen will erschließt sich mir nur teilweise.
Eines jedoch ist gewiss: Der Parnass ist zum Hauptsitz der Monster geworden und mein Weg wird weiter vom Blut erschlagener Feinde gekennzeichnet sein.

Die Worte der Prophezeihung noch im Kopf wandere ich aus Delphi und erklimme den Parnass. Die Nähe zur Quelle der Monster, so oder so ähnlich hat sich das Orakel ausgedrückt, zeigt sich schon darin, wie viele und verschiedene Kreaturen hier ihr Unwesen treiben. Vielleicht treffe ich sogar auf den Wildschweinmenschen. Der soll viele getötet haben und der unruhige Geist eines Mannes sucht nun dessen Frau heim weil er keine Ruhe findet.
Was ist bloß los in der Unterwelt?
Mir scheint es ist mehr als nur das sichtbare was nicht stimmt. Hinter alledem steckt mehr als das Auge sieht.
Der Parnass entpuppt sich als Kaserne der Monster. Horden von Skeletten, Sartyrn und anderer dunkler Kreaturen hausen hier wie die Wilden. Tod und Reinkarnation folgen aufeinander und die einzige Befriedigung die mir bleibt ist, dass ich jene die mich töteten in den Hades schicken kann. Von ihnen ist noch keiner zurückgekehrt.
Ich ertappe mich dabei, dem Hass auf meine Mörder freien Lauf zu lassen. Ich werfe mich in die Schlacht, wissend, dass ich wiederkomme wenn meine Gegner mir überlegen sind während sie am Ende tod auf dem Schlachtfeld bleiben. Beängstigend.
Über dem Monsterlager am Parnass trohnt der Eingang zur Höhle der Pythia. Gorgonen. Monster, die mit der Kraft eines Blickes Menschen in Stein verwandeln können.
Wenig gute Aussichten. Meine Hoffnung ruht auf einem Stück Papyrus. Einer Schriftrolle, die mir ein Syrtyr am Parnass verkauft hat.
Es schien erst eine Falle: Ein Sartyr als Händler.
Aber er war vernünftig, wenngleich seine Preise jedem Wegelagerer Ehre gemacht hätten.
Dreissigtausend Goldstücke für ein Stück Papyrus. Ich werde in kürze erfahren, ob es das Wert war.
An der Tür zur Höhle muß ich all meinen Mut zusammennehmen. Knarrend und knirschend öffnet sich das alte Protal und modrige Höhlenluft strömt mir entgegen. Ich nehme die Papyrusrolle zur Hand und murmel die Worte, die darauf geschrieben stehen. Im Halbdunkel der Höhle ertönt das Krächzen eines Greifvogels und zu beiden Seiten taucht eine Harpyie auf. Die beflügelte Gestalt, die Schwester der Iris der Göttin des Regenbogens, hat langes dunkles Haar, den zierlichen Körper einer jungen Frau und die Krallen eines Adlers.
Die Papyrusrolle war ihr Gold wert denn zwei solche Verbündete scheinen mir äußerst hilfreich.
Noch einmal tief Luft holen und gegen die Gorgonen antreten.
Im Blitzgewitter der Harpyien lande ich Treffer um Treffer aber der Kampf ist schwer und nicht gerade ausgewogen.
Neun Gorgonen gegen mich und meine fliegende Unterstützung.
Aber die Pfeile der Gorgonen treffen mich nicht und die Wirbel meiner Helfer schwächen die Angriffe.
Die erste Gogrone stirbt trotz der Bemühungen ihrer Schwestern, Sie zu heilen. Nach und nach schwindet die Lebenskraft der übrigen als eine der Harpyien tödlich verwundet wird. Der Kampf droht verloren zu gehen und ich ziehe mich tiefer in die Höhlen zurück.
Ich versuche weitere Harpyien zu beschwören aber es gelingt mir nicht. Verbissen werfe ich Eis nach den Gegnern und versuche meine Wunden mit
dem Trank zu heilen. Es gelingt mehr schlecht als recht aber von neun Gorgonen sind nur noch drei geblieben.
Auch die unterliegen und atemlos bestaune ich, wie viel Rüstung und Bewaffnung auf dem Schlachtfeld liegt.
Obwohl mir nichts davon passt sammle ich so viel ein wie in meine Taschen passt. Die Händler haben alle grfragt, ob ich was verkaufen will.
So soll es sein. Wie es schient ist Ware knapp und die Händler kaufen alles was man ihnen anbietet. Und sie scheinen ein gutes Geschäft zu machen.
Einen Gegenstand, für den einer mir 1000 Goldstücke bot wollte ein anderer für 10000 verkaufen.

Noch während ich die Rüstungsteile sammle löst sich die Versteinerung einer Figur. Eine junge Frau kommt zum Vorschein die etwas von einem Telkinen murmelt, gleich darauf aber losrennt mit dem Hinweis auf Dinge, die Sie zu erledigen hätte.

Frauen!

Soll Sie erledigen was immer nötig ist. Ich marschiere jetzt nach Athen - in dieser bestens befestigten Stadt gibt es sicher keine Monster und ich komme ein wenig zur Ruhe. Vielleicht haben auch die Händler dort etwas für so schmächtige Menschen wie mich.

Den ganzen Weg nach Athen höre ich wie die Stimme in meinem Kopf eindringlich flüstert:
Werde Magier!
Lerne die Elemente zu nutzen!
Übe kämpfen!
Lerne wie man mit Waffen umgeht!
Verstehe wie die Natur für dich kämpfen kann!
Beschwöre Verbündete!
Eigne dir das Wissen der Gladiatoren an!

Ich will nichts davon!

An den Toren Athens steht Leonidas. Ein Spartaner schützt die Griechen! Odysseus würde sich sehr wundern darüber, wie sich die Welt verändert hat.
Auch Athen bringt mir nicht die Ruhe, die ich so sehr ersehnt hatte. Auch hier sind die Monster eingefallen. Auch hier herrscht Kampf und Tod.
Ein Lichtblick bleibt: Der Orden des Prometheus, wenngleich in arger Bedrängnis, scheint zu wissen, wie man diesen Krieg führen und gewinnen kann.
In den Katakomben von Athen halten die Monster die Anführer des Ordens gefangen. Der Hoffnungsfunke der noch immer nicht erloschen ist wird zu einer kleinen Flamme als ich mich aufmache, diese Hand voll Leute aus den Klauen der Monster zu befreien.
In den bedrückenden Gemäuern der Katakomben finden sich Ausgeburten aus Hades' dunkelsten Ecken und oft entrinne ich der Wiedergeburt nur um Haaresbreite. Inzwischen ist dies so alltäglich geworden, dass es mir egal ist, wer mich wie oft ermordet. Ich habe die Befriedigung, dass am Ende immer ich derjenige bin, der den finalen Sieg davonträgt und ich beginne, die Reinkarnation doch als Geschenk zu sehen das es mir ermöglicht, meine Wut und meinen Hass zu kanalisieren. Im Fokus der Feind und das brennende Verlangen ihn zu vernichten.
Bei diesem Gedanken erschrecke ich vor mir selbst denn waren meine Ziele zu Beginn nicht edler Natur?
Soll wirklich Vernichtung mein Ziel sein?
Ich beschließe ein Umdenken denn mit solch dunklen Gedanken im Herzen bin ich nicht aufgewachsen. So mag ich nicht leben.
Mein Ziel ist es, eine Bedrohung aus der Welt zu schaffen. Das Dunkle und Böse zu verdrängen. Wenn das meine Tode und die Ständige Wiederkehr bedeutet, dann soll es eben so sein.
Tief unten in den Katakomben entbrennt ein Kampf an dessen Ende wieder ich der Sieger bin. Und endlich erfahre ich neue Bruchstücke vom gesamten Bild. Noch immer ist nicht wirklich klar was vorgeht aber es gibt eine Richtung die Besserung verspricht.
Die Führer des Ordens des Prometheus haben ein Schiff das mir auf meiner Reise helfen soll. Es bringt mich nach Knossos.
Knossos, eine der größten Städte auf Kreta ist für eines besonders bekannt: Die Palastanlagen von Minos unter denen sich das berühmte Labyrinth verbirgt. Mir schwant übles als ich die Reise antrete.

Tag 5
Auf Kreta angekommen führt mein Weg über Knossos genau in das Labyrinth. Wie mir berichtet wurde soll hier der Telkine sein Unwesen treiben den es zu besiegen gilt.
Telkine......
Kobolde.
Erfinder.
Gehilfen in der Schmiede des Hephaistos.
Errichter der ersten Götterbilder.
Und unangenehmer Weise Helfer und Handlanger der Titanen.
Es heist, dieser hier könnte einen Titanen befreien, der nicht von den Göttern getötet wurde. Das Grauen, dass sich dann über die Welt verbreiten könnte ist nicht auszumalen. Trotz meiner ausgeprägten Abneigung gegenüber dunklen Räumen und Höhlen im Allgemeinen sowie Labyrinthen im Speziellen mache ich mich auf die Suche nach diesem Helfer.
Alles verläuft erstaunlich glatt bis zu dem Punkt an dem ich an einem goldenen Portal klopfe hinter dem ein weiteres Monster auf mich wartet. Der Minotaurenfürst.
Ich trete ein, beschwöre meine fliegenden Begleiter und werde im Moment meiner Reinkarnation gewahr, dass ich den Ochsenkopf auf verheerende Weise unterschätzt habe. Es war ihm ein Leichtes mich zu töten noch bevor ich es richtig bemerkt habe.
Ich schwöre mir, aufmerksamer zu sein und wäre gerne schneller unterwegs. Auch dafür hat der Händler ein Papyrus aber aus Mangel an Erfahrung kann ich es nicht nutzen. Mir bleiben nur die Harpyien zur Unterstützung.
Wieder am Portal angekommen betrete ich den Saal des Minotauren, gefolgt von meinen fliegenden Verbündeten. Ich laufe Kreise um den Fürsten um meinen gefiederten Freunden den Angriff zu ermöglichen und die Rechnung geht scheinbar auf.
Bis der Fürst den Braten riecht, sich umdreht und kurzerhand zuerst die Harpyien tötet. Einen kurzen Moment habe ich Zeit, Eis auf den Minotaurus regnen zu lassen aber es reicht nicht ganz um ihn zu vernichten.
Wieder laufe ich im Kreis und Gedanken an Marathon kommen in mir auf. Immer wieder drehe ich mich kurz um, gebe einen Schuss auf den Gegner ab und renne weiter. Es dauert eine kleine Ewigkeit bis mein Verfolger zusammenbricht und ich endlich stehenbleiben und Atem schöpfen kann.
Wie von Geisterhand bewegt öffnet sich eine Tür und gibt den Weg frei. Ich denke, dahinter befindet sich der Telike.

Am Ende des Kanalraumes sehe ich den Telkinen an einer Schale hantieren doch bevor ich ihm zu nahe treten kann errichtet er eine magische Wand zwischen sich und mir. Kleine Lichter bewegen sich auf die am Rande stehenden Statuen zu die darauf zum Leben erwachen. Und gleich so viele!
Meine Harpyien sind sehr hilfreich, feuern Blitz um Blitz, erzeugen wirbelnde Energiefelder und erschweren meinen Widersachern das Kämpfen. Nach und nach dezimieren sich die Angreifer bis schließlich der letzte gefallen ist.
Der Telkine hat das bemerkt und läßt die schützende Barriere verschwinden. Langsam aber um so bedrohlicher nähert er sich mir, wendet sich dann aber doch der noch lebenden Harpie zu. Zeit für mich, alles was ich habe in seine Richtung zu werfen.
Ein Treffer! Aber oh ja - der Telkine verfügt über viel Kraft. Mein Treffer hat im fast nichts ausgemacht. Sein lachen scheint mich zu verhöhnen und er beschwört mit einem Wink Dämonen hervor die es ebenfalls auf mein Leben abgesehen haben. Also Flucht.
Die Dämonen verfolgen mich, ihr Herr und Meister verweilt auf der Stelle.
Keine gute Taktik, aber das kommt mir nur entgegen - mit den Dämonen werde ich wohl fertig.
Das Spielchen wiederholt sich. und nochmal und wieder und erneut.
Ich kann erkennen, dass die Lebenskräfte des Telkinen schwinden, stürze einen Heiltrank hinunter und werfe mich mit vollen Kräften in die Schlacht.
Noch zwei, vielleicht drei Treffer sind nötig als der Telkine wieder Dämonen beschwört.
Erleichterung macht sich in mir breit als er trotzdem in einem letzen Aufschrei tödlich getroffen zu Boden sinkt und seine Schergen sich in Wohlgefallen auflösen.
In der Hoffnung, dass der Kampf nun ein Ende hat knie ich erschöpft nieder um zu Atem zu kommen als sich ein Geheimgang öffnet. Ein Junger Mann tritt heraus, erstaunt über meinen Sieg, glücklich, mich am Leben zu sehen aber mit der Aufforderung, dass ich Imhotep in Rhakotis treffen muß.

Imhotep.
Baumeister in Ägypten, Ratgeber des Pharaoh, Gelehrter, Schriftsteller, Erfinder.....
Um diesen Mann winden sich mehr Mythen und Legenden als die Hydra Köpfe hat.
Ob er derjenige ist, der Licht ins Dunkel bringen kann?

Ich weis es nicht - aber ich werde ihn treffen.
Ich treffe den sagenumwobenen Imhotep.
Ich einfacher Mann.
Ich, der ich weder Genie noch Krieger noch Magier bin.

So weit also kann man kommen, ohne der Versuchung dunkler Kräfte zu verfallen

Das ist es Wert, Griechenland den Rücken zu kehren.

In Ägypten führe ich mein Tagebuch fort. Bis dahin schließe ich es und genieße die Ruhe, die die lange Reise verspricht.
Hoffentlich hat es auf dem Meer keine Monster.

Oh - und dashier bin ich: Arty ohne Meisterschaft und mit 0 vergebenen Attributspunkten!
Bild


Abschied
Hinter dem geheimen Gang wartete ein Schiff auf mich und ich gebe mein Schicksal in die Hände des Mannes der sich als Kapitän Apollodorus zu erkennen gibt. Wir fahren nach Ägypten.
Hinter mir, der ich nie eine Schlacht anfangen und nie Teil eines Krieges sein wollte liegt ein Weg, der mit dem Blut erschlagender Feinde getränkt ist. Können alle guten Taten die ich vollbracht habe all das Elend, all den Tod aufwiegen, den ich gebracht habe?
Mit einer fahrigen Handbewegung versuche ich, diese dunkeln Gendaken zu verdrängen. Es waren Ausgeburten der Hölle, die ich vernichten musste. Kreaturen, die die Götter verhöhnen.
In der Hoffnung, dass die beflügelten unter ihnen uns nicht aufs Meer folgen startet die Reise zu neuen Ufern mit nur einer einzigen armseeligen Gewissheit: es wird weiter Krieg herrschen. Wenn Imhotep wenigstens weis, warum die Welt so sehr aus den Fugen gerät.
Am Heck des Schiffes stehend sehe ich, wie das Ufer in immer weitere Ferne rückt. Obwohl es meine Heimat ist, der ich da den Rücken kehre kommt kein Gefühl der Sehnsucht auf. Dieses Griechenland wird erst dann wieder eine Heimat für mich sein, wenn dieser Krieg ein Ende hat.
Ich füge mich mehr und mehr in das mir auferlegte Schicksal, Teil dieses Krieges zu sein der kam, ohne mich zu fragen ob ich ihn wolle.

Mit diesen Gedanken an Leonidas weisen Satz lege ich mich schlafen und zum ersten mal seit Tagen habe ich das Gefühl, in Sicherheit zu sein.

Ein tiefer Schlaf umfängt mich. Im Traum sehe ich Bilder die ich lieber vergessen würde, höre die erstickenden Schreie der im Krieg gefallenen, nehme erneut die Freude derer wahr, die sich oder ihre Familie retten konnten. Zeit und Raum gehen verloren und als ich erwache kann ich nicht sagen ob ich Stunden, Tage oder Wochen schlief.
Mir scheint ein Jahr ist verganden...

In Ägypten geht es weiter
Zuletzt geändert von FourOfFour am 15.02.2012, 18:26, insgesamt 19-mal geändert.

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ShuyiN
Zyklopenzerstückler
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Registriert: 11.03.2008, 06:29

Beitrag von ShuyiN » 06.07.2008, 18:16

wow! ein sehr guter erfahrungsbericht / eine sehr gute geschichte! :good:

manchmal ist sie allerdings etwas kurz gefasst, wie zum beispiel hier ->
FourOfFour hat geschrieben:Ein unscheinbares Männchen hat versucht, seine Medizin ohne Geleitschutz zu transportieren. Wie töricht kann man sein?
Und wer darf es richten? Ich natürlich.
Damit nicht genug - ein trotteliger Bauer hat die Mitgift für seine Tochter an einen Dämon verloren und erwartet von mir, sie zurück zu holen.
es ist zwar gut, dass du nicht alles ausführlich beschreibst, immerhin kennen wir die 4 akte jetzt wohl alle gut genug, aber dann hättest du solche dinge einfach auslassen sollen anstatt sie zu überfleigen, weil das in meinen augen ein wenig an der tollen hauptperson kratzt, die du in vielen anderen ansätzen so gut in szene setzt! später, wenn du den abschnitt megara auslässt, hast du ihn sehr gut umschrieben & und ihn einfach zu einem kleinen stück faden gemacht bei der verbindung von sparta und delphi! das ist doch sehr viel besser als stumpf die ereignisse aufzuzählen! :wink:
FourOfFour hat geschrieben:Mir schient, Hades macht seine Arbeit nicht! Anders ist nicht zu erklären, woher diese Untoten kommen.
Ist nicht die Bake von Charon ein Schiff, das nur in eine Richtung übersezt?
Warum nur gebieten die Götter nicht Einhalt?
Inzwischen habe ich auch mehrfach die Stimme der Verführung gehört. Sie verspricht große Macht, rohe Kräfte, Geschicklichkeit.
Sie will mir den Weg des Kriegers schmackhaft machen und flüstert mir ein wer ich werden könne.
Aber ich will nicht werden - ich will bleiben wer ich bin.
Ich will weder mehr Kraft noch will ich ein Genie sein - ich bin zufrieden mit dem was mir gegeben wurde.
Also höre ich nicht auf diese Stimme und gehe meinen Weg so weiter wie die Götter mich schufen.
Herkules würde über meine Kräfte lachen - aber es war genug um allen zu helfen die darum gebeten haben.
Mit Hermes könnte ich auch nicht um die Wette laufen und im Umgang mit dem Bogen würde ich nebem Odysseus wie ein Knabe wirken, der zum ersten mal einen Pfeil in den Händen hält.
das ist eine tollen stelle! der sarkasmus und das einbringen von hintergründen ist wirklch super... da hast du dich auch sehr gut in die lage eines titan quest-chars hineinversetzt und schilderst die gedanken so, als wäre das alte griechenland echt deine umwelt!
FourOfFour hat geschrieben:Reinkarniert!
Welcher grausame Gott hat sich diese Strafe einfallen lassen?
Womit habe ich es verdient, wie Sysiphus die gleiche Aufgabe so lange zu versuchen, bis sie mir gelingt?
auch sehr gut! tolle metapher...
FourOfFour hat geschrieben:Am Ende kann ich die Zentauren doch noch besiegen. Leonidas' Aussage, dass er meinte, dafür bedürfe es eines Kriegers kränkt mich
zutiefst. Waren doch alle seine Krieger nicht in der Lage, diese Arbeit zu verrichten.
Da muß ein Bauer kommen um zu tun, wofür Soldaten da sind.
Eigentlich ist seine Aussage ein Armutszeugnis für die Armee.
naja, eigentlich wird im spiel doch gesagt, dass man keine soldaten mehr übrig hat, die nessus töten, da man so überrascht wurde von der plötzlichen wildheit der tiervölker!
FourOfFour hat geschrieben:Auch die von ihr beschworenen Vasallen
zerbrechen wie Eis wenn sie von den Schneeflocken berührt werden.
Während dieses Erlebnisses reift ein Entschluß in mir:
Beschworene Vasallen wären eine willkommene Hilfe. Zwar nur kurzzeitig aber bisher hat kein Kampf wirklich lange gedauert.
Ich werde daran denken wenn mir wieder ein Händler begegnet. Vielleicht kann einer von ihnen mir helfen.
eine sehr gute anekdote, die sich spieltechnisch auf den einsatz von schriftrollen bezieht... allerdings hätte man statt der suche nach einem händler auc hschreiben können, dass man sich danach in der nächsten großen stadt umsehen wird...

die ersten 2 absätze von tag 4 sind auch sehr gut gelungen, wie auch der gedanke über den satyrenhändler!
erst bei den 9 gorgonen wird mir klar, dass du xmax spielst, was ich schon bei "Wildschweine und Satyrn" vor Helos vermutete, da es nur 1 Wildschwein ist ohne xmax...

Auch wenn es, wie ich am anfang auch schon erwähnt habe, durchaus von vorteil ist ein paar unwichtige dinge auszulassen, lässt du am ende doc hetwas viel weg so ungefähr ab ende tag 4 - plötzlich ist man bei den gorgonen, dann in athen... nachdem man dort das gebäude des promotheus-ordens durchkämt hat ist man dann wenige zeilen später in knossos, dem nur noch 2 kämpfe, der minotaurus & der telkine, folgen...

FAZIT: Mehr Geschichte, als erfahrungsbericht - öfters brilliant als schlecht ! eine gute erzählung :good:

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Beitrag von Perturabo » 07.07.2008, 01:26

Sehr schöne Geschichte, sehr gutes RPG *nick*

@ShuyiN sieh es mal nicht als Spieler, was hier steht, sondern als Leser. Willst du alles wissen? Musst du alles wissen? Ab und an mal ein paar Dinge einfügen, andere dann wieder überspringen, das bedeutet dem Leser eben nicht die gesamte Story auf zu bürden. Es muss verfolgbar sein, darf aber gleichzeitig nicht zu umfangreich werden. Die Aufzählung der kleineren Aufträge passt da auch sehr gut rein - es ist ein Abbild der Meinung des "Helden, der keiner sein will". Er sieht nicht alles so, wie es ein Spieler dahinter sehen würde und das ist hier nahezu perfekt wieder gegeben worden.

Meine Kritik: ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler, die einer Überprüfung durch Word kaum Stand halten werden und mehr kann und will ich auch nicht kritisieren. Es ist deine Geschichte und sie ist so wie sie ist absolut lesenswert :clapping:

P.S. Für ein RPG-Forum 8)
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Beitrag von FourOfFour » 27.07.2008, 13:51

Update: Bildspeicher geht wieder wie gewohnt.
Bild des Nichthelden eingefügt.

Wer an dem Char Interesse hat:
Ich habe die Figur bis Level 27 gespielt und keinen einzigen Punkt vergeben.

Wer also Meisterschaften testen will und dafür einen "Blanko-Charakter" benötigt kann sich bei mir melden

Edit vom 4.2.2012:
Bisher hat keiner danach gefragt und inzwischen ist mir Arty so sehr ans Herz gewachsen, dass es mir wie Verrat vorkäme, ihn zu teilen oder als Klon im Spiel zu sehen.
Einen Download oder ähnliches wird es also nicht geben.

Auch wenns schon irgendwie komisch klingt.



Gruß - 4of4
Zuletzt geändert von FourOfFour am 04.02.2012, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Judge » 04.09.2010, 01:12

Grad gelesen und Lob hinstell. Kann jederzeit abgeholt werden =D.
Projekt Nahkampfelementarist: Stand - Lvl 54, ep. Gefängnis der Seelen

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Wow - so lange hält ein Thread

Beitrag von FourOfFour » 15.09.2010, 19:44

Hallo Judge,

da ich nicht im Lande war hole ich das Lob jetzt erst ab :-)
Trotzdem tue ich das gerne, obwohl es mich reichlich wundert, dass der Beitrag nach so langer Zeit noch gelesen wird.

Gruß - 4of4
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Und Arty, der Nichtheld ohne Meisterschaft

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Fortsetzung folgt

Beitrag von FourOfFour » 28.08.2011, 18:22

Hallo Forum,
eigentlich hatte ich das Spiel schon satt :roll:

Aber wie's so ist....
Da hst wer was gelesen, was geschrieben, was gesagt - und ich hab eine Mail bekommen die mir das mitteilt.
Meinen Account hier gibts noch?
Jo....

Und mein Tagebuch, das mehr als ein Jahr alt ist, wird noch gelesen - sogar von Neulingen noch!

Also das Spiel nochmal installiert, das Backup mit den alten Charakteren gesucht und gefunden und was sehe ich?
Arty ist auch noch da :lol:

Also setze ich das Tagebuch mal fort und sehe wer sich dafür interessiert.

Gruß - 4of4

_______________________
Edit: Tippfehler beseitigt
Zuletzt geändert von FourOfFour am 18.09.2011, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spielen ohne Meisterschaft - Tagebuch des Nichthelden

Beitrag von FourOfFour » 03.09.2011, 17:30

Ägypten

Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, bevor der Turm von Pharos sein leitendes Licht am Horizont leuchten läßt. Obwohl ich kein Seemann bin wird mir die Bedeutung und die Wichtigkeit des Turmes schlagartig bewußt.
Was für eine großartige Erfindung um die mutigen Seefahrer vor der Heimtücke der letzten Meilen zu bewahren.
Der Kapitän nimmt Kurs auf Rhakotis das einfacher zu erreichen ist. Sein Hafen erlaub selbst den größten Schiffen ein sicheres Anlegen und Ankern, dort soll Imhotep warten. Wo sonst? Schließlich steht in Rhakotis die große Bibliothek.
Ich habe über die große Bibliothek bisher nur Gerüchte gehört und wenn nur die Hälfte dessen was ich gehört habe stimmt, muss es ein imposantes Gebäude sein, ausschließlich errichtet um das Wissen dieser Welt zu sammeln, zu archivieren und zu teilen.
Doch wenn hier das Wissen der Welt lagert - ist es dann nicht vorbestimmt, dass die Eindringlinge hier danach suchen werden? Wenn es ihnen um Eroberung und Unterwerfung geht - brauchen Sie dann nicht jede Macht die ihnen in die Hände fallen kann?
Müsste ein weiser Mann nicht denken, Wissen und Macht seien ein und dasselbe? Und müßte ein gerissener Imperator nicht ähnliches vermuten?
Wenn nach Macht gesucht wird - ist dann nicht Wissen das erste was man suchen muss?
Im Hafen treffe ich auf Imhotep. Auch er ist bedrückt von der Untätigkeit der Götter die Monster und Untote auch in Ägypten freie Hand zu lassen scheinen. Seine Hoffnung auf ein Kriegsende setzt er in eine Zeremonie in deren Verlauf er direkt mit den Göttern sprechen will. Alles was er braucht um die Zeremonie standesgemäß durchführen zu können ist eine Schriftrolle und sein Auftrag an mich ist, diese zu besorgen.
Wie nicht anders erwartet liegt die Rolle in der Bibliothek, die von Monstern bewacht und verteidigt wird.
Auf dem Weg durch die Stadt wird mir klar, dass die Schrecken in Ägypten nicht weniger werden - sie vermehren sich.
Armeen von Schakalwesen treiben ihr Unwesen und machen Jagd auf alles was sich bewegt. Statt gewöhnlicher Haushunde halten sie sich übergroße Skorpione die sich wegen ihrer Giftstacheln als gefährliche Gegner erweisen.
Als Wüstentiere sind sie allerdings der Kälte meiner Schneekugel nicht gewachsen und wieder bin ich glücklich, dass mein Gönner mir dieses magische Artefakt gab.
Wer immer er ist - er hat bisher gut für mich gesorgt und ich baue fest darauf, dass er es weiter tun wird.
Auf dem weg in die Bibliothek sehe ich Soldaten gegen die Armeen der Monster ankämpfen. Einige haben sich verschanzt und verteidigen Hohlwege und Durchgänge was wohl der Grund dafür ist, dass es am Hafen etwas ruhiger war. Sie kämpfen tapfer - jeder einzelne von ihnen. Einer jedoch wütet wie eine Furie in den Reihen der Gegner und mir scheint, dass nicht nur der Krieg ihn antreibt.
Er kämpft mit Wut, mit Hass, der ihm übermenschliche Kraft zu geben scheint. In einer der wenigen Atempausen erklärt er mir, dass die Schakalmenschen ihm ein Schwert gestohlen haben, dass für ihn offensichtlich von großem Wert ist. Er weiß auch, wo es zu finden ist, kann aber seine Stellung nicht aufgeben um es sich zurückzuholen.
Ich verstehe seinen Schmerz und beschließe, auf meinem Weg in die Bibliothek die Augen offen zu halten - vielleicht kann ich das Schwert für ihn retten. So tapfer wie er sich schlägt hätte er es verdient.

In den nächsten Stunden schlage ich mich durch die Front der Monster, fest darauf bauend, dass meine Eiskugel sie alle niederstreckt. leider vernichtet das Eis auch die Rüstungen der Gegner und nur selten ist es ein höherrangiger Soldat oder das was diese Monster als Offiziere empfinden, der etwas bei sich hat was mir nützlich sein könnte. Einige Ringe habe ich bereits eingesammelt in der Hoffnung sie verkaufen zu können. Auch Gold verschmähe ich in letzter Zeit nicht, wer weis wofür ich es später brauchen kann. An Rüstung mangelt es eigentlich nicht aber Panzer, Arm- und Beinschienen die sich als passend erweisen sind nicht gerade leicht zu finden.
Dennoch konnte ich meinen Aufzug inzwischen um diese Teile und eine Kopfbedeckung bereichern.
Einige der Gegenstände scheinen meiner Gesundheit gut zu tun, andere ließen meine Kräfte wachsen und wenn ich mich nicht täusche kann ich mit bestimmten Beinschienen schneller laufen.
Es tut einfach gut und ich bin mir nicht mehr so sicher, ob die Verlockungen durch diese seltsame Stimme nicht vielleicht doch etwas ist, dem ich nachgeben sollte.
Wenn ich einfacher Mann bis hierher gekommen bin - was könnte ich anrichten, wenn sich meine Kräfte verzehnfachen?
Einige der Waffen die ich gesehen habe scheinen furchterregend und tödlich, aber keine davon konnte ich vernünftig handhaben. Einer der Händler die ich traf hat mich ganz offen ausgelacht bei dem Versuch, meine Schneekugel gegen eine Axt zu tauschen.
Und wenn ich ein Magier würde?
Würde mir die Schlacht nicht einfacher fallen, wenn ich meine Feinde mit einer simplen Handbewegung in den Hades befördern könnte?

Mephisto soll gesagt haben "Ich bin ein Teil der Macht die stets das Böse will und dann das Gute schafft" und mir drängt sich die Frage auf, ob ich mir diese munkeln Mächte zu eigen machen könnte um mit ihnen gutes zu Wirken.

Ist jemals aus etwas bösem etwas gutes hervorgegangen?

Unschlüssig und verunsichert setze ich meinen Weg in die Bibliothek fort und bei den Banditen die ihn mir versperren wollen finde ich das Schwert das Anherru beschrieben hat.

Die Bibliothek ist bereits in den Händen der Plünderer und der völlig verängstigte Bibliothekar traut sich schon nicht mehr in die Hallen der gesammelten Weisheiten. Er trauert um verbrannte Schriftrollen und zerstörte Schätze, kann mir aber sagen wo ich die Rolle finde die Imhotep braucht.
Ein paar dutzend getötete Feinde später finde ich die Rolle, nachdem ein übergroßer Käfer versucht hat, mir das Lebenslicht auszupusten.
Mir fiel auf, dass ich ihn sehr häufig treffen musste bis er endlich in sich zusammenbracht.
Ich finde ihn den Kellerräumen zwar die Schriftrolle, der Weg nach Rhakotis ist aber versperrt weil Teile der Bibliothek während der Kämpfe zerstört wurden. Der einzige Ausweg aus dem Gebäude führt mich in die Wüste.
Am Rande des Hathor-Beckens beschließe ich die Nacht zu verbringen.
Da ich Imhotep heute sowieso nicht mehr erreichen kann ist Schlaf und Erholung die beste Alternative.


Da liegt er, mein Schützling, schläft den Schlaf des Gerechten und ist sich nicht bewusst, dass er der Auserwählte ist.
Auserwählt von mir, Zeus, weil ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge darauf blicke, wie sich die Sterblichen bis so weit jenseits dessen entwickelt haben, was ich einst für sie geplant hatte. Von den einfachen Wesen als die ich sie erschuf, ausgestattet mit Neugier und Wissensdurst, sind sie in den Äonen zu Baumeistern, Kriegern, Seefahrern und Entdeckern geworden. Ganz so wie es mein Plan vorsah wurden sie selbstständig. Ich empfinde es nicht als Beleidigung, dass sie sich mehr und mehr von uns Göttern abwenden - ich bin stolz darauf, dass sie es so weit gebracht haben, dass man sie nicht wie die Kleinkinder ständig hätscheln muss und immer in der Angst leben muss, dass sie untergehen könnten.
Um so mehr betrübt mich der Versuch der letzten Telkinen, ihnen einen Titanen in den Weg zu stellen.
Es gefährdet meinen gesamten Plan und würde die Menschen im Falle des Erfolges dem Untergang weihen. Der gesamte Olymp war in Aufruhr weil ich verboten habe, einzugreifen.
Warum nicht helfen?
Poseidon war bereit, den Titanen mit allen Wassern dieser Welt hin fortzuspülen. Ares stellte sich hinter ihn und versprach Armeen gottgleicher Krieger denen selbst die Titanen nicht gewachsen wären.
Aber würden wir die Menschen nicht in die Unmündigkeit zurückwerfen aus denen Sie vor so langer Zeit ihren Aufstieg begangen haben?
Das darf nicht passieren und so war der Handel auf den wir uns einigen konnten beschlossen.
Ich suche einen der Ihren aus. Reinen Herzens und froher Natur sollte er sein. Keiner der noch auf der Erde lebenden Halbgötter. Kein Perseus oder Herkules. Einen, der sich nicht zum Helden geboren sah und von dem ich annehmen kann, dass er der Rolle gewachsen sei.
Die kleine Hintertür, dass ich ihn über die Reinkarnation auf den Status eines Unsterblichen hebe habe ich den anderen aber wohlweislich verschwiegen. Wenn mein Schützling vor der gekommenen Zeit Hades in die Hände fällt ist alles verdorben.
Hades...
Schon wieder plant mein Bruder den Verrat an meiner Schöpfung, im Glauben verharrend, mir wären seine Intrigen nicht bekannt.
Aber mein Schützling wird sich später wohl auch ihm stellen. Später, wenn er der Held geworden ist der tatsächlich in ihm steckt.
In seinen Träumen habe ich ihm schon die Wege gezeigt die sich ihm eröffnen und ich bewundere, wie sehr er sich bemüht, der einfache Mensch zu bleiben als der er geboren wurde. Früher oder später aber muss er sich seinem Schicksal ergeben.
Oder er scheitert.
Noch glaubt er, allen Herausforderungen entgegentreten zu können wie er ist und doch kann ich sehen, dass die Hindernisse der Zukunft seine Kräfte übersteigen.
Keine Waffe und kein Heiltrank wird ihn auf ewig retten. Er wird mit seinen Aufgaben wachsen müssen. Ganz sicher wird der Punkt kommen, an dem er erkennt, dass es nicht die schwarze Magie ist die ihn rettet und dass er der Krieger sein kann, den ich in ihm sehe.
Noch ist er stolz zu sein wie er ist aber er wird überrascht sein, wie stolz er auf sich sein wird wenn er erkennt, welches Potential in ihm steckt.
Wie den meisten Menschen ist ihm sein göttlicher Ursprung nicht bewusst.
Was ihn von den meisten unterscheidet - und warum ich ausgerechnet ihn erwählt habe - ist der Fakt, dass in ihm der Samen der Erkenntnis bereits keimt. Seine Zweifel darüber, ob er die Mächte die sich ihm dadurch eröffnen meistern kann ist der Beweis, dass meine Wahl richtig war.
Kein voreiliger Springinsfeld.
Kein draufgängerischer Prahlhans.
Ein scheinbar einfacher Mann. Wie ein einfacher, unscheinbarer Stein, der erst nach endlos scheinender Arbeit als strahlender Edelstein die Stirn eines göttlichen Hauptes schmücken darf.
Ich werde ihm keine Mächte schenken wenn er nicht bereit ist, sie freiwillig zu akzeptieren.
Freier Wille.

Aber ich bin mir sicher, er wird es schaffen.
So ist alles, was ich heute für ihn tue, seinen Vorrat an Heiltränken aufzufüllen und ein Geschenk wahrlich göttlicher Natur in seinen Taschen verschwinden zu lassen.
Er hat es verdient.


Wieder unterwegs
Schlafen in der unwirtlichen Umgebung einer Sandwüste ist etwas, woran ich mich lieber nicht gewöhnen möchte. Der Sand reibt in allen Poren, Staub liegt auf einem und trocknet Haut und Atemwege, die Hitze und die Trockenheit laugen den Körper aus.

Ob es an der Erschöpfung, der Gegend oder den erlebten Schrecken der letzten Tage liegt kann ich nicht sagen, aber sonderbare Träume begleiten mich seit einiger Zeit. Wenngleich mich die Bilder von Schlachtfeldern und Kriegsszenen erschrecken, so ist es der Krieger der mich ruhig schlafen lässt, der stets am Ende meiner Träume in funkelnder Rüstung als letzter auf dem Schlachtfeld steht.
Leuchtend, Zuversicht ausstrahlend und souverän. Vor allem aber unverletzt. Wie so oft in Träumen hat er kein Gesicht das ich erkennen kann und meistens sehe ich ihn nur von hinten.
Sonderbarer Weise erwache ich immer genau in dem Moment in dem er sich mir zuwendet. Der Traum wiederholt sich heute schon zum x-ten mal; er scheint mein Begleiter in dieser schweren Zeit zu werden.
Aber ich muss weiter - verweilen in der aufgehenden Sonne ist wohl nicht das richtige. Irgendwo muss der Weg der vor mir liegt hinführen - und schlussendlich ein Ziel haben.
Wasser ist Mangelware in dieser Gegend und ich bin froh, dass ich noch einen Rest des sonderbaren Trankes habe, der nicht nur Wunden heilt sondern auch den Durst länger löscht, als ich das von jedem anderen Getränk kenne.

Ich gehe also die ersten Schritte, aber irgendwas ist anders als es Gestern war bevor ich mich zur Ruhe legte.
Das Gewicht meines Rucksacks ist größer geworden - oder schwinden meine Kräfte?
Pause machend öffne ich meinen Beutel und muss ungläubig feststellen, dass sich ein wahres Füllhorn an Tränken darin befindet.
In dieser Wüstengegend ein mehr als willkommenes Geschenk.
Und was ist das?
Ganz unten im Beutel sehe ich ein schwaches Leuchten. Ein Glitzern unirdischer Natur für das ich keine Erklärung habe.
Ist das etwas bedrohliches? Etwas gefährliches?
Ich kippe den Beutel vorsichtig aus und betrachte argwöhnisch die kleine Kugel die mir vor die Füße rollt
Bild

Scheinbar geht keine Bedrohung von ihr aus. Trotz der feurigen Erscheinung ist sie nur wenig warm und wenngleich der darin schimmernde Totenkopf nicht gerade einen freundlichen Eindruck macht treibt mich die Neugier dazu, das kleine Schmuckstück genauer zu untersuchen.
Als ich danach greife durchfährt mich die Wärme der Kugel, mein Herz schlägt ruhiger, mein Atem langsamer und ich habe den Eindruck, das Gewicht meines Körpers und meiner Ausrüstung verringert sich.
Probeweise lege ich das schöne Stück wieder beiseite und die Welt normalisiert sich wieder.
Faszinierend.
Dieses Schmuckstück ist ein Geschenk der Götter!
Mein Gönner hat sich wohl wieder mal als Behüter betätigt und mit wachsendem Vertrauen setze ich den Weg fort ins Hathor-Becken. Ich hatte nicht erwartet, dass mir hier weniger Monster auflauern, es freut mich aber, dass ich vielen von ihnen aus dem Weg gehen kann. Töten, sag' ich mir immer wieder, ist keine Lösung und nur wenige Scharmützel finden statt auf dem Weg durch diesen Teil der Wüste.
Es dauert nicht so lange bis ich die Stadttore von Sais erreiche dessen Bauern von Krokodilmenschen eingeschüchtert und von ihren Feldern vertrieben wurden.
Krokodilmenschen?
Was denkt man sich auf dem Olymp als nächstes aus?
Die reptilienartigen Wesen können als Kaltblüter der Schneekugel nichts entgegnen und im Handumdrehen sind die Bauern wieder Herr der Lage.

Ein erstes mal finde ich echten Gefallen daran, wie sie mich als Helden feiern. In Sais selbst treffe ich dann auf Tuthi der mir vom Überfall eines Telkinen auf die örtlichen Tempel berichtet. Imhotep, den ich hier treffen sollte, ist nach Memphis geflohen und mein weiterer Weg somit festgelegt. Die Schriftrolle muss nach Memphis denn wenn Imhotep wirklich mit den Göttern in Kontakt treten kann ist noch nicht alle Hoffnung verloren.

Nicht zu weit weg von Sais erregt eine Ruine meine Neugier. Ein Tempel oder ein Grab das scheinbar noch nicht geplündert ist - oder nur teilweise.
Leuchtende Grabsteine stehen davor deren grünes Schimmern mich magisch anzieht. Kaum aber bin ich näher herangetreten erscheinen unter lautem Knochenrasseln drei Untote und gehen auf mich los. Obwohl sie keine wirklich gefährlichen Gegner zu sein scheinen entferne ich mich von dem Grabstein. Als die drei ihren Kampf verloren haben kommt die Neugier auf.
Waren das alle?
Ist der Stein so eine Art Tor in die Unterwelt?
Erneut nähere ich mich dem Stein und wieder tauchen drei Gestalten auf.
Nach dem Kampf beschließe ich, dieses Portal in Hades' Reich zu vernichten und zerstöre den Stein was mir den Weg in die Ruine freigibt.
In der Ruine, die offensichtlich doch ein Grab ist, stoße ich auf riesenhafte Würmer deren Gestank einen erwachsenen Mann in die Knie zwingt.
Wovon haben die gefressen, dass sie so riesig wurden?

Bild

In den Grabkammern finde ich einige sehr schöne Gegenstände - leider wieder vieles was mir nicht passt, mich erdrückt oder dessen Gebrauch meine Kräfte und Fähigkeiten übersteigt.

Außerdem treffe ich auf recht unangenehme Gegner.
Was passiert, wenn man einen Untoten töten will?
Bisher war ich der Meinung, Hades behält die Toten in der Unterwelt, meine eigene Reinkarnation straft den Gedanken aber Lüge.
Dieser Gegner hier ist offensichtlich schon tot und stirbt im Kampf gegen mich erneut um dann wieder vor mir zu stehen.

Bild

Erst als ich ihn in dieser feurigen Gestalt besiegt habe verschwindet er aus dieser Welt.
Hoffentlich für immer.
Diese Welt ist nicht groß genug für Lebende, Untote und getötete Untote.
Mir dreht sich der Kopf bei dem Gedanken.

Also nichts wie raus hier und Imhotep aufsuchen.

Die Reise von hier nach Memphis verläuft weitgehend unspektakulär bis sich vor den Toren der Stadt Dünenräuber, Hyänen und Geier gleich rudelweise auf mich stürzen. Ein Glück, dass mein Vorrat an Heiltränken scheinbar endlos ist.
Schon bei andern getöteten Feinden, aber auch in Kisten und Truhen habe ich merkwürdige Bruchstücke keramischer Art gefunden. Runde Teile, eckige Teile, alles offensichtlich Scherben die irgendwie zusammenpassen.
Bevor ich Memphis erreicht habe habe ich von diesen Teilen dutzende gesammelt. Ich spreche mit dem Mystiker in Memphis der mir erklärt, dass es Scherben mit magischen Kräften sind. Man benötigt aber alle Teile eines solchen Gegenstandes um ihn zusammenfügen zu können.
Der Mystiker findet außerdem Gefallen an der seltsamen Kugel und erklärt mir, dass diese wundervollen und extrem seltenen Artefakte einem Mann gottgleiche Kräfte und Fähigkeiten verleihen.
Sicher übertreibt er - aber ich habe schon den Eindruck, dass es mir besser geht und ich stärker bin seit ich das Schmuckstück besitze.

An der Karawane in Memphis gebe ich alles ab was mich belastet.
Vielleicht kann ich einiges davon später weiter verwenden, jetzt ist es nur Ballast in meinem Beutel.

Memphis! Naja -wohl eher "Men-Nefer"; streng genommen sogar "Nut men-nefer-Pepi-meri-Ra", die Stadt Pepis, vollkommen und ewig und von Ra geliebt. Umgeben von Bauten monumentaler Schönheit genieße ich die Ruhe die innerhalb der Stadtmauern herrscht und suche nach Imhotep.
All' das Töten und Chaos muss ein Ende finden.

Der gebrechliche alte Mann steht an einem der Stadttore und versinkt augenblicklich in das Studium der vergilbten Schriftrolle. In Gedanken murmelt er Worte einer Sprache die ich nicht kenne und tief in mir kämpfen zwei widersprüchliche Gedankengänge um die Vorherrschaft.
Einerseits bewundere ich Imhotep für sein Wissen und seine Zuversicht. Als ich ihn so betrachte stelle ich mir vor, dass dieser in sich zusammengesunkene alte Mann vielleicht ein Magier oder Priester ist, der die Macht der Zauberei bis zu einem Punkt beherrscht, der ihn direkt mit den Göttern sprechen lässt.
Gibt es diese Mächte also wirklich?
Wenn ja - was passiert wenn jemand sie erlangt um damit die Welt zu unterwerfen?
Meine Bewunderung kehrt sich in Unbehagen und mein erster Gedanke, dass niemand solche Kräfte haben dürfe kehrt zurück.

Imhotep sieht mir lange in die Augen. Sein Antlitz ist grau geworden und einiges der Hoffnung und Euphorie die noch vor kurzem darin schimmerte ist erloschen. Die Schriftrolle ist nicht der Schlüssel, sie enthält lediglich eine Anleitung.
Offenbar sind weitere magische Gegenstände notwendig, um die Zeremonie durchzuführen die Imhotep erwähnte. Seine Niedergeschlagenheit beruht darauf, dass er zwar die Gegenstände kennt, nicht aber den genauen
Ort an dem sie sich befinden.
Wenigstens kann er es eingrenzen und nennt mir die Sphinx in Gizeh und die Oase Fayun als Ziele an denen ich meine Suche beginnen kann.
Der Respekt den ich diesem großen Mann entgegenbringe hindert mich daran, seinen Befehlston als beleidigend zu empfinden. Ich habe all die Qualen dieser Reise auf mich genommen, habe mich bis hierher im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschlagen und er redet mit mir als wäre ich der Laufbursche. Mach dies, besorge das, und beeil' dich gefälligst damit.
Hier hat niemand ein "Bitte" oder gar ein "Danke" auf den Lippen.
Die Zeiten sind schwierig und die Situation ist angespannt - dahingestellt.
Selbst die einfachsten Bauern haben Worte der Dankbarkeit und der Bestätigung gefunden. Worte die mir so unendlich viel wertvoller scheinen als kostbare Rüstungen oder Gold.
Imhotep kennt nichts dergleichen.
Vielleicht lastet auch nur der Druck zu sehr auf ihm - schließlich hat er sich vorgenommen, diese Welt im Alleingang zu retten.
Naja - Alleingang wohl nicht. Trotz der umfassenden Magie über die er so offensichtlich verfügt braucht er für sein ehrerbietendes Vorhaben mich - einen einfachen Bauernburschen, der für ihn die Laufdienste erledigt und der Kopf und Kragen riskiert auf der Suche nach (er)-Lösung.
In diesem Gedanken liegt ungewollt ein stolzer Moment.
Der mächtige, ehrwürdige Imhotep braucht nicht Armeen, Helden, magische Gefährten oder Zauberei. Er braucht.... mich.

Das Hochgefühl das dieser Erkenntnis folgt hilft mir, mich auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren und die Stadttore von Men-nefer in Richtung Gizeh zu durchschreiten.

In Gizeh
Bereits von weitem kann ich die Spitzen der Pyramiden sehen deren goldenes Schimmern dem Wanderer schon aus weiter Ferne Ehrfurcht einflößt. Die Oberflächen aus weißem Marmor reflektieren wie Spiegel das Sonnenlicht und lassen die majestätischen Gebäude in herrlichem Glanz erstrahlen. Wie geblendet von diesem Glanz wandere ich über den heiligen Boden auf dem Jahrhunderte an diesen einmaligen Monumenten gebaut wurde. Ich erschauere bei dem Gedanken daran, wie selbstlos hier die Arbeiter für ihre Pharaonen diese wie Festungen anmutenden Grabstätten errichtet haben.
Leider hat der mysteriöse Krieg auch vor dieser heiligen Stätte nicht halt gemacht. Die Sphinx ist beschädigt worden, die Pyramiden aufgebrochen und entweiht, Tempelstätten geschändet und zerstört.
Je mehr ich Teil dieses Kampfes geworden bin, desto mehr treibt mich die Hoffnung, dass ich ihn irgendwann beenden kann und so stelle ich mich den übergroßen Insekten dieser Wüste ebenso wie den auch hier in großer Zahl umher laufenden Untoten.
Selbst die Skarabäen, eigentlich geschätzt als Zeichen der Schöpfungskraft, den Göttern Re und Chepre gewidmet scheinen sich gegen die Menschen zu richten.
Ich habe schon gehört, dass der seltsame Telkine Horden von Monstern und Insekten beschwören kann. Damit, das Symbol des Sonnengottes gegen die Menschen zu hetzen erschreckt er mich allerdings zutiefst.
Auch diese Wüstenbewohner scheinen für die Kälte der Eiskristalle besonders anfällig zu sein, meine Kugel tötet sie mit der gewohnten Zuverlässigkeit. Mehr Probleme machen die sonderbaren Sandgeister die wie aus dem Nichts auftauchen und oft hilft mir nur eine kurze Flucht um ihren Klauen zu entgehen. Alles in allem ist aber der Weg bis zur Sphinx schnell zurückgelegt und ich kann meine Suche nach dem Gegenstand fortsetzen, den Imhotep als "Hand der Gerechtigkeit" bezeichnet hat.
Aber wonach suche ich eigentlich?
Einer wirklichen Hand die vielleicht einst einem gerechten Richter Dienst tat?
Wohl kaum. eher erwarte ich, dass es ein Schwert ist, ein Säbel oder eine ähnliche Waffe mit der einst Urteile vom Henker vollstreckt wurden. Ich kann auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich um einen besonderen Zauberstab handelt.
Da alle Spekulation mich hier nicht weiterbringt setze ich den ersten Fuß ich den Eingang der sich zwischen den Pfoten der Sphinx auftut.
Natürlich muss es wieder ein dunkles Labyrinth sein.
Ich hasse Labyrinthe. Ich hasse dunkle Kammern.
Die mich umgebende Moderluft zeigt, dass hier eine Ewigkeit kein Mensch gegangen ist. Es ist stickig hier unten - und staubig. Einzig erfreulich daran ist, dass es in diesem unterirdischen Labyrinth weniger heiß ist als in der Wüste die hinter mir liegt.
Es macht den Eindruck, das die Luft in die der Gruft auch den Monstern nicht bekommt die es hierher verschlagen hat. Keiner der Gegner wird mir wirklich gefährlich.
Wie viele es bisher waren erschließt sich mir nicht - ich habe längst aufgehört zu zählen. Spätestens als mir klar wurde, dass ich vielleicht sogar immer die gleichen Gegner töte habe ich es aufgegeben.
Vielleicht ist die Armee der Monster gar nicht so riesig wie ich glaubte?
Ich halte kurz inne und gehe dem Gedanken nach.
Die grün leuchtenden Skelette die aus den Orbs kamen die ich für Portale in die Unterwelt hielt - waren das wirklich immer andere?
Vielleicht gibt es in jedem dieser Orbs nur diese drei und irgend eine schwarze Magie lässt sie zurückkehren wenn man sie vernichtet glaubt?
Für die Skelette und die Untoten gilt das gleiche...
Sind das alles unterschiedliche, gequälte Seelen?
Oder erlaubt Hades immer den gleichen, wenigen, die Rückkehr in "meine" Welt?
Aber so oder so - was würde es ändern, wenn immer da wo ich gerade bin, die Monster auch sind?
Unvorbereitet trifft mich ein schrecklicher Gedanke:
Wenn die Monster dort sind wo ich bin - sind sie dann NUR dort?
Sind sie möglicher Weise gar nicht überall sondern nur in meiner Nähe?

Nein....

Den Telkinen den ich in Griechenland getötet habe musste ich jagen und verfolgen. Er beschwor die Heerscharen der Monster die sich mir in den Weg stellten - es gibt sie also überall in seinen Fussstapfen. Denen bin ich aber gefolgt - die Monster sind also wirklich überall.

Wenig beruhigend.

Am Ende des Labyrinthes finde ich eine portalartige Tür die sich mühelos öffnen lässt. In der großen Halle dahinter sitzen riesige Figuren an der Wand.
Zu meinem Entsetzen sehe ich außerdem das unheilige Schimmern von Orbs. Vier Stück an der Zahl.
Leicht zu ersehen, dass man es hier mit mindestens 12 Gegnern zu tun hat wenn man nicht aufpasst also beschwöre ich zunächst die Harpyien und konzentriere mich darauf, den ersten Orb aus der Ferne zu vernichten.
Als das magische Stück zerspringt wird ein astral anmutendes Wesen freigesetzt dass sich nicht am Kampf beteiligt sondern sich umgehend der nächsten der riesigen Figuren nähert.
Wie in einen Anzug schlüpft es in den massiven Stein und augenblicklich erwacht die Figur, nun von dem sonderbaren Wesen beseelt, zum Leben.
Der nachfolgende Kampf ist trotz der Unterstützung meiner gefiederten Helfer kein leichter und erst nach langem hin und her zerspringt der steinerne Wächter in tausend Stücke.
Mit den verbleibenden Orbs ist es das gleiche.

Völlig außer Atem sehe ich nach langem und hartem Kampf auf das Schlachtfeld um mich herum und kann nicht anders als mich als echten Wüterich einzustufen.
Steinbrocken der Figuren umgeben mich, Kristallfragmente aus den Orbs, Knochen und Bandagenfetzen der mumienartigen Gestalten die sich am Kampf beteiligt haben sowie die sterblichen Überreste meiner beiden Harpyien.
So sehr es mich erfreut, diese zur Unterstützung rufen zu können, so sehr schmerzt es mich, dass ich ihnen kein dauerndes Leben schenken kann.
Sie sind trotz ihrer magischen Kräfte und der Mischung aus Frauenkörper und Greifvogel voller Anmut in ihren Bewegungen. Dabei sind sie feurige Kämpfer; unerschrocken, wagemutig und von erschreckender Aggressivität.
Vielleicht können sie deshalb alles geben, weil sie wissen wie kurz ihr Leben ist?
Trotzdem stimmt mich ihr Ende jedes mal traurig.

Erst jetzt sehe ich, dass sich die Tür in eine bisher unsichtbare Kammer geöffnet hat in der vor einer wunderschönen kleineren, goldenen Sphinx wie von unsichtbarer Hand gehalten ein Stab in der Luft zu schweben scheint.

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Die Hand der Gerechtigkeit - das muss sie sein.
Der Stab ist von unglaublicher handwerklicher Qualität und wenngleich ich kein Magier bin ist es mir, als sei dieser Gegenstand die Manifestation der Magie selbst.
Er scheint aus Gold zu sein und ist mit prächtigen Juwelen verziert, gekrönt von einem Schlangenkopf mit Augen aus Brillanten.
Trotzdem scheint er ohne Gewicht zu sein.
Ich stecke ihn zu meinen Sachen, froh, diesen Teil der Aufgabe bewältigt zu haben.

In der Dunkelheit des Labyrinthes das hinter mir liegt ist mir etwas in die Hände gefallen das ich bisher nirgendwo fand.
Ein Umschlag mit einem Siegel. Eine Art Papyrus aber nicht von der Art wie sie die Händler verkaufen. Es scheint ein Rezept zu sein oder eine Anleitung aber ich kann nur sehen, dass einige der Hieroglyphen Ähnlichkeit mit verschiedenen der Scherben aufweisen die ich gefunden habe.

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Ich kehre nach Memphis zurück - vielleicht weiß Imhotep Rat .

Imhotep kann mir leider nicht helfen aber er vermutet, dass es der örtliche Magier kann. Den finde ich am anderen Ende der Stadt und seine Aufregung wegen des Papiers ist offensichtlich.
Wie ein kleiner Junge sich über ein Geschenk freut, so sehr verzückt ihn das Papier. Er fragt mich, ob ich die Inhaltsstoffe des Rezeptes habe und erklärt mir, dass er aus diesen Teilen mit Hilfe des Papyrus' ein Artefakt für mich schmieden könnte das dem ähnlich sei, dass ich bereits besitze.
Es gäbe mir aber andere Fähigkeiten und wäre sicher auf meinem Wege ein hilfreiches Schmuckstück.
Am Glitzern in den Augen des Magiers erkenne ich, dass die Sache einen Haken haben muss. Irgendwas ist mir hier nicht geheuer und mich trifft fast der Schlag als der Halunke mir mitteilt, dass er für seine "Dienstleistung" einen Betrag an Goldstücken haben möchte, bei dem mir schwindelig wird.
75000 Goldstücke verlangt der Halsabschneider.

Der Gedanke daran, dass diese Forderung absurd ist rückt in den Hintergrund.
Wenn ich alles so viel hätte wie Geld....
Auf meiner Suche bin ich nebenbei reich geworden. Das Gold erschlagener Feinde und der rege Handel mit Waffen,Rüstungen sowie den Gegenständen die mir nicht nützlich waren hat meine Taschen nur zu üppig gefüllt.
Wäre der Krieg hier zu Ende wäre ich ein reicher Mann.
Also bekommt der Halsabschneider sein Geld und zieht sich in den Hintergrund seiner Behausung zurück. Ich höre ihn unverständliches Zeugs murmeln, dann das Geräusch von brechender Keramik und gehämmer. Es klingt wirklich fast wie beim Schmied bevor ein leises beinahe säuselndes Sirren den Raum erfüllt das abrupt endet.
Der Zauberer kommt wieder zu mir, sichtlich erschöpft, und überreicht mir eine Kugel die meiner eigenen wirklich ähnelt; in ihrem Innern aber schimmert das bläuliche Himmelsfeuer:

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Ich bin angenehm überrascht und ein wenig stolz auf die neue Errungenschaft. Vielleicht ist Magie, in den Händen der richtigen Leute, doch etwas, das in der Lage ist, Gutes zu tun.

In mir wächst ein erster ernsthafter Zweifel was meine Überzeugung angeht. Vielleicht sollte ich doch.....
Nein - noch nicht.
Noch nicht?
War das nicht einst ein klares "Niemals" ?
So weit ist es inzwischen mit meinem Zweifel also wirklich.
Im Schutz der Thebener Stadtmauern lege ich mich für heute zur Ruhe.
Genug Abenteuer für einen Tag.
Ich muss meine Kräfte sammeln für meine Aufgabe in Fayun.
Und wieder erwische ich mich dabei, dass ich der Stimme nachgeben könnte und ich viel - sehr viel - mehr Kraft zum sammeln hätte wenn ich....

Nein.

Noch nicht....

Am nächsten Tag
Gut erholt erwache ich, stärke mich mit dem Zaubergebräu, wasche am Brunnen den Staub der letzten Tage von meinem Gesicht und mache mich auf nach Fayun.
Der Weg führt mich wieder durch die Wüste der Hochplateaus von Gizeh. Mir kommt anscheinend der Kampf der letzten Tage zu Gute; kein übergroßes Insekt, kein Skelett, kein Sanddämon und kein Untoter, der sich heuer mit mir anlegen will. Es macht fast den Eindruck als agierten diese wilden Kreaturen nur auf einem ihnen zugewiesenen Gebiet.
Dabei verwundert mich, dass ihre Anführer nicht für Nachschub sorgen.
Wenn diese Geschöpfe bestimmte Passagen bewachen weil sie von strategischer Bedeutung sind würde man erwarten, dass die Anführer hier für sichere Versorgungslinien sorgen würden. Scheinbar ist Strategie nicht die starke Seite derer, die diesen Krieg angezettelt haben.
Muss es vielleicht gar nicht sein - die zahlenmäßige Überlegenheit macht sie vielleicht glauben, es mit brachialer Gewalt zu schaffen.
Was immer sie auch vorhaben.

Wie so oft geht mir die Frage nach der Logik durch den Kopf.
Warum die Herrschaft über eine Welt anstreben, die man dafür ausrotten muss?
Über was soll man dann herrschen?
Wer soll einem dienen?
Wer hat einen Nutzen davon, eine zerstörte Welt ohne Bewohner zu regieren?

Das Nachdenken lässt mich ein wenig die Strapazen der Reise vergessen was leider auch dazu führt, dass meine Aufmerksamkeit und Wachsamkeit nachlässt. Seit so langem habe ich kein Monster mehr gesehen, dass mich die kleine Gruppe an Aasgeiern am Ausgang einer Höhle die ich durchquert habe überrascht. Im Schreck mache ich zunächst einen Rückzug der mir die Zeit verschafft, am Heiltrank zu nippen bevor ich Eis in die Richtung der fliegenden Angreifer werfe.
Wie schon zuvor stellen die übergroßen Vögel nicht wirklich eine Bedrohung dar und ich kann meinen Weg fortsetzen, bereichert um eine weitere Scherbe auf der Stück einer Feder zu erkennen ist.
In der Oase Fayun angekommen erzählen mir die wenigen Bewohner, dass ihr Leben sogar hier in der Wüste seit dem Eintreffen der Monster noch schwerer geworden ist. Schakal- und Rattenmenschen plündern die Gegend, der Nachschub an Lebensmitteln ist dürftig weil die Karawanen immer häufiger von Dünenräubern überfallen werden die leider nicht darauf aus sind, Gefangene zu machen.
Ein Händler erzählt mir, dass er selber nur knapp mit dem Leben davongekommen ist, dafür aber sein gesamtes Vermögen an die Banditen verloren hat. Trotzdem - er ist am Leben und weiß darin das Glück im Unglück zu erkennen. Er ist nicht erpicht darauf, seine Waren zurück zu erobern, macht aber ebenso deutlich, dass er keine Tränen vergießen würde wenn jemand die Banditen ins Reich der Toten sendet.
Ein Geschichtenerzähler berichtet mir von einem Wächter der einen Gegenstand bewacht, der nach seiner Beschreibung wohl das gesuchte Auge des Chaos sein könnte.
Seine Beschreibung lässt allerdings keinen Zweifel daran aufkommen, dass dieser Wächter seine Aufgabe verdammt ernst nimmt.
Der Legende nach ist es ein Skorpion mit übermenschlichen Kräften, ausgestattet mit einem Giftstachel vor dem man sich in Acht nehmen muss und der Fähigkeit, Armeen von Vasallen zu seiner Hilfe herbeizurufen.
Und noch etwas soll es in der Nähe geben.
Eine Frau in Memphis erzählte mir von einem Wächter aus alten Zeiten.
Eine Art Beschützer den ihr Bruder anflehen wollte, dem Kampf gegen die Monster beizutreten und in und um die Stadt für die Ruhe zu sorgen, die es hier einst gab. Die Frau war sich aber nicht sicher ob der Wächter real ist oder einer Legende entsprang. Sicher ist aber, dass ihr Bruder nicht zurückgekehrt ist. Der Geschichtenerzähler weiß auch von den Katakomben zu berichten in denen der Wächter schläft und darauf wartet, für einen edlen Zweck geweckt zu werden.
Die Güter der Karawane sind sicher nicht kriegsentscheidend.
Ob sich der Wächter als hilfreich erweist?
Ich lege meine Prioritäten fest und versuche zuerst, den Wächter zu finden.
Die Chancen stehen zwar gut, dass auch das nur ein weiteres Monster ist, das Risiko muss ich aber eingehen weil es ebenso möglich ist, dass sich der Wächter als Verbündeter herausstellt.
Danach steht das Auge des Chaos auf meiner Liste. Wenn ich zufällig auf die Karawanenplünderer stoße gehe ich denen sicher nicht aus dem Weg.

Die Katakomben des Wächters liegen, so berichtet der Geschichtenerzähler, östlich auf dem Hochplateau von Gizeh, am Fuße einer kleinen Gebirgskette.

Damit hatte ich nicht gerechnet - ich muss zurück nach Gizeh um den Wächter zu finden. Sehr ärgerlich, denn das hätte ich auch auf dem Weg hierher erledigen können. Scheint so, als hätte ich die besagte Höhle übersehen als ich das erste mal bei den Pyramiden war.
Ein halber Tagesmarsch....
Trotzdem entscheide ich mich dafür, den Umweg als erstes in Kauf zu nehmen. Die Hoffnung, so sagt man, stirbt zuletzt und wenn der Wächter wirklich helfen könnte käme mir seine Unterstützung schon entgegen.

Zurück in Gizeh finde ich mit der Beschreibung die ich erhielt die Höhle ohne große Sucherei. Wieder ein dunkles, muffiges Labyrinth mit abgestandener Luft darin die das Atmen erschwert. Auch hier laufen Würmer, Skelette und Untote herum die das Vorankommen bremsen.
Scheinbar ist die Höhle früher auch als Grab oder religiöse Stätte verwendet worden. Truhen mit Gold und anderen Schätzen säumen die dunklen Wege bis an das Ende der Gänge an dem ich Tatharis Bruder Unas finde.
Erschöpft und zittrig steht er vor einer verschlossenen Tür. Unter Tränen berichtet er mir, dass der Wächter von genau den Mächten korrumpiert wurde, die ich gerade bekämpfe. Statt helfen zu können greift der Wächter nun Menschen an.
Enttäuschung macht sich breit. Mehr Gefecht - nicht mehr Hilfe erwartet mich auf der anderen Seite der schweren Steintür und mit einem Seufzer mache ich mich auf, den Wächter zu bekämpfen.
Wie sich herausstellt ist der Wächter ein ernst zu nehmender Gegner. Schnell, kräftig und gefährlich. Trotz der zuverlässigen Wirkung des Heiltrankes sehe ich mich zu vielen Ausweichmanövern gezwungen bevor der Wächter zu Boden geht.
Schweissnass von der Anstrengung sehe ich mich in der Katakombe um. Truhen königlicher Herkunft stehen an den Wänden und wie schon so oft zuvor komme ich mir wie ein Grabräuber vor als deren Inhalte inspiziere.
Weil der Stauraum der Karawanenführer bezahlt werden muss sammle ich Gold und kostbar anmutende Gegenstände ein bis meine Taschen beinahe platzen und trete dann die Weiterreise an.
Von seiner sicheren Position vor der geschlossenen Tür hat Unas den Kampf beobachtet.
Weniger "beobachtet" als wohl eher "belauscht" denn er war schnell damit zur Hand, die Tür hinter mir zu verschließen.
Ich bin mir nicht sicher was bei ihm überwiegt; die Trauer um den Verlust des Wächters als Gehilfe gegen das Böse, oder die Erleichterung darüber, dass das Monster in das sich der Wächter verwandelt hat besiegt ist.
Erst jetzt geht im das Licht auf, dass seine Schwester krank vor Sorgen und Kummer in Memphis auf ihn wartet. Da nun aber keine Monster mehr auf seinem Rückweg auf ihn warten überlasse ich ihm seinen Schicksal und kehre nach Fayun zurück - ohne hilfreiche Unterstützung und wieder auf mich allein gestellt.

In der von hohen Mauern umgebenen Oase herrscht zwar eine gedrückte Stimmung, dennoch lädt sie zum erholen ein. Frisches Wasser ist hier im Überfluss vorhanden und die Mauern mit ihren schweren Toren schützen die Bewohner vor den Angriffen der Monster. Einer sagte mir sogar, dass man hier wohl genau so lange überleben wird wie die Mauern stehen.
Diese Art der sachlich nüchternen Betrachtung lässt mir eine Gänsehaut den Rücken entlanglaufen denn die in der Erzählung steckende Resignation zeigt genau, wie sehr die Menschen hier unter dem Krieg leiden.

Kann mein Tun dazu beitragen, dass sich die Situation verbessert?
Ich werde das nicht herausfinden indem ich hier die Füße hochlege und Imhotep wartet sicher schon sehnsüchtig auf die beiden Gegenstände von denen erst einer in meinem Rucksack steckt.
Ich kehre Fayun den Rücken zu und wandere in die mir genannte Richtung, hin zum Tempel des Atum in dem Nehebkau der Skorpionkönig das Hindernis ist auf der Suche nach dem Auge des Chaos.
Bereits der Eingang zum Tempel ist schwer bewacht und ich kann mir nur die Örtlichkeit zu Nutze machen.
Aus einiger Entfernung lasse ich Eis auf die Gardesoldaten Nehebkaus fallen. Augenblicklich laufen sie auf mich zu, müssen aber dabei durch den Hohlweg durch den der Tempeleingang zu erreichen ist. Hier haben sie wenig Platz zum kämpfen und einer nach dem anderen fällt dem Eins zum Opfer das die Kugel ihnen antut.
Mich rührt ihr Tod nicht und ich stelle fest, dass ich inzwischen ebenso eiskalt handle wie es die todbringende Waffe ist derer ich mich bediene.

Eine lange steinerne Brücke führt in den Tempel des Atum an deren Ende ein solides eisernes Gittertor den inneren Tempelbereich vor Zutritt schützt.
Vielleicht schützt diese Tür aber auch die Welt davor, dass Nehebkau hier raus kommt?
Aus der Ferne und im Schutz des Tores beobachte ich den riesenhaften schwarzen Skorpion der gemächlich vor etwas auf und ab geht, das wie ein Thron aussieht. es könnte auch ein Altar sein.
Darüber schwebt eine gelb leuchtende Kugel und von hier aus kann ich nicht sagen ob ihre Oberfläche glatt ist oder eine Struktur aufweist. Ähnlich die schon die Hand der Gerechtigkeit in der Sphinx scheint die Kugel schwerelos über dem Altar in der Luft zu tanzen.
Ich gehe in Gedanken noch einmal die Legenden durch die mir erzählt wurden.
Schnell, giftig, kräftig, gut gepanzert und in der Lage, Vasallen zu beschwören ist der Skoprionkönig ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf und ich sehe schon die nächste Reinkarnation auf mich zukommen.
Sei 's drum.

Ich öffne das Tor und beschwöre im gleichen Augenblick zwei Harpyien denn deren Hilfe wird hier ganz gewiss notwendig sein.
Kaum durch das Tor hindurch getreten stürmt der Skorpion mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu und sofort erkenne ich, dass ich einen wirklich gefährlichen Gegner vor mir habe.
Noch im laufen höre ich ihn Worte murmeln die wohl ein Zauberspruch sind. Um mich herum wird die Luft zu einem grünen Nebel dessen Gestank in Nase und Augen brennt.
Mir wird augenblicklich schlecht und nur mit Mühe kann ich der giftigen Wolke entkommen währen Nehebkau bereits eine kleine Armee von Helfern beschworen hat die meine Harpyien vollständig in Anspruch nehmen.
Die Eiskugel heftiger schleudernd als sonst gelingt es mir, einige der Vasallen mit einem Eisregen zu töten was einer der Harpyien erlaubt, mir im Kampf gegen den übergroßen Gliederfüßler beizustehen.
Nur mit Mühe gelingt es mir, den massiven Scheren des Spinnentieres auszuweichen und schnell genug von ihm wegzukommen um sowohl seinem Stachel als auch den wiederholten Giftangriffen zu entgehen.

Wie schon bei dem Minotaurus besteht meine Taktik darin, wegzulaufen und in einer kurzen Pause dem Skorpion eine Gabe Frost zu verabreichen.
Dem Wüstenbewohner scheint das Eis schwer zu schaffen zu machen, trotzdem ist seine Panzerung - sehr zu meinem Ärger - ein guter Schutz.

Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie die Harpyie einem gezielten Stich des riesigen Stachels zum Opfer fällt und ich sehe mich nach der zweiten fliegenden Unterstützung um.
Diese ist in den Kampf gegen die Vasallen verstrickt die meinen Angriff überlebt haben und sie sieht schon sehr angeschlagen aus.
Ihre Flügel sind an vielen Stellen eingerissen, Einige ihrer Klauen sind in den Panzern der Skorpione abgebrochen, ihr Körper blutet aus etlichen Wunden. Erstaunlich, dass sie noch immer fliegen und Gewitter aus Eis und Sturm um ihre Gegner zaubern kann.
Das Zittern des Bodens an meinen Füßen, hervorgerufen vom Stampfen meines eigenen Nemesis, ruft mich in die Gegenwart zurück. Wieder rennen um seinen Angriffen zu entgehen.
Mir geht so langsam die Luft aus.
Im Hintergrund nehme ich den erstickenden Schrei der Harpyie wahr als sie ihren Angreifern unterliegt und tödlich getroffen wie ein Stein vom Himmel fällt.
Jetzt heißt es, noch mehr Gegner gegen mich und noch vorsichtiger und aufmerksamer sein.
Der ebenfalls bereits angeschlagene Nehebkau beschwört eine neue Armee herauf die sich nun ausschließlich mir widmet. Mir fiel auf, dass er das nur tut, wenn alle seine Soldaten getötet sind. Also lasse ich einen von ihnen am Leben und die Rechnung geht auf. Statt immer den König und neue Soldaten bekämpfen zu müssen habe ich so nur einen weiteren Soldaten zu fürchten. Scheinbar hat auch die Magie ihre Grenzen.
Wo liegen wohl die meinen?
Erneut murmle ich die Worte mit denen ich die Harpyien beschwöre und zu meiner Freude gelingt es erneut.
Eis, Sturm und Blitze schlagen augenblicklich über dem Kopf des Skorpionkönigs zusammen und er wendet sich von mir ab und den Harpyien zu.
Schlag um Schlag kann ich nun Eis in seine Richtung werfen und das bedrohliche atmosphärische Spiel der Harpyien unterstützt meine Bemühungen bis der massige Arachnoid mit lautem Krachen auf dem Boden des Tempels aufschlägt.
Keine Regung mehr.
Kein Zucken der mächtigen Scheren.
Die Vasallen fort; mir scheint sie zerfielen als der Körper des Meisters und mit ihm die darin verborgene Magie starb.
Gemeinsam mit den beiden fliegenden Schönheiten gehe ich zum Altar und werfe einen Blick auf das Auge des Chaos.

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Endlich habe ich beide Gegenstände - Imhotep wird erfreut sein.
Wenn seine Zeremonie Erfolg hat hört der Krieg vielleicht früher auf als ich gedacht habe.
Trotzdem kann ich mich des Gedanken nicht entziehen, dass sich die Geschichte anders entwickeln könnte.
Mit den Göttern reden?
In welcher Sprache?
Hören Sie uns überhaupt?
Und wenn - hören sie auch zu?
Wenn sie doch allwissend und allgegenwärtig sind - warum braucht man dann eine spezielle Zeremonie um mit ihnen zu reden?
Sollten sie uns nicht immer und überall hören können?
Wollen sie nicht helfen?
Oder können sie vielleicht nicht?
Ist ihre Allmacht nicht so umfassend, wie es uns die Mystiker immer erzählen?

Ich weiß es nicht und ich vermute, niemand weiß es wirklich.
Darum heißt es ja wohl auch "Glaube" und mir bleibt wenig anderes übrig als an Imhoteps Vorhaben zu glauben oder mich an den Krieg zu gewöhnen.
Da ich letzteres auf keinen Fall akzeptieren kann setze ich auf den weisen alten Mann und begebe mich nach zurück nach Men-ne-fer.
Sollte seine Zauberei gelingen kann es nur hilfreich sein.
Wenn es sich als Spuk oder Humbug herausstellt oder eben nicht funktioniert, habe ich wenigstens alles getan was in meiner Macht stand.

Wir werden es erleben. Der mächtige weise Imhotep - und ich, der einfache Bauernjunge.

Für meinen Weg zurück nach Men-ne-fer nutze ich wieder eines der sonderbaren Portale die mir schon so oft dienlich waren, seit ich meinen Kampf begonnen habe.
Mir ist nicht klar wer diese Portale gebaut hat und welcher göttlichen Kraft sie ihre Macht verdanken, mich so schnell von einem Punkt zum anderen zu bringen.
Nachdem ich verstanden hatte wie sie funktionieren waren sie nur ein weiteres magisches Werkzeug dessen ich mich bedienen kann.

Bei Imhotep angekommen überreiche ich ihm die beiden Artefakte die er zunächst eingehend studiert um sie dann auf einem kleinen Altar niederzulegen.
Etwas geisterhaftes ist der Situation inne als er leise murmelnd eine Zauberformel aufsagt deren wahre Bedeutung sich mir nicht erschließt.
Die Artefakte, der Altar und die Luft darum herum beginnen zu vibrieren und für den Bruchteil eines Augenblickes habe ich den Eindruck, als müsse im nächsten Moment Zeus selber erscheinen um mit Imhotep zu beraten, wie man der Lage wieder Herr wird.
Einen Augenaufschlag später ist die Magie des Augenblicks erloschen, das Vibrieren verebbt und ein um Jahre gealterter Imhotep steht ungläubig den Kopf schüttelnd vor dem verstummten Altar.

Kein Gott, der sich helfend auf unsere Seite stellt.
Kein Ra, kein Zeus, kein Jupiter der den Menschen beistehen würde.

Meine Befürchtungen erfüllen sich – alle auf einen Schlag.
Der Krieg wird weitergehen wenn niemand Einhalt gebietet.
Wer aber außer mir hat bisher versucht dies zu tun?
An wen außer mich haben sich die Menschen gewendet?


Es schmerzt mich, dass ich Imhotep und meinem Schützling nicht sagen kann, warum das alles geschieht.
Wie gerne hätte ich beiden erklärt, dass diese Prüfung nur ohne göttliche Hilfe bestanden wird.
Wie sehr wünsche ich mir, dem tapferen Kämpfer zu sagen, wie stolz ich auf ihn bin, dass er es so weit gebracht hat – wenngleich mir sein Starrsinn, sich der in ihm wohnenden Kräfte zu verschließen ebenso beeindruckt wie ängstigt.
Beide werden an ihrem Glauben und an den Göttern selber zweifeln – auch an mir.
Trotzdem müssen Sie lernen, ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Es gestalten, wie der Schmied das rohe Eisen.
Erst wenn sie das verstanden und bewältigt haben kann die Menschheit erkennen, dass der in ihr versteckte göttliche Funken die Flamme entzünden kann, die ihr das Licht gibt, auch die dunkelste Zeit zu überstehen. Erst dann wird die Menschheit ihre wahre Natur erkennen.

Habt Geduld.
Und wenn ihr den Glauben an die Götter verliert, dann nur zu dem Zweck, den Glauben an euch selbst zu stärken.
Ganz sicher könnt ihr eine Zukunft ohne uns schaffen – ihr seid bereit dafür.
Ich weiß es.
Eine Sache bleibt mir, die ich tun kann.
Ich kann Imhotep wissen lassen, was der nächste Schritt meines auserwählten Helds sein sollte.


Ein wenig macht sich die Leere der Verzweiflung in mir breit wie die Schatten der einkehrenden Nacht. Ich kann deutlich die Enttäuschung und Erschöpfung auf Imhoteps Gesicht ablesen als sich ein Hoffnungsstrahl in seiner dunklen Miene zu bilden scheint.
Wie von einer Erleuchtung getroffen strahlt es plötzlich in seinen Augen und mir ist nicht klar woher seine Gewissheit kommt als er mir sagt, dass wir der Lösung zu unserem Problem im Tal der Könige näherkommen könnten. Genau genommen im Grab des Ramses.

Wieder eine Aufgabe, wieder gegen den Telkinen antreten.
Sonderbarer Weise ängstigt mich diesmal der Gedanke viel weniger.
Habe ich nicht bereits in Griechenland den Telkinen besiegt?
Warum sollte es hier anders sein?

Der Gedanke schiebt die Zweifel der letzten Stunden beiseite und schafft Raum für neues Selbstbewusstsein das ich auch dringend brauche. Wenn ich hinter mich blicke kann ich erkennen, dass die Gefahren und Herausforderungen immer größer wurden je näher ich dem Meister der Monsterarmee gekommen bin. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, dass noch größere Monster, mehr Ungeheuer und gefährlichere Gegner auf mich warten.
Ich verdränge den Gedanken; er ist mir bei meiner Reise den oberen Nil hinauf sowieso nur hinderlich.

Den Nil entlang zu wandern, auch wenn es wegen der Kämpfe gegen die allgegenwärtigen Monster kein Spaziergang ist, hat wenigstens den Vorteil, dass die Fluten des mächtigen Stromes eine viel angenehmere Umgebung schaffen als es die trockene Wüste ist. Die feuchte Luft in Ufernähe belebt die Sinne und führt dazu dass man weniger erschöpft die Reise fortsetzen kann. Die wenigen Kämpfe die ich ausfechten muss gewinne ich Dank der magischen Waffe aber immer häufiger versuche ich, dem Kampfgeschehen durch vorsichtige Wahl meines Pfades zu umgehen und die Gegner zu vermeiden.

Im Tempel des Seti, einer gut befestigten Anlage in der es keine Monster und keine Gefahren gibt lege ich mich, von der weiten Wanderung erschöpft, erst mal zur Ruhe, verkaufe beim Händler mal wieder Rüstungen und Gegenstände und verstaue beim Karawanentreiber noch ein paar Dinge, die ich vielleicht später noch brauchen kann.
Erfrischt und ausgeschlafen setze ich am folgenden Tag meine Weg fort ins Tal der Könige, weg vom Nil, weg von den schützenden Mauern der Tempelanlage und wieder hin in eine trostlose, trockene Wüste.

Im Tal der Könige
Nach einem, wegen des Untergrundes und der Hitze sehr beschwerlichen, Weg erreiche ich den Eingang ins Tal der Könige und finde hoch erfreut noch einmal die Gelegenheit, meinen Durst an einem Brunnen zu stillen bevor ich mich auf die Suche nach der Grabkammer des Ramses mache.
Dutzende von gottgleichen Königen liegen in dieser unwirtlichen Gegend begraben und mit ihnen Schätze von solch unvorstellbar hohem Wert, dass Grabräuber davon angezogen werden wie die Motte vom Licht.
Das Areal ist riesig - und nicht kartographiert. Die alten Ägypter wollten schließlich nicht, dass es die Grabräuber zu einfach haben weshalb nur die Baumeister selber wussten, wo wessen Grab zu finden ist. Viele der Baumeister wurden mit dem König begraben damit nach der Schließung des Grabes niemand erzählen konnte, wo es sich befindet.
Und da stehe ich nun, auf der Suche nach der Ruhestätte längst verstorbener Herrscher. Ich fühle mich selber ein bisschen wie ein Grabräuber als ich die Stufen zu einer ersten Ruhestätte hinabsteige.
Die erste die ich finde ist zwar nicht die von Ramses, sie fasziniert mich aber so sehr, dass ich sie so weit erforsche wie es geht wobei ich auf schattenhafte Monster, glühende Feuerzwerge und überlebensgroße Steinfiguren treffe die es genau so auf mich abgesehen haben wie ihre noch größeren Verwandten in der großen Sphinx.
Trotz der Faszination die von diesem Ort ausgeht – es bringt mich in meinem Bestreben den Krieg zu beenden nicht weiter, hier zu verweilen. Also kehre ich aus dem Grab zurück ans Tageslicht um endlich das richtige Grab zu finden – die Ruhestätte von Ramses.
Das Tal der Könige ist im weitesten Sinne nichts anderes als ein riesiges Labyrinth mit verschiedenen Eingängen und Ausgängen. Ein einziger davon ist es, der mich weiterbringen kann aber alle sind sie von Geschöpfen bewacht, die der Telkine beschworen haben muss um mich daran zu hindern, ihn zu finden.
Um die Chancen meiner Suche zu verbessern laufe ich am Fuße der Gebirgskette entlang die das Tal formt um sicher zu sein, dass mir kein Eingang entgeht und nach Stunden des Wanderns ist mir der Erfolg beschert, dass ich am Grab des Ramses stehe.
In großen Hieroglyphen steht der Name des Herrschers in den Stein gemeißelt, der den Eingang zur Ruhestätte überragt. Imhotep hatte zwar nicht den genauen Ort gewusst an dem das Grab zu finden sei, hatte aber die Weitsicht besessen, mir die Form der Glyphen zu skizzieren die den Namen „Ramses“ beschreiben.

Auch in diesem Grab herrschen die Monster. Lebende Skelette von Menschen und Vierbeinern stellen sich mir genau so in den Weg wie Schattenwesen und Steinfiguren und so manches mal verdanke ich das Überleben nur der Tatsache, dass der magische Trank aus meinem Vorrat meine Wunden im Handumdrehen heilt. Auch Orbs die mehr und mehr Geisterwesen hervorbringen finde und zerstöre ich und auch wenn es mich weiter in die Nähe der Grabräuberei bringt öffne ich neben verschiedenen Truhen auch ein paar kleinere Sarkophage in der Suche nach Gegenständen die sich als hilfreich erweisen könnten. Leider mit nur mäßigem Erfolg.

Am Ende der Gewölbe stehe ich vor einer Tür deren Gestaltung ein wahrhaft meisterliches Zeugnis altägyptischer Handwerkskunst ist. Wie von Geisterhand bewegt öffnet sie sich vor mir als ich mich ihr nähere und gibt den Blick frei auf einen furchterregenden Gegner – den Telkinen Aktaios.

Schon beinahe reflexartig beschwöre ich die Harpyien bevor ich weiter in die düstere Kammer trete um mich der Schlacht zu stellen die so offenbar unausweichlich ist.
Abgelenkt von meinen fliegenden Helden gelingt es mir, mehrere Salven Eises auf den Gegner niederprasseln zu lassen und ich kann bereits sehen, dass ihm die dabei freigesetzte Kälte nicht gut bekommt.
Trotzdem gelingt es dem Kobold sehr bald, eine der Vogelfrauen zu vernichten und sich der anderen zuzuwenden. Mit einer schwingenden Handbewegung wendet er sich ihr zu und ich traue meinen Augen nicht, als plötzlich nicht nur ein sondern gleich drei Kreaturen seiner Art die Katakomben durchwandern.
Wie hat er das nur wieder gemacht?
Ist „er“ nun zu dritt?
Sind die beiden anderen real?
Sind sie Trugbilder?
Wenn dem so ist – welches ist dann der Echte und welcher ist Illusion?

Ich beschließe, den zum Ziel zu wählen den auch die Harpyie in der Kreisel ihrer Winde gesetzt hat und werfe eine Eissalve nach der anderen in seine Richtung und die Idee scheint die richtige gewesen zu sein. Der Schatten zerfällt und ich habe nun nur noch die Wahl zwischen zwei Gegnern als ich sehe, wie beide gleichzeitig auf meine fliegende Unterstützung losgehen.
Gegen zwei dieser Angreifer hat sie trotz ihrer magischen Kräfte keine Aussicht auf Erfolg also lasse ich ihr alle Hilfe zukommen derer ich mächtig bin, muss aber zusehen wie ihre Kräfte mehr und mehr schwinden als sie immer weitere Treffer einstecken muss.
Ihre Aggressivität bewundernd werfe ich nun nicht mehr einzelne Schneekugeln sondern versuche, eine größere Menge an Eis in Richtung der Gegner zu entladen.
Wenngleich das gelingt verteilt sich die Ladung leider auf eine zu große Fläche als dass sie den Gegner wirklich treffen würde und gerade als ich denke, der zweite Schatten fällt, ist es die Harpyie die tödlich verwundet zu Boden geht.
Nun bin ich alleine gegen zwei der bedrohlichen Gegner und kann mich grade noch rechtzeitig hinter einer der im Grab stehenden Säulen verstecken um einen Angriff zu entgehen.
Ich ändere meine Strategie, stürze einen Heiltrank hinunter und fange an, im Kreis durch die Grabkammer zu laufen und nach für nach Eis in Richtung der Monsterfürsten zu werfen.
Wie schon zuvor erweist sich die Vorgehensweise als gute Idee, verschafft mir Verschnaufpausen hinter den Säulen und erlaubt es mir, mehr und mehr Schaden an meinem Gegner zu verrichten.
Trotzdem – der Telkine ist ein mächtiger Kämpfer und offensichtlich in der Magie bestens bewandert.
Mit dem leisen Murmeln weniger Worte beschwört er zwei Kreaturen herauf die Hunden nicht unähnlich sind, deren starker Oberkörper eher an Hyänen erinnert und deren Gebiss dem eines Bären ähnlicher ist als dem eines Wolfes.
Erschöpfung macht sich in meinen Beinen breit da ich nun nicht nur dem Telkinen sondern auch seinen Schoßhündchen ausweichen muss.
Ich beschließe zuerst die schnelleren Hunde zu bekämpfen denen ich auf Dauer nicht ausweichen kann.
Wenn ich nur weitere Harpyien beschwören könnte – was mir trotz mehrerer Versuche nicht gelingen mag.
Die Hunde sind clever genug sich aufzuteilen und treiben mich in eine Ecke. Wenn ich hier nicht schnell raus komme bin ich ein leichtes Ziel für den Telkinen, daher versuche ich mein Glück damit, mich an einem der beiden fehldimensionierten Köter vorbei hinter einer Säule zu positionieren was wenigstens soweit gelingt, dass ich mir einen der Vierbeiner vom Hals schaffen kann.
Freude über den Teilsieg kommt nicht auf, denn im nächsten Augenblick fließt gleißendes Licht in das Grab das von nirgends woher zu kommen scheint. Es ist einfach da und als ich in einer flüchtigen Bewegung in den Lichtschein trete brennt mein Arm so schmerzhaft, dass ich nur mit Mühe einen weiteren Heiltrank damit greifen und trinken kann.
So also kämpft ein Telkine. Was für eine Grauen erregende Waffe. Außerdem sind mir die Lichtkegel dabei hinderlich, gerade, schnelle Bahnen zu laufen.
Aus einer vorübergehend sicheren Position gelingt es mir, den zweiten Hund in Eis erstarren zu lassen und ihn anschließend zu vernichten.
Wie in Trance versuche ich wieder und wieder die helfenden Harpyien zu beschwören und kann nicht erklären warum es plötzlich funktioniert – aber ich heiße die Unterstützung, die sich umgehend auf den bereits geschwächten Telkinen stürzt, herzlich willkommen.
Diesmal gelingt der Angriff perfekt und Wogen aus Eis, Sturmwind und Blitzen umgeben den schwebenden Gegner der sich ein letztes mal aufbäumt um wieder Schatten seiner selbst herauf zu beschwören aber die Harpyien lassen ebenso wenig von ihm ab wie ich selber und als er mit einem kehligen Laut sterbend in sich zusammenfällt reißt er auch seine Schatten mit sich in ein Jenseits aus dem er hoffentlich nicht wiederkommt.

Was bleibt ist eine schimmernde Kugel magischer Essenz und eine Keilschrifttafel auf der hoffentlich Imhotep die Nachricht findet, nach der er sucht.

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Zuletzt geändert von FourOfFour am 15.02.2012, 18:23, insgesamt 28-mal geändert.
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Beitrag von Black Guard » 04.09.2011, 16:14

Schön, dass du deine Geschichte fortführst. Ist schön zu lesen und macht Lust auf mehr :).
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Beitrag von Solitaire » 04.09.2011, 17:04

Wirklich super! :clapping:

Weiter so, ich freue mich schon auf den nächsten Teil und vielleicht das eine oder ander Bildchen! :wink:

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Re: Spielen ohne Meisterschaft - Tagebuch des Nichthelden

Beitrag von FourOfFour » 10.09.2011, 12:07

Nach dem Tod des Telkinen

Die Tafel ist aus einem Stein mit sehr feiner Oberfläche gefertigt. Obwohl sie ein paar Risse hat und an einer Ecke schon ein größeres Stück fehlt erscheint mir der Text, auch wenn ich ihn nicht lesen kann, als vollständig. Alles in allem ist die Tafel übersät mit den sonderbaren Schriftzeichen der Keilschrift der Summerer und ich stecke den recht schweren Stein in meinen Rucksack bevor ich die mysteriöse Kugel einer genauen Untersuchung unterziehe.
In einem schwachen Blaurosa leuchtend wird sie von der Magie selbst einen halben Meter über dem Boden in der Schwebe gehalten. Wie schon bei seinem Artgenossen, dem Telkinen im Labyrinth von Knossos greife ich nach der schimmernden Erscheinung die bei der Berührung platzt wie eine Seifenblase.
Gegenstände scheinen aus der Luft zu entstehen als sich die in der Sphäre konzentrierte Magie ausbreiten kann und preis gibt, was wohl einst der Besitz des Telkinen gewesen ist.
Neben Schmuckstücken, exotischen Waffen, Rüstungsteilen und Schilden finde ich erneut einen versiegelten Umschlag und nehme mir vor, auch für dieses Artefakt die nötigen Inhaltsstoffe zu sammeln. Die beiden letzten haben mir mehr als nur geholfen und vielleicht kann dieses hier mich weiter unterstützen. Sicher ist der Magier in Theben für genügend Gold bereit, die notwendige Arbeit zu verrichten. Darüber sinnierend wie hilfreich die beiden Kugeln sind die ich bereits mein Eigen nenne scheint mir das Gold das der elende Wegelagerer verlangt hat eher ein Taschengeld zu sein.
Ein sonderbarer Gedanke. Immerhin handelt es sich bei diesen Artefakten doch um magische Gegenstände. Genau wie die magischen Schriftrollen denen ich meine fliegende Unterstützung verdanke mache ich von diesen Dingen Gebrauch so oft es mir in den Sinn kommt, verdamme aber pauschal und aus eigenem Antrieb die Zauberei.
Messe ich hier nicht mit zweierlei Maß? Sollte nicht jede Form von Magie gleich gut oder gleich schlecht sein? Ich ertappe mich dabei zu glauben, dass ich diese Gegenstände zu meinem Schutz einsetze – zum Erreichen eines höheren Zieles. Für die Bekämpfung des personifizierten Bösen.
Aber.... denken nicht der Telkine und seine Anhänger von sich das gleiche?
Vielleicht gehen sie davon aus, dass diese verrückte Welt eine neue Ordnung braucht und sie diejenigen sind die dazu berufen seien, diese Ordnung herzustellen.
Wenn das so sein sollte – wer von uns ist dann im Recht? Schließlich können wir nicht beide zur gleichen Zeit im Recht sein – oder doch? Jeder von seinem Standpunkt aus?
Wo sind die Götter, wenn man Hilfe dabei braucht zu entscheiden, was Gut und was Böse ist?

Mir dreht sich der Kopf bei diesen Gedanken und wenngleich Imhotep keinen Erfolg damit hatte, die Götter zu sprechen, so ist dieser Weise vielleicht in der Lage mit Hilfe der Tafel einen Hinweis darauf zu geben, woran nun noch zu glauben ist.
Ich werde es nicht erfahren wenn ich ihn nicht treffe, also verlasse ich das Grab des Ramses mit Hilfe der magischen Portale und finde mich im nächsten Moment im Tempel des Seti wieder.
Verblüffend... Auch von der Magie der Portale mache ich kritiklos Gebrauch wann immer ich es für richtig halte und mich schauert vor mir selbst. Wasser predigen und Wein trinken?
Gleichzeitig die Magie nutzen, dabei aber versuchen, kein Magier zu sein?
Auch mit den Fähigkeiten der Kriegskunst komme ich in den gleichen Konflikt. Kein Krieger sein wollen – und schon gar kein Held, gleichzeitig aber der sein, der in den Krieg eingreift und Heldentaten verbringt?
Wie treu bin ich mir noch in der Annahme, ich könne in dieser Schlacht der bleiben der ich bin? Oder bin ich bereits ein anderer als der der ich zu Anfang dieses Abenteuers war?
Den Gedanken mühselig beiseite schüttelnd gehe ich zu Imhotep und überreiche ihm die Steintafel. Das Leuchten in seinen Augen kehrt zurück und auch sein gebeugter Rücken scheint sich trotz der Last der Tafel zu strecken. Noch bevor er sich über den Text hermacht schaut er mir lange und tief in die Augen; ein Blick der durch mein Herz hindurch direkt bis in meine Seele zu gehen scheint. Mit leiser aber fester Stimme stellt er fest, dass dort, wo ein Sterblicher einen Telkinen töten kann, für die Menschheit noch Hoffnung besteht.
Danach versinkt er in das Studium der Tafel, murmelt Wort für Wort leise vor sich hin, macht gelegentlich eine Pause wie um zu überdenken, was er gerade erfahren hat. Sicher beherrscht er das Summerische nicht wie seine Muttersprache und den langen Text zu lesen, zu übersetzen und die Botschaft darin zu verstehen scheint keine leichte Übung zu sein.
Nach einer Weile legt er die Tafel wie in Trance beiseite und ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht vollständig deuten. Wie mir scheint ist es eine Mischung aus Erkenntnis, Hoffnung und Resignation und dass ich richtig liege beweisen die Worte die er an mich richtet.
Imhotep hat herausgefunden was die Telkinen suchen – Die Sichel des Kronos.
So wie ich die Welt in den letzten Wochen kennengelernt habe bedeutet das sicher nichts Gutes. Kronos, der jüngste Sohn von Gaia und Uranos war sowohl der Anführer der Titanen als auch der Vater von Zeus. Wenn ein solch mächtiges Wesen eine Sichel fertigt, dann sicher nicht für die Arbeit im Garten. Sicher ist der beinahe freundlich klingende Name nur die Bezeichnung von etwas, das eher der Sichel des Sensenmannes ähnelt.
Imhoteps Erklärung, dass man mit diesem Werkzeug den letzten Titanen befreien könne entsetzt mich zutiefst. Ich dachte, die Olympier hätten in ihrem Aufbegehren gegen die Titanen gewonnen! Berichtet nicht Thamyris' Titanomachie davon, dass die Titanen in der dunkelsten Ecke der Unterwelt, dem Tartaros, gefangen sind? Welchen davon sollten die Telkinen befreien wollen? Und warum?
Imhoteps Anordnungen sind eindeutig. Er gibt mir einen Gegenstand mit den er „Zepter der Ewigkeit“ nennt und verrät mir, dass es ein Schlüssen ist, der ein Portal nach Babylon öffnet, wohin ich reisen soll um im Tempel des Marduk zu sein bevor sich die Telkinen die Sichel des Kronos aneignen können die dort aufbewahrt wird. Gelingt mir das, können wir die Pläne der Telkinen vielleicht vereiteln.
Ich bin bereit und als Imhotep mir das Tor aus Setis Tempel öffent das den Weg zu Hatschepsuts Tempel freigibt – dort liegt das Portal nach Babylon versteckt – ruft er mir ein eindringliches „Gehe, Held“ hinterher als ich mich anschicke, die Reise fortzusetzen.
„Gehe HELD“ hat er gesagt und damit den wunden Punkt getroffen. Bauernbursche ja. Bürger vielleicht. Arbeiter – Einverstanden. Aber Held? Nein.
Wird man zum Helden, nur weil man versucht zu helfen? Ich weiß es nicht.
Noch dazu helfe ich nicht einmal aus freien Stücken, sondern von der Notwendigkeit dazu gedrängt.
Allerdings scheine ich einer von wenigen zu sein, die sich hierzu gedrängt fühlen.
Imhotep hat den gleichen Drang und auch Feiyan die ich in den Höhlen der Gorgonen traf fühlte sich verpflichtet zu helfen. Der Orden des Prometheus und seine Anhänger auch.
Wenn ich genau nachdenke bin ich in meinem Kampf vielleicht doch nicht so alleine.
Mit diesem wenigstens ein bisschen fröhlicheren Gedanken mache ich mich auf, den Tempel der Hatschepsut zu erreichen um dort das Portal nach Babylon zu suchen.
Hatschepsuts Tempel, in Deir el-Bahari am Westufer des Nils gelegen ist das Meisterwerk des Architekten Senenmut, der den Tempel aus Kalkstein bauen ließ. Die Schönheit der Pylonen und der terassenartige Aufbau der Anlage ist legendär und ich vermute, dass auch dieses Gebäude in Wahrheit die Beschreibungen die ich davon kenne in den Schatten stellt.
Schon lange bevor ich den eigentlichen Tempel erreicht habe sind die Heerscharen der Monster auffallend gewachsen.
Mehr und mehr Mumien, Sanddünenräuber, Greifvögel, Schakale und Skarabäen hindern mich daran, zügig voran zu kommen und wieder liegen dutzende von ihnen tot hinter mir, bevor ich den Tempel ungestört durch das Sanktum des Amun-Re betreten kann. Nur am Rande konnte ich Details des Tempels in Augenschein nehmen; es fällt schwer die Schönheit der Architektur zu würdigen, wenn man wieder und wieder in Kämpfe auf Leben und Tod verwickelt ist. Dennoch ist der Tempel ein imposantes Zeugnis der Genialität seiner Schöpfer.
Die an den Wänden lodernden Fackeln beleuchten die Räumlichkeiten nur spärlich, der Rauch des in ihnen brennenden Pechs schwärzt die Wände und beißt in den Augen. Auch im Inneren des Tempels begegne ich Monstern in großer Zahl aber keines von ihnen stellt eine wirkliche Bedrohung dar, sodass ich ohne eine Reinkarnation zu erleben das Ende der Tempelgänge erreiche, das in Form einer gewaltigen Tür vor mir erscheint.
Das schlimmste befürchtend öffne ich das Tor und sehe einen der Sandgeister im Raum schweben, die mir bereits auf dem Hochplateau von Gizeh begegnet sind. Allerdings ist dieser hier in edle Kleidung gehüllt und trägt den nach vorne geneigten Kopf unter einer sonderbaren Kopfbedeckung verborgen. Er macht nicht den Anschein, als ließe er mich kampflos passieren und schwebt in meine Richtung.
Obwohl seine Bewegung nichts von Eile hat wirkt sie bedrohlich. Er scheint sich damit, mich zu töten, nicht beeilen zu wollen und mir wird klar warum, als sich wie aus dem Nichts Kopien seiner selbst im Raum manifestieren.
Einen Seufzer ausstoßend beschwöre ich meine zuverlässigen Helfer und werfe mich erneut in einen Kampf, der einem Außenstehenden sicher als Aussichtslos erscheinen muss. Ein Sterblicher mit zwei Vögeln gegen ein Monster aus Magie, Energie und blankem Hass dem die Vasallen nicht auszugehen scheinen.
Heiltränke hinunterstürzen, Eis werfen und Deckung suchen sind die Dinge mit denen ich mich in den nächsten Augenblicken am meisten beschäftige. Hinter einer Säule stehend sehe ich die Harpyien ihre Wirbel in die Luft zaubern und mächtige Blitze auf ihre Gegner werfen. Obwohl ich nur einen Augenblick dafür aufwende, die Kampfkunst der grazilen Geschöpfe zu bewundern, komme ich mir im nächsten Moment schon wie ein Feigling vor, der sich unter einem Stein verkriecht während andere seine Schlacht schlagen.
Nicht sehr heldenhaft – aber ein Held wollte ich ja auch nicht sein.
Die Entschuldigung hat einen Beigeschmack der mich umgehend anwidert. Nein – ich wollte kein Held sein. Allerdings gibt es etwas anderes, was ich noch viel weniger sein will: Ein Feigling.
Allen Mut zusammennehmend laufe ich aus meiner Deckung an dem Sandgeist vorbei und werfe Eis in seine Richtung in der Hoffnung, dass auch dieser Wüstenbewohner eine Abneigung für Kälte hat. Die Rechnung geht auf und obwohl ich von Deckung zu Deckung hechte und immer nur wenige Treffer landen kann beruhigt mich der Gedanke, dass es Strategie ist – nicht Feigheit – an sicheren Plätzen zu verharren und den Kampf doch lieber lange zu führen und zu überleben als ihn wieder und wieder von vorne zu beginnen.
Auch diesmal ist der Sieg mein und als der Sandfürst von der Bildfläche verschwindet öffnet sich hinter ihm ein Raum der nur einen einzigen Zweck erfüllt.
Er beherbergt das Portal nach Babylon und einen Altar, der so etwas wie das Schloss zu diesem Portal sein muss. Ich nehme das Zepter der Ewigkeit aus dem Rucksack und lasse seinen Schaft in die offensichtlich genau dafür vorgesehene Vertiefung gleiten. Tief unter mir vibriert der Boden und einige Augenblicke Später öffnet sich das mächtige Portal nach Babylon mit einer gold schimmernden Aura und gibt den Weg frei auf die Aufgabe die vor mir liegt und der ich mich verschrieben habe.
Eine Aufgabe, die eigentlich nicht auf die Schultern eines einzigen gehört.
Die Rettung der Welt.
Eine Aufgabe für einen Helden.
Einen Krieger vielleicht.
Oder einen der auf Erden wandelnden Halbgötter.
Eine Aufgabe die einem Herkules oder einem Perseus zur Ehre gereichen würde.
Eine Aufgabe, die an einem Bauern hängen geblieben ist.
An mir.
In mir reift der Entschluss zu beweisen, dass es am Ende nur eins brauchte um sie zu meistern: Den Mut des Verzweifelten.

Der Orient

Durch das Portal dem ich mich anvertraut habe gelange ich an einen Ort den ich nur aus Legenden und Erzählungen kenne, die meine Großeltern mir als Geschichte zur Nacht erzählt haben. Ich erinnere mich verschwommen an die Gedichte des Antipatros von Sidon in denen von der vollkommenen Schönheit einer Gartenanlage im fernen Babylon die Rede war. Von Gartenanlagen in terassenform in denen exotische Bäume mit süßen Früchten wachsen sollten, gespeist aus den Fluten des Euphrat und gepflegt von den Priesterinnen des Tempels den sie umgaben. Ehrfürchtig blicke ich mich zunächst um als ich durch das Portal hindurch den Fuß in diese neue Welt setze.

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Nicht weniger überrascht als ich es selber bin, hier zu sein, ist ein Passant dem ich über den Weg laufe. Er hat wohl Gerüchte über das Portal gehört, verständlicher Weise aber aber an seiner Funktion gezweifelt. Kann ihm das jemand verübeln? Sicher nicht. Gleich neben den prächtigen Säulen die das Portal säumen hat der Händler Azizi seinen Stand aufgebaut. Beim Stöbern in seiner Auslage stelle ich wieder mal resignierend fest, dass er nichts hat, was für mich von Wert ist.
Allerdings sind meine Taschen voll mit Dingen die ich ebenfalls nicht brauchen kann und wir sind uns des Handels im Handumdrehen einig. Meine Waren wandern in seine Auslage, sein Gold in meine Taschen. Dann sehe ich, dass in einer Ecke seines Standes Papyrusrollen angehäuft sind und werfe einen Blick darauf. Die Schriftrolle des Elementarschildes verspricht Schutz bei Angriffen. Ihr Preis ist hoch aber ich bin geneigt, das Experiment zu versuchen. Auch hier tauschen Waren und Gold den Besitzer und ich ziehe meines Weges der schon dadurch gegeben ist, dass das Portal am Ende einer Sackgasse gebaut wurde. Mir scheint, die Straße vor mir windet sich mäanderförmig hinauf zum Eingang des Tempels und mir bleibt keine Wahl als ihr zu folgen.
Der Garten ist eine Landschaft aus Pflanzen die ich noch nirgendwo zuvor gesehen habe und wenn es nicht die gleichen aus Fischaugen starrenden Wesen wären die ich schon an der Küste Megaras gesehen habe wäre dies sicher ein idyllische Ort. Wasser fließt über die einzelnen Terrassen und Brücken über die schnell fließenden Bäche erlauben es, trockenen Fußes voranzukommen. Zwischen die Fischmenschen - die Ichtier – mischen sich weitere Ausgeburten einer sonderbar verdrehten Phantasie. Mannshohe Gottesanbeterinnen kämpfen Seite an Seite mit übergroßen Spinnen und zwingen mich oft in die Defensive. In diesem Garten bieten aber nicht mal die Pflanzen eine Deckung. Einige von ihnen laufen auf ihren Wurzeln wie auf Füßen, spucken messerscharfe spitze Dornen in meine Richtung oder versuchen, mich mit giftigen Sekreten zu bespucken. Aber nicht alles in diesem Gebiet wendet sich gegen mich. An einigen Wänden stehen Säulen mit leuchtenden Köpfen die zunächst nicht weniger bedrohlich aussahen als Orbs. Ihre Lichter erlöschen allerdings wenn man sie berührt und alle denen ich mich genähert hatte waren gut für mich. Einige heilten Wunden, andere verliehen mehr Kraft und Ausdauer; zu meinem Bedauern immer nur für kurze Zeiträume.
Wieder quirlt der Gedanke meinen Kopf durcheinander, dass ich auch diese Magie nutze ohne Magier zu sein.
Ich halte mir vor, dass es meine Persönlichkeit, mich selbst, nicht verändert, wenn ich diese Magie gebrauche, es mich aber sehr wohl verändert, wenn ich zum Magier würde und der Magie gestatte, ein Teil von mir zu sein.
Terrasse um Terrasse erkämpfe ich mir den Weg nach oben bis ich endlich vor dem Eingang zum Tempel des Marduk stehe.
Marduk, babylonischer Stadtgott und oberster Herr im Pantheon. Von seinesgleichen zum Oberhaupt gewählt und mit fünfzig Ehrennamen bedacht. Sein Thron ist Babylon das dadurch auch das Zentrum der Welt sein soll. Wenn sein Schoßhund, das Marduktier Mušḫuššu, die Sichel bewacht, dann steht ein starker Wächter zu erwarten - Marduks Haustier ist den Mythen zur Folge ein Drache.
Mit dieser Aussicht auf einen weiteren harten Gegner betrete ich den Tempel. Anders als die Tempel in Ägypten ist hier die Luft kalt und feucht und die Beleuchtung völlig mangelhaft. Statt Fackeln brennen kleine Feuer in Gitterkörben und werfen unruhige Schatten an die moosbedeckten Wände. Vielleicht hat das viele Wasser im Garten Schuld an der Feuchtigkeit aber im Vergleich zu der Hitze der Wüste herrscht in diesem Labyrinth eine Eiseskälte.
Übergroße Weichtiere und Arachnoiden krabbeln hier umher, Rattenmenschen bewachen die Durchgänge und mechanische Fallen dienen dazu, Grabräubern und Tempelschändern das Leben schwer zu machen – oder zu nehmen. Obendrein treffe ich auf neue Erscheinungen. Feurige Zwerg-Dämonen, wie laufende Fackeln auf Beinen, werden von fetten Dschinns begleitet als sie mich angreifen. Die Hitze die von ihnen ausgeht ist in ihrer direkten Nähe unerträglich und ich bemerke schmerzlich, dass auch ihre Berührung von sengender Hitze begleitet wird. Meine Eiswaffe ist aber offensichtlich gegen diese Feuerteufel genau das richtige. Sobald die Flammen um die Dämonen erloschen sind lösen sich ihre Träger in Luft auf und verpuffen. Leider sind die Dschinns sehr viel hartnäckiger und ich verbeiße mich derart in den Kampf, dass ich an seinem für mich glücklichen Ende lächelnd feststelle, dass ich es auch ohne meine fliegenden Freundinnen geschafft habe. Vier Etagen arbeite und kämpfe ich mich abwärts in den Tempel bis ich vor einem Gittertor Halt mache um zu beobachten, was mich wohl dahinter erwartet.

Ich kann mehrere mechanische Fallen erkennen zwischen denen sich genau das geschmeidig hin und her schlängelt, was ich erwartet hatte – Marduks Schoßhündchen. Ein dreiköpfiger rot-goldener Drache. Oder eine übergroße Echse? Einer der Köpfe ist der einer Schlange, der zweite gehört zu einem Löwen – beide furchteinflößend. Der dritte Kopf amüsiert mich ein wenig; es ist der Kopf einer Ziege! Die sonderbare Chimäre hat keine Flügel und läuft auf vier starken Löwenbeinen mit mächtigen Pranken an denen riesige Krallen deutlich machen, wie ernst das Vieh seinen Auftrag als Wächter zu nehmen in der Lage ist. Die Schlangenform des Kopfes setzt sich über den mit Schuppen gepanzerten Rücken fort und geht in gleicher Weise in das über, was dem Wesen als Schwanz dient. Alles in allem wenig beruhigend.
Vier Fallen, drei Köpfe, zwei Harpyien und ein Bauer?
Zunächst also das schwere Eisentor beiseite schiebend versuche ich mir den Rücken und den Weg zurück die Treppe hinauf frei zu halten. Eine Kugel Eis werfend muss ich enttäuscht feststellen, dass sie nicht weit genug fliegt um die Chimäre zu treffen, sie nimmt nicht mal Notiz von meiner Anwesenheit.
Anders die ersten beiden Fallen, die sofort Eissplitter und pfeilähnliche Bolzen in meine Richtung speien. Die Fallen stehen allerdings in Reichweite der Eiskugel und ich finde einen Platz, von dem aus ich die mechanischen Wärter ausschalten kann ohne von ihnen getroffen zu werden; ein Luxus der leider einen Haken hat wie ich sofort erkenne.
Der Platz auf dem ich mich in Sicherheit befinde liegt ein paar Schritte in den Raum hinein und als ich dafür die Position im Rahmen der Gittertür aufgebe schnellt das Gitter in seine ursprüngliche Lage zurück und versperrt den Rückweg. Ein schnelles Probieren und ich merke, dass das Tor so konstruiert ist dass man zwar hinein, nicht aber hinaus gelangt.
Einmal tief durchatmen...
Zuerst die Fallen aus dem Weg räumen, das schafft Platz zum Ausweichen für den Tanz mit der Chimäre, die sich nun doch der Störung durch mich bewusst wird. Ob ihr das Geräusch der zerspringenden Fallen zu laut war?
Die Echse kommt auf mich zu und ich kann sehen, dass sie wegen der dreiköpfigen Gestalt viel Kraft und Zeit braucht, um das Gleichgewicht zu halten. Ich rechne mir aus, dass das ihr schwacher Punkt und daher mein Vorteil ist. Ich warte also mit meinem Angriff bis sie mich mit allen drei Köpfen ansieht, werfe eine Eiskugel in ihre Richtung und mache einen Ausweichschritt zur Seite. Gerade als sich der mittlere Kopf ausrichtet zuckt sie, getroffen von der Eiskugel, wie elektrisiert zusammen, was sie aber nicht daran hindert, den Kopf rasch zu senken und beim Ausatmen eine wahre Feuersbrunst auf die Stelle niedergehen zu lassen auf der ich nur einen Augenblick zuvor noch stand.
Das Spiel wiederholt sich, allerdings drängt mich das Wesen mehr und mehr in Richtung Tor zurück. An ihm vorbei sprinten scheint gefährlich, zumal im Hintergrund des Raumes noch zwei weitere mechanische und sicher nicht weniger gefährliche Diener auf mich warten. Beinahe hätte ich im Eifer des Gefechtes wieder den Fehler gemacht, auf meine Unterstützung zu verzichten. Werde ich nur unvorsichtig? Oder ist es Arroganz die sich breit macht, weil ich es bis hierher geschafft habe?
Ich habe die Zeit nicht darüber nachzudenken und rufe die beiden Harpyien, deren Kreischen das ihr Heraufbeschwören begleitet, die Chimäre lange genug ablenken, dass ich mich an ihr vorbei mogeln kann.
Im Hagel der Sturmböen der geflügelten Unterstützer, zusammen mit den von ihnen geworfenen Blitzen und meiner Bemühungen, Marduks Liebling mit Eis zu überhäufen kann ich spüren, wie dem sonderbaren Geschöpf das Leben entflieht. Das bedeutet nicht, dass es nicht verbissen kämpft und es stellt sich als starker Gegner dar.
Am Ende aber nicht als stark genug und wenngleich die Harpyien das Ende des Gefechtes nicht miterleben drängt sich mir in der Ruhe nach der Schlacht die Frage auf, ob ich nicht doch der Held bin, für den Imhotep mich hält. Wer sonst kann von sich behaupten, gegen Minotauren, Telkinen, Zyklopen, Gorgonen und andere Ausgeburten aus Hades' sonderbarer Phantasie gekämpft zu haben und auch noch davon erzählen zu können?
Mir fallen Namen ein wie Herakles, Herkules, Theseus, Agamemnon oder Odysseus die alle mit Taten verbunden sind, die meinen eigenen recht ähnlich sind. Gegen Monster kämpfen, dem Bösen Einhalt gebieten oder sich mit gottgleichen Mächten anlegen – alles das habe ich bereits hinter mir. Aber macht mich das zum Helden?
Und was liegt noch vor mir?
Um mich herum versinkt die Welt im Chaos und im Krieg und selbst wenn ich ein Held wäre – was würde es ändern?
Es dürstet mich nicht nach Anerkennung. Die Kämpfe und mein Abenteuer haben mir zu Wohlstand verholfen, den ich nicht wahrnehmen kann, so lange nicht Frieden einkehrt.
Darüber hinaus ist meine Reise von einem ganz besonders geprägt: Von Einsamkeit.
Nirgendwo verweilen, nie zur Ruhe kommen, von einem inneren Drang getrieben, weiter zu machen.
Dunkle Gedanken...
Ich schiebe sie mit einem Kopfschütteln beiseite und durchschreite den Raum in dem die Chimäre regiert hatte. An seinem Ende ist eine Tür die nicht nur einen Ausweg aus der Kammer verspricht sondern auch frische Luft in dieses Gemäuer strömen lässt dem das Fabelwesen seinen scharfen Geruch aufgebürdet hat.
Genau wie es sein Aussehen vermuten lässt stinkt seine Behausung nach einer Mischung aus Ziegenstall und Katzendreck und ich bin heilfroh, wenn ich hier wieder raus komme.
Der Raum der an das Gehege von Marduks Tier angrenzt bietet ein Bild der Verwüstung. Der Altar der ehemals in seiner Mitte stand ist zerschmettert und auch die Rückwand des Raumes ist, wie von einer göttlichen Faust zertrümmert, nach Außen hin durchbrochen. Sakrale Gegenstände liegen verstreut am Boden, Reste von Kerzen, zerbrochene Schalen und verbeulte Kelche. Mitten in all dem Chaos, an den stumpfen Rest einer nun zerbrochenen Säule angelehnt, finde ich Feiyan, schwer verwundet, aus klaffenden Schnittwunden blutend und nach Luft schnappend.
Ihre Stimme zittert als Sie mir berichtet, dass der Telkine hier war, Sie den Kampf gegen den Kobold aber nicht gewinnen konnte. Ihre Wunden sind Zeugnis davon, wie Tapfer Sie sich geschlagen hat. Sie erzählt mir von der Sichel des Kronos die der Telkine an sich gebracht hat und behauptet. Er hätte die Wand mit dieser Waffe in Schutt und Asche gelegt.
Ihre Aufforderung, dem mysteriösen Dieb zu folgen und ihn von dem was er vorhat abzuhalten berührt mich weniger als die Art und Weise wie Sie sie an mich heranträgt. Feiyan scheint mit ihrem Leben abgeschlossen zu haben.
Ich versorge trotz ihrer Einwände, dass für so etwas keine Zeit sei, ihre Wunden und überlasse ihr eine sicher hinreichende Menge meines zauberhaften Heiltrankes bevor ich meinen Weg fortsetze. Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie wird es schaffen. Ich vermute, dass wir uns wiedersehen und der Gedanke stimmt mich fröhlich.
Nur unweit vom Tempel Marduks, den ich durch die zerschlagene Mauer verlasse, finde ich mich in den Vororten Babylons wieder. Händler und Karawanenführer, Gaukler, Zauberer und Passanten gehen ihrer Dinge nach und auch hier finde ich eins der magischen Portale die schon so oft meine Reisezeit verkürzt haben. Trotzdem wirkt die Szene nicht friedlich und jedermann scheint ständig seine Umgebung genau zu mustern. Die Menschen wirken gehetzt und von einem der Bürger, Appa, erfahre ich, warum das so ist.
Vor kurzer Zeit, so berichtet er mir, ist hier ein Wesen mit einer schrecklichen, sichelförmigen Waffe aufgetaucht und hat niedergemetzelt, was sich im in den Weg stellte. Er kennt auch die Richtung in die das Wesen gezogen ist. Obwohl seither niemand auch nur den Schatten dieses Wesens zu Gesicht bekam ist verständlich, dass die Menschen verängstigt sind. Um so bewundernswerter, dass sie versuchen, ihren gewohnten Tagesablauf wieder herzustellen und ihr Leben weiter zu leben.
Schade aber, dass unter ihnen keiner ist, der mir im Kampf beistehen oder mich auch nur begleiten wollte. Mein Weg und meine Reise bleiben also einsam, ein Gedanke mit dem ich mich längst abgefunden habe.
Als ich am Rande der Siedlung eine Brücke überqueren will kommt mir ein Mensch entgegen. Rennend, aufgebracht und schreiend, was meine Aufmerksamkeit auf seine Verfolger lenkt.
Es ist eine Bande Ichthier die den Mann in Angst und Schrecken versetzt hat und nun vor sich her treibt. Allerdings ist die Brücke auf dieser Seite gut bewacht und zusammen mit den hier postierten Wachen gelingt es mir, die Ichthier auszuschalten und Immeru, so heißt der Mann der gejagt wurde, kommt auf dieser Seite des Flusses wieder zu Atem.
Wie sich herausstellt gehört ihm der Bauernhof der sich auf der anderen Flussseite direkt an der Brücke anschließt und die Monster haben dort so sehr gewütet, dass er um seine Existenz und die seiner Familie bangt. Sein flehendes Bitten um Hilfe rührt mich und das ich ohnehin diesen Weg einschlagen muss verspreche ich ihm, mich der Monster anzunehmen die sein Gehöft verwüstet haben.
Schon bei den ersten Schritten die ich auf der anderen Seite des Gewässers unternehme tut mir mein Versprechen leid. Musste ich so prahlerisch tun? Warum nur habe ich mein loses Mundwerk nicht gehalten?
Die Monster hier sind groß, stark, bestens ausgerüstet und zu meinem Bedauern äußerst zahlreich. So zahlreich, dass mir nur die Fluch zurück über die Brücke und die Hoffnung auf die Hilfe der dort stehenden Wächter bleibt.
Diesmal geht die Rechnung leider nicht auf. Zu viele Monster folgen mir als das die Wächter und ich sie aufhalten könnten. Ich kann nur wenig verschnaufen, werde mehr getroffen als meine Rüstung und die Heiltränke ausgleichen können, werde stetig langsamer und falle genau vor dem Haus des örtlichen Händlers den Attacken meiner Verfolger zum Opfer.
Noch im Sterben verhöhnt mich die Stimme die ich in den letzten Tagen und Nächten so häufig gehört habe. Sie macht sich lustig über mich, weil ich nicht Krieger werden will. Sie lässt mich wissen, dass ich ein Narr bin und wirft mir vor, es sei meine eigene Dickköpfigkeit, der ich diesen hundertsten Tod verdanke. Ich sei nicht ein Schwächling weil es so sein muss, sondern weil ich es so sein will. Ein Dummkopf. Ein Unbelehrbarer der sich ihren Geschenken widersetzt wie ein kleines Kind der ärztlichen Behandlung. Ein Tor, weil ich nicht verstünde, was ihre Gabe für mich bedeuten würde, wenn ich endlich dazu bereit wäre sie aus freien Stücken zu akzeptieren.
Mit der Reinkarnation, dem Gefühl, frisch erstarkt zu sein und dem festen Vorsatz, der Verlockung auch über den eigenen Tod hinaus nicht nachzugeben, kehre ich zum Ort meiner Niederlage zurück.

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2012-02-15
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Die Monster haben sich wieder auf die andere Seite der Brücke zurückgezogen und scheinen keine Anstalten zu machen, an diesem Zustand etwas zu ändern. Dieser Umstand lässt mir Zeit, die Auslage des verwunderten Händlers zu inspizieren und tatsächlich finde ich darin einen mit Juwelen besetzten Ring der meine Aufmerksamkeit erregt.

Als ich ihn anprobiere und an den Finger stecke fließt neue Kraft in meine Glieder, ein Effekt der sofort wieder schwindet als ich den Ring abnehmen. Obwohl sein Preis astronomisch scheint kaufe ich das schöne Stück und als ich mich vom Stand abwende um wieder in die Schlacht zu ziehen, beugt sich der Händler zu mir herüber. Er deutet auf den Lederbeutel an meinem Gürtel in dem ich die Tonscherben aufbewahre und bittet darum, sie ansehen zu dürfen.
Der Händler scheint vertrauenswürdig zu sein, also gebe ich ihm den Beutel, dessen Inhalt er ausschüttet nachdem er auf seinem Tresen eine Fläche freigeräumt und mit einem seidenen Tuch bedeckt hat. Stück für Stück dreht er die Teile so herum, dass ihre Musterung wie bei einem Puzzlespiel nach Oben schaut. Mit flinken Bewegungen sortiert er zunächst nach Farbe und dann macht er sich daran, Scherben mit ähnlich gezackten Rändern zu vergleichen.
Nach mehreren Versuchen scheinen zwei Teile zusammen zu passen, doch als der Händler sie einander nahe bringt, glaube ich meinen Augen nicht trauen zu können: Aus den beiden Bruchstücken wird eine einzige größere Scherbe.
Das also ist das Geheimnis dieser Tonteile? Aber was dann? Was damit tun?
Ich versuche ihm bei der Suche weiterer passender Stücke zu helfen und werde nach kurzem Betrachten der achtlos hin geschütteten Keramiken fündig. Vorsichtig bringe ich das Teil in Position in gespannter Erwartung weiterer magischer Vorgänge.
Entlang der letzten Bruchlinie läuft ein feiner blauer Lichtstreifen als mit der Zugabe des dritten Teils eine komplette Kachel entsteht. Sie schimmert elfenbeinfarben und in ihrer Mitte glänzt in sonnigem gelb das Symbol, das in Ägypten für das Leben selbst und manchmal sogar für die Unsterblichkeit steht – das Ankh.
Der Händler lächelt und fordert mich auf, die Kachel in die Nähe des neu erworbenen Ringes zu bringen, eine Aufforderung der ich zunächst nur zögernd nachkomme. Wieder ist Magie im Spiel, die ich nicht ansatzweise verstehe. Dennoch – ich könnte den Ring auch wieder ausziehen und bleibe der, der ich sein will. Daher gebe ich am Ende doch nach und reibe den Edelstein des Ringes vorsichtig an der Keramik.
Wie in Trance kann ich sehen, wie sich die Kachel in feinsten Staub auflöst, der sich an dem Ring als feine Schicht sammelt und in einem glitzernden Farbenspiel eins wird mit dem Metall und den darin eingearbeiteten Edelsteinen. Gleichzeitig kann ich fühlen, wie sich mein Lebenswille steigert, mein Herzschlag ruhiger und mein Atem langsamer wird.
Ähnlich wie eines der Artefakte zuvor scheint der Ring jetzt nicht nur meine Kraft zu vergrößern sondern auch mein Durchhaltevermögen zu steigern.
Der Händler blinzelt mich an und ich kann den Schalk in seinen Augen sehen als er mich fragt:“Was nutzt dir all die Kraft, wenn du beim ersten Kratzer fällst? Das Ankh schenkt dir Leben das in deinen Schlachten sicher hilfreich ist.“
Ich danke dem Mann für die Erklärung und wende mich schon fast wieder dem Weg hinauf auf die Brücke zu als mir ein Gedanke durch den Kopf fährt.
Mit diesem neuen Ring ausgestattet – wird mir jetzt eine Rüstung gerecht, die ich zuvor nicht tragen konnte?
Leider finde ich beim Händler die Antwort auf diese Frage nicht; alles was er anbieten kann ist entweder noch schlechter als das was ich bereits besitze oder für mich ungeeignet. Es muss also so weitergehen und ich kehre zu den Soldaten zurück, die die Brücke bewachen.
Ungläubig beäugt mich die kleine Truppe und ich kann es ihnen nicht übel nehmen, dass sie sich mir gegenüber skeptisch verhalten.
Ich wurde vor ihren Augen ermordet und stehe nun wieder in ihren Reihen. Unverwundet, lebend, guter Laune und mit ein bisschen mehr Kraft als das letzte mal. Trotz ihrer Skepsis wünschen Sie mir Glück für den vor mir liegenden Weg und wenngleich sie ihren Posten an der Brücke nicht aufgeben können weil Sie den Ort verteidigen müssen, versprechen sie mir zu helfen wenn ich wieder mit Monstern im Schlepptau bei ihnen ankommen sollte.
Diesmal werde ich es anders versuchen.
Aus der Ferne werfe ich einem der Monster einen Schneeball an den Kopf und Laufe in Richtung der Soldaten zurück zur Brücke. Der Ichthier den ich beworfen hatte folgt mir zwar, sein aufgeregtes Geschrei zieht aber weitere seiner Artgenossen hinter ihm her. Es scheint ihnen egal zu sein, dass ich sie den Soldaten direkt in die Arme treibe die die Brücke bewachen. Auf der Brücke kommt es umgehend zu einer heftigen, allerdings nur kurzen Schlacht und mit der Unterstützung der Soldaten gelingt es, die Gruppe zu besiegen.
Ob die restlichen Kreaturen auch auf diesen Trick hereinfallen? Einen Versuch ist es wert.
Leider muss ich recht weit von der Brücke weg um die nächste Gruppe zu ködern, eine Tatsache, der ich zu wenig Bedeutung beigemessen habe.
Ein Regen aus Eis trifft mich in den Rücken als die Brücke noch weit von mir entfernt ist. Die Kälte die in meinen Körper dringt lähmt meine Muskeln. Jede Bewegung schmerzt und es kommt mir vor als würde ich mich unter Wasser bewegen. Alles verlangsamt sich und ich muss zu meinem Entsetzen feststellen, dass dieser Effekt wohl nur mich betrifft. Meine Gegner scheinen nur so in meine Richtung zu fliegen während meine eigenen Bewegungen weiter langsamer werden.
Mit einer letzten Anstrengung gelingt es mir noch, die Harpyien zu rufen, es reicht aber nicht aus, das Blatt zu wenden.
Wieder umfängt mich die Schwärze von der ich glaube, dass es der Tunnel in die Unterwelt ist in den ich blicke und aus dem mich eine gewaltige Hand zurück wirft in das, was mir als Realität erscheint.
Reinkarniert stehe ich wie schon so häufig an einem der Leben spendenden Brunnen. Von der zweiten Gruppe Monster, das waren mindestens fünf oder sechs, konnte ich nur eines in den Hades schicken. Offenbar hat der Telkine seine Untertanen besser ausgestattet als zuvor. Vielleicht weil er nach dem Kampf mit Feiyan weiß, dass man ihm auf den Fersen ist?
Die Lage erscheint aussichtslos und zum ersten mal seit Beginn meines Abenteuers fürchte ich, ich könnte versagen. Auch der Inhalt meiner Taschen gibt nichts her was eine Verbesserung bringen würde und mehr Besitz habe ich nicht. Oder doch? Die Karawane! Dort habe ich Dinge gelagert, von denen ich mir erhofft hatte, dass sie mir einmal von Nutzen sein könnten. Ich habe dem Karawanenführer sogar das Geld für mehr Tiere gegeben weil viele der sonderbaren Gegenstände die ich gefunden habe zu exotisch schienen, um sie zu verkaufen und er damals nicht den Raum hatte, alles sicher zu verwahren.
Das Portal im Ort bringt mich innerhalb der Zeit die man für einen Wimpernschlag braucht zurück nach Memphis wo am Stadttor die Karawane mit ihren Lasttieren und Truhen ruht.
In meinen hier gelagerten Vorräten suche ich zunächst weitere der Tonscherben und Bruchstücke. Jetzt wo ich weiß wie man damit umgeht wüsste ich gerne, was andere der sonderbaren magischen Teile anstellen. Dabei merke ich, dass die eckigen Kacheln aus jeweils drei Teile bestehen. Es gibt aber runde, Amuletten ähnliche Scherben von denen das dritte offenbar nicht für Komplettierung sorgt. Hier sind, wie ich an einem Stück feststellen kann, fünf Scherben notwendig.
Es gelingt mir zu meiner Freude, mehrere vollständige Utensilien zu fertigen. An ihren Rändern sehe ich Abbildungen die mich vermuten lassen, dass sie nicht alle für die Verwandlung von Ringen einzusetzen sind. Kreise am Ankh konnte ich zuerst nicht deuten. Sie zeigten wohl, dass es sich für die Kombination mit Ringen anbietet. Hier habe ich aber nun Fragmente auf denen Arme, ein Kopf oder ein Torso zu erkennen ist.
Mit ihnen lassen sich meine Rüstung, meine Haube und sogar die einfachen Armschienen die ich trage verändern. Sehr zu meiner Freude spüre ich meine Kräfte weiter wachsen und als ich an den Armschienen eines der Amulette verwende ergeben plötzlich die Schriftzeichen auf einem der Zauberstäbe in den Truhen einen Sinn.
Verblüfft und erschreckt versuche ich, meine Gedanken zu sammeln. So also fühlt sich Magie im eigenen Körper an. Wie im Rausch erfüllt mich die Vorstellung von dem was sein könnte, wenn ich der Stimme der Verlockung nachgäbe. Wie sehr würde sich dadurch mein Kampf erleichtern?
Aber Ringe, Amulette, Rüstung, Stahl und Leder kann ich wieder ablegen und so der bleiben, der ich sein will. Wäre ich der, der ich sein will, wenn mich die Magie für immer verändert? Ich wäre ganz offensichtlich ein anderer und ich bin mir nicht sicher, ob ich auf Dauer glücklich damit wäre, dieser andere zu sein.
Der Karawanenführer unterbricht meine Gedanken mit einer Bemerkung die meine Neugier weckt. Er habe viele Kunden, die ihre Ware bei ihm lagern. Allerdings gäbe es darunter eine Hand voll Leute, die ihm – wie er es formuliert – das Zeug zwar anvertrauen, er es aber Bedürftigen als Geschenk anbieten könne. Er selbst habe keine Verwendung dafür und Teil der Abmachung war, dass er es nicht zu seinem Vorteil verkauf. Er holt ein Kamel mit vier großen Truhen auf dem Tragegestell und gestattet mir einen Blick in die kunstvoll gearbeiteten Kisten.
Darin finden sich wunderschöne Ringe, vollständige Keramiken, ein Artefakt übernatürlicher Schönheit sowie Waffen, Schilde und prunkvolle Rüstungen.
Wie reich muss jemand sein, der solche Schätze verschenken kann? Und wer war der Wohltäter? Meine Finger gleiten über kunstvoll gearbeitete Umhänge, golden glänzende Helme und kostbare, fremdartig wirkende Amulette. Einiges davon scheint wie für mich gemacht und obwohl ich die Macht der Schneekugel beeindruckend finde gefällt mir die Idee, mich mit einem Schild schützen zu können, wenn ich angegriffen werde.
Schild und Eiskugel kann ich nicht gleichzeitig halten. Also stecke ich die Eiskugel in den Rucksack und versuche es mit Schild und Waffe. Das Schwert, dass mir am besten gefällt ist wohl allerdings für Herkules persönlich gefertigt. Ich kann es zwar tragen aber nicht so schwingen, dass es für die Schlacht geeignet wäre und der Karawanenführer versucht sich ein Lachen zu verkneifen als er meine ungelenken Bewegungen beobachtet.
Mit einer Axt die ebenfalls in der Truhe zu finden war geht es besser und mit neuem Mut, neuer Ausrüstung und vermehrten Kräften kehre ich über das Portal zurück nach Babylon.
Dort angekommen richte ich mein Augenmerk wieder auf die Ichthier, die noch immer nicht vom Bauernhof vertrieben sind. Auf dem Weg bis zur Brücke habe ich mir eine neue Strategie ausgedacht wie ich es schaffen kann, mein Versprechen gegenüber Immeru zu erfüllen und seinen Bauernhof wieder in einen sicheren Hort zu verwandeln. Ich lege die Eiskugel, das Schild und die Axt griffbereit nahe beisammen und nutze zuerst die Kugel, um die Aufmerksamkeit eines der Monster zu erregen. Dabei achte ich diesmal darauf, genau das der Viecher zu erwischen, das von den restlichen den größten Abstand hat. Prompt dreht sich der getroffene um und kommt in meine Richtung. Ich werfe ihm weiter Eis entgegen in der Hoffnung, dass es ihn schwächt und greife erst zu Axt und Schild als er fast in Reichweite ist. Das Eis hat seinen Zweck zwar erfüllt, ich habe aber meine eigenen Fähigkeiten was den Umgang mit Axt und Schild angeht völlig überschätzt. Ich bin offensichtlich viel zu langsam und der Fischäugige kann meine Deckung mit Leichtigkeit umgehen. Er landet einen Treffer nach dem anderen und nur der Macht des Ankh an meinem Ring ist es zu verdanken, dass ich das überlebe. Allerdings schwinden meine Kräfte und mir bleibt nur die Wahl zwischen Flucht und Reinkarnation. Ich entscheide mich für das erstere, laufe in Richtung der Brücke zurück und schaffe es fast gleichzeitig, einen Heiltrank einzunehmen und die Harpyien zu beschwören.
Gleich hinter der Brücke greifen die Soldaten in den Kampf ein und mit vereinten Kräften gelingt es und, das Monster zu vernichten.
Als es regungslos am Boden liegt schaue ich nach, was es war, das der Telkine diesem Wesen gab um so effektiv kämpfen zu können. Es gibt ein paar Goldstücke, eine nicht sehr beeindruckende Rüstung, robuste Armschienen und eine sonderbare Waffe die auch von den Soldaten gemustert wird, die mich umgeben.
Es handelt sich dabei um eine Art Keule. Ein gezackter, schwarzer Stein der an einem Griff befestigt ist, welcher mit einem aus Seetang geflochtenem Seil verstärkt wurde. Am unteren Ende des Griffes ist ein rostiger Metallring in das Seil eingearbeitet, vielleicht um die Waffe an einen Gürtel oder Haken zu hängen.
Einer der Soldaten, ein älterer den ich beim zweiten Hinsehen für einen Offizier halte, nimmt die Keule in die Hand, schwingt sie lässig hin und her und übergibt sie an mich zurück. Sie sei meine Beute, denn ich hätte den Besitzer getötet. Es sei außerdem ein besonders schönes Stück und er gibt der Keule einen sonderbaren Namen.
Es sei ein Knaller der Ichthier. Keine einfache Keule wie er mir erklärt sondern eine Waffe mit magischem Hintergrund. Ich könne, wenn ich sie trage, viel mehr als ich vermute und sie würde nicht nur dem Feind in der Schlacht das Leben rauben, sondern es auch noch auf mich übertragen.
Mich fröstelt bei dem Gedanken aber der Soldat hat Recht. Diese Waffe ist für einen Krieg besser geeignet als die Axt die ich trage und so verkaufe ich die Axt beim Händler und nehme an ihrer Stelle die Keule zur Hand.
So ausgestattet werfe ich mich erneut in die Schlacht und die Strategie, immer nur gegen einen Gegner zu kämpfen bewährt sich. Sie ist allerdings langwierig und es dauert den Rest des Tages und bedarf dutzende der Heiltränke, bis ich Immeru gegenübertreten kann um mein Versprechen als erfüllt zu betrachten.
Überglücklich umarmt mich der Bauer und ist fast außer Stande, seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Sein Dank ist herzergreifend und er begleitet mich ein Stück weit über die Brücke auf seinen Grund und Boden. Mein Weg geht darüber hinaus und bald schon verschwinden die Vororte Babylons am Horizont einer Steppe auf der das Wandern unendlich viel weniger schwierig ist als der Marsch durch die sandigen Wüsten Ägyptens, was allerdings nur für die Umgebung und den Untergrund gilt. Die Armee mit der ich es unerwartet zu tun bekomme ist um einiges erschreckender als es die Sandfürsten und Skelette der hinter mir liegenden Gegenden waren.



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2012-02-24
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Urzeitmonster

Die Nacht im Anschluss an dieses Erlebnis verbringe ich in einer schützenden Höhle in der ich Unterschlupf gefunden habe. Sie liegt verborgen in einem Winkel eines am Waldrand gelegenen Felsens, ist schwer zu erreichen, daher gut zu verteidigen und zu meiner Freude unbewohnt.
Die Gegend durch die ich meinen Weg am folgenden Tag fortsetze ist den Steppen Griechenlands ähnlich. Uralte Wälder und riesige Grünflächen erfreuen das Auge und die würzige, nicht sonderlich kalte Luft vertreibt die Erinnerungen an die Durchquerung der viel weniger gastlichen Gebiete Ägyptens.
Unbeschwert und ohne Angriff vergeht der Morgen und ich kann ein gutes Stück zurücklegen bevor ich auf den Lärm vor mir aufmerksam werde der scheinbar aus einem Lager oder einer kleinen Siedlung kommt.
Ist es paranoid anzunehmen, dass es wieder Monster sind?
Wäre es zu optimistisch zu hoffen, dass es ein Ort sei um eine ungestörteRast zur Mittagszeit einzulegen?
Vorsicht, so heißt es, sei die Mutter der Porzellankiste und so nähere ich mich der Geräuschquelle vorsichtig indem ich Bäume und Felsen als Deckung verwende. Wie sich herausstellt eine gute Idee, denn hinter der nächsten Biegung des Trampelpfades dem ich folge sehe ich das Lager von dem der Lärm ausgeht.
Es ist bevölkert von massigen, untersetzten Gestalten die etwas mehr Menschen ähneln als Affen. Sie tragen Kleidung und ich kann bei einigen von ihnen Waffen wie Schwerter und Bögen erkennen. Im Zentrum des Lagers, mitten auf dem Pfad der zu meinem Bedauern genau durch das Lager führt, steht eine größere Gestalt die sich schwer auf einen Stab stützt von dem ich vermute, dass es ein Zauberstock ist. Noch bedrohlicher als den Magier finde ich allerdings die Reiter die im Lager Position bezogen haben. Nicht auf Pferden sondern auf riesenhaften Raubkatzen deren übergroße Eckzähne seitlich um mindestens eine Hand breit aus dem Gebiss vorstehen.
Ich zähle von meiner sicheren Position aus neben dem Magier mindestens sechs bewaffnete Krieger und vier der sonderbaren Reiter.

Der Pfad dem ich folge führt mitten durch das Lager, links und rechts flankiert von Felsen und ohne Alternative.
In den Felsen sehe ich meine große Chance. Sie stehen zu nahe beieinander um mehreren Kämpfern Raum zu bieten und stellen so ein natürliches Nadelöhr dar.
Ich wähle also wieder die Eiskugel und aus der größtmöglichen Entfernung werfe ich eine Kugel auf den Reiter der mir am nächsten ist. Dieser galoppiert auf seinem ungewöhnlichen Reittier auf mich zu, muss aber zwischen den enger stehenden Felsen sein Tempo verringern um nicht zu riskieren, sich oder das Tier an den scharfen Vorsprüngen zu verletzen. Hinter ihm drängeln sich die Bogenschützen und Schwertkämpfer – der Plan, nur einen Gegner bewältigen zu müssen ist also kläglich fehlgeschlagen. Trotzdem – die Eiskugel bremst den Reiter weiter aus und als er und seine Katze dem Frost zum Opfer fallen erschwert er seinen Artgenossen den Weg durch die Felsen. So geht am Ende meine Strategie doch auf. Gegner um Gegner bleibt an der Engstelle auf der Strecke und am Schluss bleibt, wenn ich mich nicht verzählt habe, der Zauberer und wenigstens ein Bogenschütze im Lager zurück.
Ob sie als Wache geblieben sind? Oder geflohen sind um Verstärkung zu holen? Letzteres wäre ein völlig neuer Zug, den die Armee des Telkinen bisher nie gezeigt hat. In dieser Hinsicht wenigstens stellt sich ihr Anführer nicht als der beste Stratege dar.
Der Magier steht im Zentrum des Lager, von dem Bogenschützen ist nichts zu sehen. Hab' ich mich verzählt? Liegt er in einem Hinterhalt?
Auch das wäre neu; bisher hatten alle meine Gegner die wirklich direkte Konfrontation gesucht. Kein Rückzug, keiner der Deckung suchte. Sollten sie dazugelernt haben?
In dem Moment wo ich zwischen die Felsen trete erhalte ich Gewissheit.

Ich ziele auf den Magier als aus dem Nichts heraus ein Netz über mich geworfen wird. Oben auf einem Felsen sehe ich den Bogenschützen stehen, der Augenblicklich seinen ersten Pfeil auf mich schießt. Zeitgleich kann ich erkennen, wie der Magier bedrohlich seinen Stab schwingt und einen Schwall aus Eiszapfen heraufbeschwört, der in meine Richtung fliegt. Ich kann nicht beiden Geschossen ausweichen, erwidere aber so gut es geht die Angriffe mit Eis und kann als erstes den mir näher stehenden Bogenschützen ausschalten, wobei mich aber das Netz in meiner Bewegung stark einschränkt.
Das Netz, offenbar von magischer Natur, verschwindet in dem Moment als der Bogenschütze das zeitliche segnet und aus dem kurzen Kampf gegen den Magier gehe ich leicht als Sieger hervor.
Beute aus dieser Schlacht gibt es nur wenig. Eine kleine Menge Gold, ein paar Schmuckstücke die für mich wertlos sind und als einziges schöneres Stück den Zauberstab des toten Magiers. Kein Vergleich zwar zu den Meisterstücken die ich in Ägypten gesehen habe, sicher aber genug um beim nächsten Händler einen akzeptablen Preis zu erzielen. Obwohl mein Vorrat an Gold einem anderen wahrhaft unerschöpflich vorkommen muss, scheint es mir noch immer nur als Mittel zum Zweck. Meinen Vorrat an Schriftrollen bei den Händlern auffüllen verschlingt jedes mal gewaltige Summen, ganz zu schweigen von den an Wegelagerei grenzenden Gehaltsvorstellungen der Magier die ihre Dienstleistung im wahrsten Sinne des Wortes in Gold aufwiegen lassen.
Also sammle ich ein was in meinen Rucksack passt und ziehe meiner Wege.
Der Wald um mich herum verwandelt sich mehr und mehr in eine Steppe, die großen Bäume werden seltener, Sträucher und Gräser dominieren das Bild. Stetig bergauf laufend gerate ich nur selten in kleinere Scharmützel.
In die meisten sind diese sonderbaren Affenmenschen und ihren übergroßen Katze verwickelt, nur selten ist ein Magier dabei. Einige der kleinen Ansammlungen inspiziere ich nur von weitem und weiche dem Kampf aus wo immer es geht.
Auch in dieser Gegend stoße ich auf Kreaturen, die sich zum Ziel gesetzt haben, mir das Leben zu rauben. Kreaturen, wie ich sie nie vorher sah, wie sie in keiner mir bekannten Legende beschrieben sind und wie ich sie eigentlich auch nie wieder treffen mag.
Auf den Hinterbeinen laufend, mit winzigen Ärmchen ausgestattet ist es ihr Maul dem man Respekt zollen muss. Rasiermesserscharfe Zähne, mit Widerhaken an den Rückseiten besetzt, reihen sich in den mächtigen Kiefern dieser Ungetüme zu einer gefährlichen Waffe aneinander. Nach einem ersten Gefecht gegen ein einzelnes dieser Wesen zeigt mein Schild leider sehr deutliche Spuren von den Attacken. Trotz ihrer geringen Länge sind die mit langen, gebogenen Klauen besetzten Ärmchen nicht zu unterschätzen, dazu sind die Viecher beachtlich schnell. Beängstigend ist ihre Angriffstechnik, sich auf den starken Schwanz zu stützen und mit den muskulösen Hinterbeinen, ebenfalls mit mächtigen Krallen besetzt, nach mir zu treten.
Dennoch ist ein einzelnes dieser wohl mit den Echsen verwandten Tieren kein bedrohlicher Gegner. Die Kälte des Eises scheint ihnen schwer zu schaffen zu machen und die Keule, die ich immer mehr verwende, tut ein übriges.
Hinter einer Biegung in dem gut ausgetretenen Weg den ich nutze steht allerdings plötzlich eine kleine Herde dieser Riesenreptilien vor mir. Eine Familie wie es scheint – oder ein Rudel. Ich erkenne größere Tiere und das was ich für ihre Jungen halte, dazwischen Exemplare unterschiedlicher Größe. Auf jeden Fall zu viele um hier ruhig stehen zu bleiben und noch bevor ich mich zurückziehen kann scheinen sie mich gewittert zu haben. Ich entscheide mich für die Flucht.
Zunächst gilt es am Leben zu bleiben, allerdings verschafft mir der Rückzug auch um ein bisschen Zeit was es mir erlaubt eine Stelle zu finden, von der aus ich mich verteidigen kann.
Eiskugel um Eiskugel wandert hinter mich und beim letzten der größten Tiere passiert es dann zu meinem Glück wieder. Ab und an scheint das Eis den gesamten Gegner zu erfassen und friert ihn zu einer starren Eisstatue zusammen.

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In diesem Zustand kann sich der Gegner nicht zur Wehr setzen und stellt keine Gefahr dar.
Es mag unfair oder gar feige erscheinen aber auf diese Weise kann ich den Kampf gewinnen ohne einen einzigen Kratzer ab zu bekommen.
Am Ende kann ich es mir nicht verkneifen, eine der Krallen des Tieres als Andenken an diesen Kampf zu behalten. Die gebogene scharfe Waffe wandert in meinen Rucksack – vielleicht werden es im Laufe der Zeit mehr und ich fertige mir ein Schmuckstück daraus.
Wer weiß? Vielleicht kann ich damit eines Tages diese Geschichte meinen Kindern oder Kindeskindern erzählen und die Krallen als Beweis dafür herzeigen, dass ich kein Jägerlatein rede.
Aber ich muss vorsichtiger werden damit sich diese Überraschungen in nächster Zeit nicht zu oft wiederholen. Mit diesem festen Vorsatz ziehe ich meiner Wege und versinke ins Grübeln.
Der abgerissene Refrain von einem Lied eines berühmten Barden geht mir durch den Kopf und ich versuche, mich an den gesamten Text zu erinnern. Leider kommen mir nur Fetzen davon in den Sinn aber ich fühle, dass das Lied mir wie auf den Leib geschneidert ist:

… es braucht mehr als eine Rüstung um ein Mann zu sein …
… nur eine Waffe haben reicht nicht aus...
… stell dich deinen Feinden – umgehe sie wenn du kannst...
… ein Ehrenmann mag gehen aber nie flüchten...

In endloser Wiederholung schlängeln sich diese Sätze durch meinen Verstand und wenngleich sie mir zunächst lästig sind weil sie meine Konzentration stören, begleiten Sie mich den Rest vom Tag. Obwohl es monoton scheint pfeife ich die zum Text gehörenden Noten vor mir her was mir die Langeweile ein wenig vom Hals schafft.
Langeweile? So weit bin ich schon?
Eigentlich ist dies hier ein Spaziergang und sollte ich nicht ein wenig dankbar dafür sein, dass die Kämpfe weniger werden?
Sollte ich.
In der abgelegenen Einöde durch die mich mein weiterer Weg führt wird die Luft stetig dünner und kälter. Es geht bergauf, bergauf und bergauf und ich habe den Eindruck, das Dach der Welt zu erklimmen. Noch umgibt mich grüne, Tundra ähnliche Landschaft aber der Winter ist hier ein Dauergast. Schon an vielen Wegrändern und Bodensenken liegen Reste von Schnee und Eis die mir deutlich zeigen, was mich erwartet – Kälte.
Nachdem also erst die Hitze und dann die Luftfeuchtigkeit in ihren Extremen mein Feind war ist es nun die Kälte. Allerdings ist es leichter, sich gegen Kälte zu schützen als gegen die sengende Wüstenhitze und so finde ich doch einen positiven Aspekt in dieser unwirtlichen Umgebung. Die Tundra geht nach und nach in felsigeren Grund über und nur wenige Höhenmeter später erreiche ich die Schneegrenze.


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2012-03-02
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Weiter durch die Berge

Der hart gefrorene und glatte Untergrund bremst mein Vorankommen erheblich. Immer wieder ist es mehr ein Dahin-schlittern als ein Gehen oder gar Laufen . Zu allem Überfluss erweisen sich die Gamaschen an meinen Füßen als für diese Witterung völlig ungeeignet. Mir ist kalt, die eisige Luft brennt in den Atemwegen und trotz der wärmenden Wirkung die der Heiltrank ebenfalls mit sich bringt wird dies hier sicher niemals meine bevorzugte Heimat werden.
Karger Boden auf dem nur wächst, was sich der rauen Umwelt angepasst hat. Keine Bäume oder Sträucher die Früchte tragen würden, kein Bach der nicht zugefroren wäre, kein See, an dem man nicht erst Löcher ins Eis schlagen müsste um angeln zu können.
Es fühlt sich an als müsse die Atemluft vor der Nase gefrieren und auch die sonderbaren Bewohner dieser Region unterscheiden sich von ihren Verwandten aus den Wäldern. Auch hier gibt es die Rudel von Echsentieren, ihre äußere Erscheinung ist aber nicht bräunlich, sie ist eis-blau.
Weniger aggressiv oder gar weniger gefährlich als ihre im Wald hausenden Cousins sind sie aber nicht und hier oben in der kalten, dünnen Luft scheint ihre Witterung viel besser zu funktionieren als im Flachland. Oder ist die Luft einfach klarer und weniger geschwängert mit Gerüchen, so dass mein eigener Geruch besser wahr zu nehmen ist?Waschen oder gar baden kommt bei den hier herrschenden Temperaturen leider nicht in Frage.
Ich bin mir recht sicher, dass ich in zivilisierterer Umgebung bestimmt unangenehm auffallen würde und die Leute in der Stadt die Nase über mich rümpfen könnten.
Wie auch immer. Hier oben stört es niemanden, schon weil es hier niemanden gibt, den es stören könnte und es bleibt Spekulation, ob mich die Monster das sprichwörtliche Stadion weit gegen den Wind riechen können; sie machen Jagd auf mich und ich muss zunächst mal wieder die Flucht ergreifen.

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Es kommt mir merkwürdig vor, dass auch diese Gattung, die an bittere Kälte gewöhnt sein müsste, der Eiskugel zum Opfer fällt. Da der Umstand mir aber in die Hände spielt messe ich dem weiter keine Bedeutung bei und konzentriere mich darauf, nicht gefressen zu werden.
Nach dem Kampf kann ich diesen Gedanken nicht von mir abstreifen.
Nicht gefressen werden...
Ich bin schon so häufig gestorben, ebenso oft auch wiedergeboren worden und doch nirgends auf meine eigne Leiche gestoßen. Was wohl aus dem getöteten Körper wird? Oder sind es göttliche Kräfte, die den Körper wieder herstellen und die ihm entflohene Seele zurück bringen?Letzteres vermute ich, denn der Körper in dem ich nach der Reinkarnation erwache sieht aus wie meiner, fühlt sich an wie meiner, hat aber die Wunden nicht, die zu seinem Ableben geführt hatten.
Nach jedem Tod ist es, als wäre ich aus einem bösen Traum erwacht den ich mir aus den Augen reiben kann um mein gewohntes Leben zu führen.
Aber wie? Ich stecke noch immer in der Rüstung, trage die Keule und den Schild und kann die Kälte der magischen Waffe in meinem Rucksack spüren.
Also kein böser Traum sondern grausame Realität die mir jedes mal einen tiefen Seufzer entreißt der der Erkenntnis folgt, dass es an mir liegt, diese Realität in etwas zu verwandeln, das lebenswert ist.
Wieder sammle ich die abgeschlagene Kralle eines der Echsentiere ein und versuche so gut es geht in dieser unwirtlichen Gegend voran zu kommen.
Voran?
Geradeaus – ja. Aber ob er vorangeht?
Der Kampf tobt nun schon so lange. So viele Wochen die ich einem Ziel hinterher hetze, von dem ich nicht einmal weiß ob ich es erreichen kann. Der Zweifel nagt an mir und nur der Blick zurück auf das was ich bereits hinter mir habe gibt mir die Zuversicht, dass ich dem gewachsen bin, was vielleicht noch vor mir liegt.
Das und die Hoffnung darauf, dass das ruhige Leben zurückkehrt, das ich so sehr vermisse.
Wie viel lieber als in den Kampf würde ich mich in die Arbeit auf den Hof stürzen, um mit dem was ich leiste eine Familie zu ernähren. Alles zu seiner Zeit.
Unwillig durch Schnee stapfend und auf dem gefrorenen Boden rutschend setzte ich einen Fuß vor den anderen. Monoton voranschreitend, frieren und erschöpft erreiche ich am Abend das kleine Dörfchen Shangshung.
Die Dorfbewohner hier oben in den kargen Bergen sind freundliche Menschen. Sie laden mich in ihre Hütten ein, versorgen mich freundlich mit Nahrung und Wärme und schon am ersten Abend fühle ich mich hier sicher und gut aufgehoben. Ich beschließe, ein wenig zur Ruhe zu kommen, denn der kommende Abschnitt meiner Reise, soviel steht wohl fest, wird kein leichter sein.
Auf meinen Spaziergängen durch das Dorf finde ich Händler, eines der magischen Portale und auch einen am Ort ansässigen Magier. Die Menschen hier oben scheinen wenig Besuch zu bekommen und viele von ihnen verwickeln mich in Gespräche, fragen nach meinem Woher und Wohin, lauschen angeregt meinen Berichten über das was ich erlebt habe und sind sichtbar erfreut über die Abwechslung, einen reisenden in ihrer Mitte zu haben. Trotzdem ist die Idylle der Ortes nicht ungestört und zwei Geschichten interessieren mich besonders.
Zuerst ist da Pasang Do-ma, ein älterer Herr würdevollen Aussehens der so sehr offensichtlich weder Träumer noch Phantast ist, dass ich seine Geschichte vom riesigen Yeti für bare Münze nehmen muss. Ein gewaltiger Kolloss. Mischung aus Mensch und Bär. Mit rohen Kräften ausgestattet. Sicher hat Pasang Do-ma seine Geschichte ein wenig ausgeschmückt aber inzwischen habe ich so viele Monster gesehen, dass ich nicht daran zweifeln mag, dass es auch diese Kreatur tatsächlich gibt.
Die zweite sonderbare Geschichte weiß Kilu Tem-ba zu erzählen. Er nennt die Affenmenschen die mir begegnet sind Neandertaler, beschreibt sie als Nachbarn die früher friedlich in ihrer Nähe gelebt haben und die seit kurzer Zeit zu gefährlichen Banditen geworden sind. Sie seien stärker und aggressiver geworden, würden sich oft zu Banden zusammenschließen und dann die Bergdörfer überfallen.Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass das alles begann, als der Telkine seinen Fuß in diese Berge gesetzt hat.

Kilu Tem-ba erzählt mir, dass sein Sohn sich als Kämpfer versucht hat. Er hat wohl die Waffen der Ahnen aus ihren Truhen genommen und gedacht, Waffen allein würden reichen, die Neandertaler zu vertreiben. Seit er sich in diese Schlacht gestürzt hat wurde er nicht mehr gesehen und Kilu Tem-ba versinkt in der Trauer darüber, das er das Schlimmste annehmen muss und seinen Sohn verloren hat. Es erschließt sich mir allerdings auch nicht, ob es die Trauer um den verloren en Sohn ist die den Mann grämt oder die Tatsache, dass der Sohn auf den er sicher gerne stolz gewesen wäre, sich in dieser Sache als Versager darstellt.
Es erscheint sonderbar, aber die Einstellung der Menschen die ich hier oben kennen gelernt habe ist eben so. Sie fürchten den Gesichtsverlust und jede Art von glanzloser Erscheinung, die ihrer Familie zugeordnet werden kann. Kilu Tem-bas Sohn hätte in dieser Hinsicht gleich doppelt Schande auf sich geladen. Er hat die Waffen der Ahnen ohne die Erlaubnis seines Vaters an sich genommen, was in seiner Auffassung einem Diebstahl gleichkommt. Danach hat er mit eben diesen Waffen keinen Sieg errungen. Wieder doppelte Schande denn es entweiht die Waffen ebenso wie den, der sie führte.
Besonders interessant an der Geschichte ist die Beschreibung der Waffen der Ahnen. Mächtige Werkzeuge, mit denen vor Generationen edle Krieger das Dorf beschützt haben. Niemand der diese Waffen je geführt hat hat eine Schlacht verloren. Das zumindest behauptet die Geschichte.
Jetzt sind, so ist zu befürchten, die kriegerischen Schmuckstücke dem Feind in die Hände gefallen. Einem Feind, vor dem mich Kilu Tem-ba sehr eindringlich warnt denn er weiß sehr bildreich zu beschreiben, wie stark, gefährlich und rücksichtslos die Neandertaler in den letzten Monaten geworden sind.
So vergehen einige Tage in denen ich die klare Luft im Dorf genieße, mich von den Strapazen der Bergwanderung erhole und endlich mal eine Mahlzeit zu mir nehmen kann, die nicht aus dem rötlichen Manna besteht, das ich noch immer in scheinbar unerschöpflichem Maß in meinen Taschen finde.
So gut wie die Erholung tut so sehr erdrückt sie mich nach kurzer Zeit. Es liegt eine Aufgabe vor mir die es zu erledigen gilt und es kommt mir vor als würde ich mich vor ihr verstecken so lange ich die Ruhe dieser abgelegenen Stätte als Schutz vor mir herschiebe. Schweren Herzens und mit ein wenig wehmütigem Gefühl in der Brust mache ich mich auf in Richtung Natu-La-Kamm, einem majestätisch da liegenden Bergzug der die hinter mir liegende Seidenstraße mit dem Orkhan-Tal verbindet. Die Spitze des Passes ist der Gipfel des Tsongmo-Berges. Als ich aufbreche begleiten mich viele der Einwohner bis an den Rand des Dorfes und verabschieden mich mit überschwänglichen Worten und den besten Wünschen für mein Abenteuer.
Ich befürchte, ich werde all das wirklich brauchen.
Zuletzt geändert von FourOfFour am 03.03.2012, 08:02, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Spielen ohne Meisterschaft - Tagebuch des Nichthelden

Beitrag von FourOfFour » 10.09.2011, 13:01


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2012-03-03
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Der Natu-La Pass ist der beschwerliche Weg hinauf auf einen Gletscher aus ewigem Eis. Dort oben liegt auch der Tsongmo-See, berühmt für seine atemberaubenden Aussichten und Panoramen. Legenden folgend sollen hier Völker die Zukunft aus der glitzernden Oberfläche des Sees gelesen haben, eine Kunst die ich trotz aller erlebten Magie für Hokuspokus halte. Meine eigene unmittelbare Zukunft ist allerdings vorbestimmt. Kampf, Krieg, töten, Tod und Wiedergeburt. Letzteres hielt sich erfreulicher Weise seit geraumer Zeit in Grenzen, das Ankh an meinen Ringen tut wahre Wunder was die Stärkung meiner Gesundheit angeht.
Trotz aller kleinen Scharmützel die ich in den nächsten Tagen erlebe empfinde ich die Neandertaler ebenso wie mich als Opfer in diesem Krieg. Die Dorfbewohner hatten ja erzählt, dass es einst ein friedliches Miteinander gab und ich wäre sicher einer der glücklichsten Menschen der Welt, wenn ich statt ihren Tod im Kampf diesen Frieden mit Worten wieder einbringen könnte.
Der Telkine hat aber entweder ihr gesamtes Naturell auf bösartig verändert oder sie mit seiner schwarzen Magie wirklich in abgrundtief böse Kreaturen verwandelt. Keiner läuft davon, keiner geht mir aus dem Weg. Jeder von ihnen will mir ans Leder, weshalb ich es als Selbstverteidigung empfinde, wenn die Eisbrocken sie erfrieren lassen oder meine Keule ihre Schädel spaltet.
Im Verlauf der Reise bemerke ich, dass die Neandertaler Höhlenbewohner sind. Trotz ihrer Aggressivität scheinen sie also nicht von Grund auf dumm zu sein. Auch die Waffen, Kleidungsstücke und Rüstungen die ich bei einigen von ihnen finde zeugen davon, dass diese Wesen ein gewisses handwerkliches Geschick besitzen und sogar Metallbearbeitung betreiben.
Allein – es nutzt ihnen nichts. Keiner der sich bisher als wirklich ernst zu nehmender Gegner herausstellte.
Auf dem Gipfel des Natu-La Kammes angekommen kann ich nicht anders, als über diese Welt staunen. Tief unter mir liegt eine dichte, fast kreisrunde Scheibe schneeweißer Wolken, darüber der strahlend blaue Himmel und eine so klare Luft, dass ich am Rande dessen was ich sehen kann bemerke, dass die Linie am Horizont keine gerade Linie sondern ein Bogen ist. Die Erde ist eine Kugel!
Genau wie es bereits Aristoteles vermutete, als er im Hafen bemerkte, dass bei Schiffen der Mast immer zuletzt verschwindet wobei vollkommen egal ist, in welche Richtung sie fahren. Was würde er wohl darum geben, diesen Anblick mit mir teilen zu können?

Sicher aber würde er nicht an meiner Seite kämpfen wollen.
Es fällt mir schwer, mich der Faszination des Anblicks zu entziehen und dennoch bleibt mir keine Wahl als meine Reise fort zu setzen. Der Natu-La Kamm bringt mich nach langem und beschwerlichem Marsch in die Amdo Region. Kein bisschen besser als bisher; noch immer von Eis bedeckt und von Neandertalern und Echsen bevölkert.
Wieder stelle ich fest, dass ich eigentlich aus anderen Gründen hier sein sollte. Ich sollte die berühmten Klöster dieser Gegend besuchen und vom Wissen der uralten Mönche profitieren anstatt mich mit urzeitlichen Ungeheuern herumzuschlagen von denen es hier so viele gibt, dass ich hin und wieder nicht alleine klar komme und auf die gewohnt zuverlässigen Harpyien zurückgreifen muss.
Selbst gegen die wilden Affenmenschen und ihre Reitkatzen sind die zierlichen Vogelfrauen eine großartige Unterstützung. Außerdem sind die wortlosen Geschöpfe eine willkommene Abwechslung da sie die einzigen Kreaturen in meinem Umfeld sind die nicht umgehend auf mich eindreschen.
In den Kämpfen in denen sie an meiner Seite sind habe ich sie so oft sterben sehen – oder am Ende ihrer kurzen Lebensdauer, wenn sie so lange durchhielten. Dabei konnte ich lernen, dass jede beschworene Harpyie eine neue sein muss, denn die Körper der vorherigen waren oft gleichzeitig mit den beschworenen Schwestern auf dem Schlachtfeld geblieben. Trotzdem ist ihre unerschütterliche Unterstützung Balsam für meine Seele und ich empfinde es immer noch so, als seien diese Wesen Freunde; vielleicht sogar schon fast Familie.
Noch bevor die Nacht hereinbricht erreiche ich das Chumbi-Tal dessen grüne Ausläufer eine Wohltat für die von Eis und Schnee geblendeten Augen sind.
Die Luft ist etwas wärmer als auf dem Gletscher und karge Vegetation gedeiht in diesem Klima, auch das ist eine Wohltat für den gebeutelten Körper. Das Tal erstreckt sich über mehrere Kilometer und wegen seiner gewundenen Pfade ist es nicht leicht ein zu sehen. Aus den Gebüschen die wie Miniaturwälder das Tal säumen springen immer wieder Neandertaler hervor die mich in meist kurze kämpfe verwickeln. Inzwischen habe ich meine Kampfstrategie geändert und in eine Mischung aus Fernkampf und Keule schwingen gewandelt. Immer wieder habe ich es auf dem Weg in den letzten Tagen geübt weil es beide Waffen braucht – die Keule genau so wie die Eiskugel. Der Wechsel von einer Waffe zur anderen benötigt allerdings kostbare Zeit und mit der richtigen Menge an Übung lässt sich der Zeitverlust minimieren.
So lange der Gegner noch weit genug von mir entfernt ist bewerfe ich ihn mit Eis. Kommt er mir nahe genug, tausche ich die Eiskugel gegen Keule und Schild aus und gehe zum Nahkampf über. Nicht, dass mir das perfekt gelingt oder ich zum geschickten Krieger geworden bin; aber es hat sich als günstig erwiesen, insbesondere wenn die Eiskugel einzelne Gegner völlig einfriert bevor sie mir gefährlich werden können.
Noch in diesen Gedanken vertieft lasse ich eine weitere Wegbiegung hinter mir und mach schon reflexartig einen Schritt in Richtung Deckung als ich einen Mann am Wegrand stehen sehe. Er hat mich zwar ebenfalls bemerkt, macht aber keine Anstalten, sich mir zu nähern oder mich gar anzugreifen. Als ich ihn anspreche stellt er sich mir als Da-wa Phu-ti vor. Der unaussprechliche Name kommt mir bekannt vor und als mir der Junge Mann seine Geschichte erzählt, dämmert mir, dass er der verlorene Sohn von Kilu Tem-ba sein muss, dem Dorfbewohner.
Wie es aussieht haben die Neandertaler dem Jungen einen Hinterhalt gelegt und obwohl er mit dem Leben davongekommen ist traut sich Da-wa Phu-ti nicht nach Hause wegen der Schande, die er seiner Familie gebracht hat.
Eine sonderbare Einstellung. Ich vermute, sein Vater würde ihm das alles verzeihen, wenn er nur seinen Sohn wieder in die Arme schließen kann.
Es herrscht Krieg und die Menschen denken an Besitztümer!
Statt sich bewusst zu sein was es bedeutet, am Leben zu sein und die Familie gesund und munter um sich zu haben, jammern Sie über Dinge die man für Geld kaufen kann. Hat der Krieg diese absonderliche Einstellung mit sich gebracht? Oder sind Menschen immer so? Wenn sie merken was sie verloren haben sehen sie plötzlich ein, wie kostbar es gewesen ist. Eine Erkenntnis, die in diesem Moment immer zu spät kommt.
Da-wa Phu-ti weiß wenigstens genau, wo die Neandertaler zu finden sind, die die Waffen der Ahnen haben und kann mir den Weg beschreiben, den ich nehmen muss.
Ich gebe zu, dass ich selber neugierig auf die Waffen bin denn wenn sie wirklich so mächtig sind könnte ich sie vielleicht selber einsetzen. Voraussetzung wäre natürlich, dass mir Da-wa Phu-tis Vater sein Einverständnis gibt denn ein Familienerbstück stehlen kommt nicht in Frage.
In der Höhle die mir Da-wa Phu-ti beschrieben hat treffe ich auf einen ganzen Clan der Neandertaler die verbissen kämpfen und mir den Weg zu ihrem Clanchef heftig schwer machen. Besonders heftig kämpfen die Anführer zweier Gruppen und ich höre die johlenden Krieger wild ihre Namen rufen, die offensichtlich den Gegner einschüchtern sollen. Yurg Knochenrassler und Tor Schädelknacker sind beide Katzenreiter und ihr Speer ist sicher eine grausige Waffe in ihren klobigen Händen.
Indes, beide ereilt das gleiche Schicksal. Vom Eis der Kugel aus der Ferne getroffen frieren ihnen und gleichzeitig ihren Reittieren die Gliedmaßen ein und ich kann mich beider sogenannten Helden aus der Ferne entledigen.

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Am Ende der Höhle gibt es einen Ausgang der auf einen Felsvorsprung führt auf dem weitere Neandertaler ihr Unwesen treiben; allerdings ist nur einer unter ihnen, der Respekt verdient. Der Clanchef Barmanu. Ein Berg von einem Mann. Gerade im Vergleich zu mir ein wahrer Riese. In jeder seiner Schaufel großen Händen schwingt er eine mächtige Axt und rennt blindwütig auf mich zu.
Ich schäme mich nicht dafür, dass mir bei seinem Anblick das Herz in die Hose rutscht, drehe mich um und ergreife die Flucht zurück in die Höhle. Von dort aus kann ich sehen, wie der Hüne die mächtigen Arme hebt, ein lautes Brüllen ausstößt das keiner menschlichen Kehle entstammen könnte und dann in einer fließenden Bewegung die Arme senkt. Offensichtlich eine magische Beschwörung denn im nächsten Moment regnen riesige Steinbrocken aus dem klaren blauen Himmel und zermalmen den Fels genau an der Stelle, an der ich gerade noch gestanden habe. Die dabei entstehende Hitze versengt mir die Haarspitzen und brennt kleine Staubkörner in meine Haut ein. Mit Entsetzen merke ich, dass bei einem Treffer dieser Art wohl nichts von mir übrig bliebe, dass ein noch so geschickter Gott würde zusammensetzen können.
In diesem Krieger habe ich meinen Meister gefunden. Resigniert trete ich den Rückzug an denn hier kann ich nichts ausrichten.


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2012-03-04
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Also zurück durch die Höhle des Clans, vorbei an den besiegten Neandertalern. Noch immer untersuche ich die Ausrüstung derer, die mir unterlegen waren. Zwar bedeutet eben genau diese Tatsache wohl auch, dass ihre Ausrüstung nicht so gut ist wie meine, Gold, Schmuck und alles was ich versetzen kann nehme ich aber an mich. Außerdem hatte auch der Fischkopf dessen Keule ich jetzt trage gegen mich verloren, es kann also nicht schaden, nach brauchbarer Beute zu suchen.
Nur wenig von dem was herumliegt wandert im meinen Rucksack; es ist nichts dabei, was meine Ausrüstung verbessert.
Weiter hinauf in Richtung des Tsongmo-Gipfels muss ich mich nach einem kleineren Anstieg durch eine Gruppe von Yetis kämpfen deren wörtlich dickes Fell sie fast vollständig vor den Effekten meiner Eiswaffe schützt. Es scheint ihnen fast gar nichts aus zu machen und die von der Kugel ausgehenden Flocken prallen ebenso an ihnen ab wie die von ihnen verursachte Kälte. Der einzige Vorteil den ich herausschlagen kann ist, dass auch die fellbepackten Yetis hin und wieder für kurze Zeit vollständig demobilisiert werden und ich risikolos auf sie eindreschen kann. Auch ein paar der Katzen wie sie die Neandertaler reiten laufen herum, hier aber wild, ohne Sattel und vor allem ohne Reiter. Trotz ihrer monströsen Fangzähne sind sie keine gefährlichen Gegner und zu sehr empfindlich auf das Eis meiner Kugel.
Zu meinem Erstaunen muss ich erkennen, dass der Weg eine Sackgasse zu sein scheint da sich quer vor dem Tal, nicht weit von meiner Position entfernt, eine Wand aus Fels und Eis von einer Seite bis zur anderen erstreckt. Nur ein kleiner unscheinbarer Spalt an ihrem Fuß lässt vermuten, dass es einen Weg hinein gibt.
Die Distanz zu dieser Wand ist am Ende viel größer als ich vermutet habe, es dauert noch eine gute halbe Stunde bis ich vor der mächtigen, natürlichen Mauer stehe die von diesem Standpunkt aus eine völlig neue Dimension annimmt. Sie wirkt bedrohlich, massiv, schwer und Angst einflößend. Aus der Nähe betrachtet ist das schimmernde Eis nur eine dünne, dreckig grau wirkende Schicht auf einem Felsen der nicht den Eindruck vermittelt, dass er dieses Gewicht noch lange tragen wird. Der Spalt den ich aus der Ferne sah ist ein mehrere Meter breiter Gang hinein in die Dunkelheit der Höhle. Davor hockt auf einem Stein mit unterschlagenen Füßen ein Männchen und sieht mich neugierig an. Ich will eigentlich schon an ihm vorbei eilen als er mit einer flinken Handbewegung meine Aufmerksamkeit erhascht. Also bleibe ich stehe und als ich ihn ansehe fängt er an zu sprechen. Allerdings erschließt sich mir der Sinn seiner Worte nicht so recht. Er murmelt was von „...durch die Felsen hindurch..“ und klingt ebenso mysteriös wie das Orakel in Delphi. Und auch genau so wenig informativ.
Das einzige was ich seinem Brabbeln entnehmen kann ist, dass dies hier wohl tatsächlich keine Sackgasse ist und dass es auf der anderen Seite einen Ausgang geben muss. Wie sonst sollte man durch Felsen hindurch können, wenn nicht durch einen Gang?
Ich betrete kurzerhand die Höhle die nur dadurch beleuchtet ist, dass das am Eingang herrschende Tageslicht von Schnee und Eis so reflektiert wird, dass schon wenige Meter nach dem Eingang eine Art stetiges Dämmerlicht herrscht. Trotz ihrer gewaltigen Dimension,ich kann beim Blick nach Oben keine Decke ausmachen, ist das Licht hinreichend um sich orientieren zu können.
Anders sieht es bei der Geräuschkulisse aus die sich mir darbietet. Tropfende Geräusche, wohl weil irgendwo in dieser Höhle Stalaktiten Wasser fallen lassen. Schabende Töne als würden kleine Steine über das Eis gezogen. Darunter das leise Heulen eines Luftzuges der stetig um meine Beine weht was mich wieder daran erinnert, dass ich andere Gamaschen brauche.
In den Singsang dieses Konzertes mischen sich Töne die ich nicht zuordnen kann. Vogelgesang? Nein. Nicht melodisch genug und in der falschen Tonlage. Geistergeheul? Sicher auch nicht. Viel zu wenig klingt es nach der jammernden Klage der gepeinigten Seelen die ich schon so oft gehört habe.
Was immer es auch sein mag, ich werde es auf der Suche nach dem Ausgang sicher finden. Oder es findet mich.
Vereinzelt treffe ich in der Höhle zunächst auf Neandertaler und ihre Miezen die ich wegen der Enge der Gänge und fehlender Deckung nicht umgehen kann, die aber keine echte Bedrohung darstellen. Gefährlicher wird es erst ein ganzes Stück in die Höhle hinein.
Hier ist das licht noch weiter gedämpft und die Schatten die es wirft malen bedrohliche Umrisse an die Wände. Dennoch ist der Weg vor mir sichtbar und frei so weit ich ihn bis zur nächsten Biegung einsehen kann. Nur wenige Schritte weiter wird klar, dass es sich hierbei um eine klassische Fehleinschätzung handelt. Wie Fische durch die Wasseroberfläche springen tauchen kleine, wie aus Eis geformte Geschöpfe auf. Ein ganzes Rudel erscheint auf der glatten Fläche, erstaunlicher Weise ohne diese zu beschädigen. Es macht den Eindruck, als können sich diese Höhlenbewohner durch massives Eis bewegen wie Vögel durch die Luft oder eben wie Fische durch Wasser. Ob sie das Eis wirklich nicht bewegen oder ob es sich hinter ihnen wieder schließt kann ich in dem kurzen Augenblick der Überraschung nicht ausmachen. Die kleinen Kreaturen bilden, als sie alle erschienen sind, einen Kreis in dem ein Dschinn auftaucht, der in seinen nebulösen Händen rostige Schwerter hält.
Sofort laufen die kleinen eisblauen Dämonen auf mich zu, wobei genau das klickende Geräusch entsteht als würden kleine Steine auf Glas bewegt. Es sind die Krallen der Dämonen die dieses Geräusch verursachen und die den Zwergen einen weiteren Kampfvorteil verschaffen. Diese flinken Kreaturen rutschen nicht auf dem Eis umher und bewegen sich geschickt und schnell um mich herum während der Dschinn wie zu einer magischen Beschwörung die Arme ausbreitet, seinen Oberkörper aufbläst und im nächsten Moment eine um mich kreisende Welle aus elendig kalter, trockener Luft herauf beschwört.
Da sich alle meine Angreifer noch in einem größeren Abstand befinden werfe ich zunächst das bewährte Eis in Richtung der kleinen Dämonen, nur um fest zu stellen, dass diese Gattung wohl völlig resistent gegen die magische Kälte ist. Der Dschinn hingegen scheint nicht so gut gegen Frost gewappnet zu sein und wenigstens ihn kann ich vorübergehend ausbremsen und ein wenig Zeit schinden in der ich zur Keule greife um mich mit den kleineren Angreifern zu beschäftigen.
Diese sind flink und einige meiner Schläge gehen ins Leere, meist auch weil ich auf dem Eis keinen festen Halt finde und die Dämonen auf ihren Krallen mit ruckartigen Bewegungen ausweichen können. Dort allerdings wo die schwere Keule einen der Angreifer erfasst sieht es aus, als würden Eissplitter aus ihren Körpern brechen die mit einem klirrenden Ton zu Boden fallen. Als ich einen meiner Gegner senkrecht von oben auf den Kopf treffe zersplittert er in tausende kleiner Bruchstücke. Seine Artgenossen scheint das weder zu erschrecken noch zu bremsen denn sie greifen mich mit unverminderter Aggressivität an, unterstützt von den Wellen magischer Attacken des Dschinns.
Ich greife nach meinem heilenden Gebräu. Weniger weil mir die Kräfte entfliehen als wegen der unterstützenden, wärmenden Wirkung die mir dabei hilft, trotz der Kälte im Zentrum dieses Luftwirbels die Geschmeidigkeit meiner Bewegungen und deren Geschwindigkeit zu bewahren.
Die Vorgehensweise bewährt sich und schon bald ist nur noch eine der Eiskreaturen und der Dschinn als Rest der Truppe übrig, die diesen Hinterhalt gelegt hat. Die Eiskreatur fällt der Keule zum Opfer, so dass ich mich dem korpulenten Geist zuwenden kann der nun zum Nahkampf wechselt und seine rostigen Schwerter schwingend auf mich losstürmt.
Trotz der angespannten Situation bringt mich der Anblick für einen Augenblick zum Lachen. Gerade so lange wie man für einen Wimpernschlag braucht. Da kommt dieses aus magischer Essenz bestehende Wesen auf mich zu, schwingt seine Waffen, untermalt seinen Angriff mit grollendem Gebrüll, schwebt ohne Füße zu haben über der spiegelglatten Oberfläche des gefrorenen Untergrundes und ich frage mich: Warum formt es, aus Magie bestehend, einen so klobigen Körper? Warum erscheint es in einer korpulenten Form – als Fettsack, mit einem Wanst, der das Kämpfen sicher nicht erleichtert? Warum wählt es keine Form die dieser Aufgabe dienlich ist? Den Körper eine Athleten, eines Herkules vielleicht?
So schnell wie mir dieser Gedanke durch den Kopf schießt habe ich die Keule fallen gelassen und zur Eiskugel gegriffen. Der erste Wurf bremst den Dschinn sichtbar aus, seine Bewegungen werden träger und langsamer und als ihn die nächste Kugel trifft kommt sein Angriff völlig zum Erliegen. Eingefroren steht er da und Kugel um Kugel trifft ihn, bis er sich mit einem jämmerlichen Klagelaut in ein Wölkchen aus reinem Nichts auflöst. Scheppernd fallen die Schwerter zu Boden als der Körper der sie hielt verschwindet. Leider sind die Waffen schäbiger als es zunächst den Anschein hatte und so sammle ich meine Keule wieder ein die neben den Scherben liegt, die von den Eisdämonen übrig geblieben sind.
Dabei sehe ich, dass neben einem meiner jetzt vernichteten Angreifern eine Lache aus purpur rot schimmernder Flüssigkeit gefroren ist. Das Dämonenblut glitzert und schimmert im Dämmerlicht der Höhle und ich frage mich, ob in dieser Essenz des Eiswesens noch ein Rest Magie steckt, der mir irgendwann dienlich sein kann. Meine Neugier ist geweckt und so leere ich eines der Fläschchen in denen ich meinen Trank mit mir trage und fülle ein paar der Kristalle aus der Lache hinein. Zur Sicherheit verschließe ich die Flasche besonders gründlich und nehme mir vor, einen der Zauberer die ich in den Städten und Dörfern kennengelernt habe, danach zu fragen. Vielleicht kann mir einer von ihnen sagen, ob und wenn ja was, es hiermit auf sich hat.
Zugleich fallen mir die geheimnisvollen versiegelten Papyri ein von denen ich inzwischen mehrere im Gepäck habe und mit deren Hilfe die Zauberer die Artefakte geformt haben. Vielleicht wird Dämonenblut als Zutat für ein neues Artefakt benötigt?
Neugier und Vorfreude stauen sich zu einer Art kindlicher Aufregung als ich die verschiedenen Briefe durchsehe um fest zu stellen, ob sich ein weiteres Gebilde formen ließe.
In den Listen für solch abenteuerliche Gegenstände wie den Phantomwächter, die Kristallträne und den Sonnenstein ist es nicht zu finden. Eben so wenig in der Anleitung zum Bau des Druidenwickels und des Bernsteinflakons. Erst als mir die Formel für die Schriftrolle des Oneiros in die Hände fällt werde ich fündig. Dämonenblut, die Essenz von Dionysos' Weinschlauch und ein Gegenstand mit merkwürdigen Namen Spektralmaterie sind hierfür notwendige Zutaten. Zwei der drei habe ich bereits, unter Spektralmaterie kann ich mir allerdings noch nichts vorstellen. Aber auch diesen Bestandteil des Rezeptes beschließe ich, noch auf zu treiben.
Seltsamer Weise heißt es wirklich „Schriftrolle des Oneiros“. Seltsam, weil es ungewöhnlich ist, dass nur einer aus der Gruppe der Oneiroi genannt wird. Die Oneiroi sind die Träume und Oneiros wäre demnach so etwas wie der Gott der Träume. Hesiod beschreibt die Oneiroi als die Kinder der Nxy die, so berichtet er, Hypnos und den Schwarm der Oneiros zeugt.
Was wohl ein Artefakt für Eigenschaften hat, das der Nacht, den Träumen und dem Schlaf gewidmet scheint? Ob es mir überhaupt dienlich wäre?
Viele dieser Gedanken tanzen durch mein Bewusstsein aber ich versuche sie beiseite zu schien und mich auf den vor mir liegenden Pfad zu konzentrieren. Zunächst untersuche ich die Stelle aus der die Eiswesen hervorgebrochen waren, finde aber rein gar nichts. Das Eis sieht unberührt aus und es gibt keinen Hinweis, wie sich die Dämonen darin versteckt haben. Ich hatte gehofft etwas zu finden, womit ich verhindern kann, erneut in so einen Hinterhalt zu geraten aber die Umgebung gibt das Geheimnis nicht preis. Tiefer in der eisigen Höhle stoße ich auf ein Häufchen Neandertaler, diesmal unterstützt von mehreren Magiern die mit ihren Stäben Eissplitter nach mir werfen. Hier hat sich der Schild inzwischen als gut erwiesen, sich hinter ihm zu verschanzen und gleichzeitig dem Gegner näher zu kommen gelingt mir in letzter Zeit immer häufiger.
Der Boden der Höhle hat eine Neigung und es geht schon seit einiger Zeit stetig bergab als sich vor mir ein enger werdender Durchgang auf tut. Der stetige Luftzug den ich in der ganzen Höhle gespürt habe wird in der schmalen Spalte zu einem Wind der ein Heulen und Pfeifen erzeugt, das mir in zweierlei Hinsicht entgegen kommt. Zuerst im wahrsten Sinne des Wortes denn der stetige Luftzug kommt von vorne. Ich habe bereits einige Rudel von Echsen in dieser Höhle gesehen und mich erfolgreich an ihnen vorbei geschlichen. Sollten vor mir weitere dieser Kreaturen lauern trägt der Luftzug meinen Geruch nicht in ihre Richtung und erschwert ihnen, mich zu wittern. Zusätzlich dämpft der Gegenwind die Geräusche die ich verursache. Obwohl ich versuche, mich leise zu bewegen klimpert hin und wieder ein Krümel Eis unter meinen Sohlen oder ein Steinchen auf dem harten Untergrund.
Am Ende des Durchganges führt der Pfad um einen kleinen See herum der zu meiner Überraschung trotz der niedrigen Temperaturen in der Höhle nicht gefroren ist. Dahinter kann ich einen Spalt ausmachen, durch den der Weg führt. Das Hindernis dazwischen ist es aber, dass mich zutiefst erschreckt. Das muss der Riesenyeti sein, von dem mir Pasang Do-ma in Shangshung erzählt hat. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben, dass der alte Mann seiner Geschichte kein Jägerlatein hinzugefügt hat. Im Gegenteil erscheint mir beim Anblick des Yetis die Geschichte eher untertrieben. Das Vieh ist noch größer als der Neandertaler vor dem ich die Flucht ergriffen habe und ich frage mich, ob es mit ähnlichen Kräften und magischen Tricks aufwarten könnte. Im Anbetracht der Tatsache, dass die viel kleineren Yetis draußen im Chumbi-Tal gegen die Eiskugel weitgehend resistent waren vermute ich, dass dieses selbst unter den größeren Yetis als Riese geltendes Exemplar mich dafür auch eher belächeln wird.
Ich versuche es trotzdem, werfe mehrfach Eis in den Pelz des Höhlenbewohners und suche das Weite als er sich um den See herum in meine Richtung in Bewegung setzt. Noch im Weglaufen beschwöre ich die Harpyien herauf und versuche, im Laufen Eis hinter mich zu werfen. Selbst wenn es nur geringe Wirkung auf diesen Turm von einem Monster hat ist es mir lieber der Kampf dauert lange und wendet sich am Ende zu meinen Gunsten, als dass mir der Gigant mit einer einzigen Bewegung seiner mit starken klauen besetzten Pranken den Kopf von den Schultern fegt. Vielleicht sollte ich mich in Zukunft nach einem solideren Helm umsehen und die doch eher zierliche Haube ersetzen die ich gerade trage?
Keine Zeit für solche Gedanken, denn vor mir tut sich bereits wieder der Spalt auf, der mit seinem leichten Anstieg zurück in die Höhle führt. Dort drehe ich mich um und werfe wieder Eis nach meinem Gegner der bereits ohne große Schwierigkeiten meine fliegenden Helfer aus dem Weg geräumt hat. Es kümmert ihn allerdings herzlich wenig. Im Gegenzug bleibt er stehen, stellt sich auf ein Bein und stampft mit dem anderen wütend auf den eisigen Boden. Gezackte, scharfe Eissplitter fliegen, von dem schweren Tritt losgebrochen, in alle Richtungen; auch in meine. Der geringe Höhenunterschied zwischen mir und dem Eismonster schützt mich zum Glück aber vor Treffern. Ich überdenke die Situation geschwind und merke, dass ich auf einer recht sicheren Position stehe so lange mir der Yeti nicht noch näher rückt, was er aus einem mir unerfindlichem Grund nicht tut. Also werfe ich Kugel um Kugel in seinen Pelz und sehe mit Erleichterung, dass er nicht völlig immun ist gegen die fortwährende Kälte. Es schwächt ihn zusehends aber was immer ihn auch zurückhält, es ermöglicht mir einen einseitigen Kampf gegen den pelzigen Koloss.

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Die Belohnung für den gewonnenen Zweikampf finde ich auf der anderen Seite des Sees. Dort hatte der Yeti offensichtlich sein Lager und hier stehen mehrere große, kunstvoll gearbeitete und wunderschön verzierte Truhen mit kostbarem Inhalt. Neben Gold in größeren Mengen finde ich ein paar sehr schöne Schmuckstücke und einen Helm der mir wie gerufen käme, wäre er nicht für das Haupt eine Giganten gemacht und viel zu schwer für meinen zierlichen Hals. Ich fülle meine Taschen und den Rucksack bis nichts weiter hineinpasst und schreite durch den Spalt den ich bereits vorhin bemerkt habe in das nächste Stück der hier weniger düster wirkenden Höhle.
Ich kann bereits ein schwaches Licht am Ende der Höhle sehen und vermute, dass es Tageslicht sein muss das den Boden den ich weit vor mir sehe glitzern lässt. Die Ruhe in der Höhle scheint mir aber zu trügerisch und bis ich den Ausgang erreiche liegen hinter mir wieder die Bruchstücke erschlagener Eisdämonen die mir auflauerten, Fellreste von Raubkatzen die hinter Felsvorsprüngen auf mich gewartet haben und die gammeligen Schwerter zweier Dschinns deren Unterstützung den Eisdämonen auch diesmal den Sieg nicht bringen konnte.
Schon beim Blick aus dem Höhlenausgang hinaus ins Freie kann ich ein Rudel Bergyetis und eine größere Gruppe Raubkatzen ausmachen was mich dazu bewegt, die Höhle nur in Begleitung zweier Harpyien zu verlassen, die sich umgehend in den Kampf mit den Katzen stürzen. Wegen der vor dem Eingang herrschenden Enge lässt sich der Ort gut verteidigen. Immer nur eine oder zwei der Katzen sind zu bekämpfen, daneben passen nur ein oder zwei der Yetis in Kampfweite auf dieses kleine Schlachtfeld.
Mit den Harpyien zu beiden Seiten stellt sich ein heftiger Kampf ein, dominiert von den Blitzen und Kältewirbeln der filigranen rauvogelähnlichen Geschöpfe sowie den hässlichen Geräuschen brechender Gebeine, wenn meine zuverlässige Keule Knochen zerschlägt und Schädel spaltet.
Es dauert eine erfreulich kurze Zeit bis das kleine Plateau vor dem Eingang auch vom letzten Monster befreit ist und ich gefahrlos hinunter in das vor mir liegende Orkhan-Tal spazieren kann.


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2012-03-10
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An der Schneegrenze die sich an das kleine Hochplateau anschließt öffnet sich mir der überwältigende Blick in das Tal. Einen Herzschlag lang nimmt mich der Anblick in das grüne, vor mir liegende Areal gefangen und wenn ich nicht befürchten müsste, dass es darin von feindlich gesonnenen Gesellen nur so wimmeln würde wäre dies ein ungetrübter Augenblick der Freude. Das Tal liegt schon am Rande der Mongolei und als ich darüber nachdenke, welche Strecke ich inzwischen zurückgelegt habe um den Telkinen das Handwerk zu legen bemerke ich, dass ich in den Monaten meiner Reise mehr Länder gesehen habe als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben zu sehen bekommen.
Was wohl in dieser abgelegenen Gegend auf mich wartet?
Von dem Plateau und in die Mongolei hinein geht es stetig bergab. Wer glaubt, dass das die Reise erleichtert ist allerdings auf dem Holzweg. Auf dem Geröll unter mir finden die Schuhe kaum Halt und kommt man ins Rutschen ist wegen des Gefälles kein Halten möglich. Entsprechend vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, prüfe bei jedem Schritt vorsichtig ob der lose Untergrund mein Gewicht trägt und komme deshalb nur langsam voran. Mir kommt der Gedanke daran, was wohl passiert wenn ich mir hier ein Bein bräche. Ich wäre verletzt in einer menschenleeren Gegend ohne Hoffnung auf Hilfe oder medizinische Versorgung. Mein sonderbarer Trank würde wohl auch diese Verletzung heilen aber mir geht dennoch ein höchst beunruhigender Gedanke nicht aus dem Kopf. Nach jeder Reinkarnation erwachte ich unverletzt an einem Brunnen. Was, wenn der Trank nicht hilft und ich mir das Leben nehmen würde?

Hätte der Gott der mich so häufig vor dem Tod bewahrt hat Verständnis dafür und würde mich wieder unversehrt in diese Welt setzen?
Wäre meine Aussicht auf Heilung oder Genesung, dass ich mir verletzt einen Gegner suchen muss, der mich tötet?
Muss ich sterben, um zu leben?
Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon wieder das weiße Licht Stück für Stück näher rücken.
Nonensense!
Ich schüttle diesen unglaublichen Gedanken als Phantasie ab, die ich der andauernden Einsamkeit zuschreibe und suche in meinen Erinnerungen nach erfreulicheren Bildern. Es lag immer in meiner Natur, fröhlich zu sein. Eine Natur, die ich mir bewahren möchte und zu meiner eigenen Überraschung tauchen sehr bald Bilder von Feiyan vor mir auf. Die stolze Kriegerin mit der Stimme einer Sirene die sich ebenso dem Kampf gegen das Böse verschrieben hat wie ich. Ob ihr der Trank den ich ihr überlassen habe das Leben retten konnte? Ob sie noch immer in Babylon weilt? Wenn Sie sich erholt haben sollte - wird sie sich nur auf mich verlassen oder wird Sie die Jagd wieder aufnehmen, die sie fast umgebracht hat?
In solche und ähnliche Gedanken vertieft lege ich Strecke um Strecke zurück und meine Phantasie projiziert Personen und Bilder in meine aktuelle Umgebung, die ich auf meiner Reise getroffen oder gesehen habe. Der Prozess ist schleichend und erst als ich vor mir wie eine Fata-Morgana die massiven Tore von Memphis vor mir sehe mache ich eine Pause, hole tief Luft und versuche mich auf meine Umgebung zu konzentrieren um nicht einem Hinterhalt oder einer Falle zum Opfer zu fallen.
Keinen Moment zu früh denn weit vor mir kann ich einen Zaun ausmachen, der ein Lager aus großen bunten Zelten umgibt. Dort wo der Zugang zum Lager eine Lücke im Zaum aufweist geht ein Wachmann auf und ab der sich ganz sicher nicht, so wie ich, von seinen Phantasien ablenken lässt. Noch hat er mich entweder nicht gesehen oder er stuft mich nicht als Gefahr ein. Er geht ruhig und mit regelmäßigen Schritten die Lücke im Zaum entlang und wendet immer genau zwei Schritte nachdem er den Pfosten erreicht hat bei dem der Zaun beginnt. Ich kann sehen, dass er dies schon eine sehr lange Zeit machen muss. Entweder er oder einer seiner Gefährten. Auf den vielleicht sechs oder acht Metern Strecke die er zurücklegt ist der Boden braun und vom vielen Laufen verdichtet; Gras wächst dort keins mehr. Der Zaun ist aus dickem Bambus gebaut, ich kann aber nirgendwo Pferde oder andere Reittiere sehen die er im Lager halten würde. Das Lager selber wird von einem großen, bunten, kreisförmigen Zelt mit spitzem Dachaufbau dominiert, groß genug um sicher zehn Männern Unterschlupf zu gewährleisten. Daneben sehe ich kleinere Zelte die in nicht weniger prächtigen Farben leuchten. Was ich nicht sehen kann ist Bewegung oder ein anders Anzeichen dafür, dass sich außer dem Wächter vor dem Zaun noch jemand im Lager aufhält. Der Schein könnte aber trügen da ich nicht sehen kann was in den Zelten vorgeht und das größte von ihnen einen weiten Teil des Lagers vor mir verbirgt.
Ich nähere mich dem Lager so vorsichtig wie möglich um nicht zu früh die Aufmerksamkeit des Wächters zu erregen und halte die Augen weiter offen. Noch sind es bis zum Zaun sicher zwei Stadien, vielleicht sogar drei. Als ich den Abstand auf weniger als ein Stadion verringert habe wird mir klar, dass der Wächter am Zaun kein Mensch ist. Aus der geringeren Entfernung kann ich ausmachen, dass er nicht einen Mantel trägt sondern Fell hat. Der glänzende Helm auf dem sich das Sonnenlicht bricht versteckt seinen Kopf, ich glaube aber zu sehen, dass nicht Hände sondern Pranken den Bogen halten. Allerdings ist der Gang des Kriegers ebenso aufrecht wie der eines Menschen. Er wirkt stolz; nicht so gebeugt und unbeholfen wie die Neandertaler. In seinen Bewegungen schwingt etwas Elegantes, beinahe Graziöses mit, was mich an die fließenden Bewegungen einer Raubkatze erinnert.
Mich weiter nähernd als sei ich nur ein Wanderer der seiner Wege geht komme ich auf nur ein paar Armlängen an der Wächter heran und finde meine Vermutung bestätigt. Er, wenn es ein er ist, ist ein Tiger in menschlicher Gestalt und nimmt mich wohl nun doch als Bedrohung war. Er richtet seinen Bogen auf mich und erzeugt einen knurrenden Laut den ich weder erwidern noch verstehen kann, was er als sicheres Anzeichen feindlicher Absichten zu interpretieren scheint. Sein spitzer Pfeil fliegt mit einem sirrenden Geräusch der Bogensehne auf mich zu und nur um Haaresbreite an mir vorbei. Ich reagiere auf seinen Angriff mit einer Garbe Eis aus der Kugel, das mein Gegner offensichtlich nicht ein zu schätzen weiß. Er versucht nicht einmal, den weißen Kristallen auszuweichen und das Geräusch das er von sich gibt als sie ihn treffen lässt mich umgehend vermuten, dass er schmerzhaft gelernt hat, dass er hätte ausweichen sollen. Das Brüllen das er ausstößt ruft einige seiner Gefährten herbei die sich entweder im oder hinter den Zelten aufgehalten haben müssen. Mehr dieser Tigerkrieger stürmen in Richtung Zaun, darunter ein Geschöpf dessen Färbung die Katze eher als Panther erscheinen lässt als einen Tiger. Sein Fell ist von tiefstem Schwarz und doch glänzt es in der Sonne. Er trägt eine mit goldenen Verzierungen ausgearbeitete Rüstung und wie der Clanchef der Neandertaler in beiden Händen eine riesige Axt. Flucht scheint mir die naheliegende Option und wieder finde ich mich in der Situation, noch im Laufen Eis hinter mich zu werfen. Die Katzen halten der Kugel nicht lange Stand. Schon nach vier oder fünf Treffern brechen die Angreifer hinter mir zusammen; da ich mich zuerst auf die Tiger konzentriere ist am Ende nur der Panther übrig. Er ist ein Hüne an Gestalt, mit starkem Körperbau, langen Krallen an den Pranken die die Größer einer Bratpfanne haben. Ich vermute gewaltige Kräfte in diesen Tatzen und nehme mir vor, mich von ihnen so fern wie möglich zu halten als ich mich dem Kampf stelle und die Eiskugel gegen Keule und Schild tausche.
Den Fehler den ich damit gemacht habe bemerke ich, als die riesige Axt meines Gegenübers mit mächtigem Scheppern das erst mal auf meinen Schild trifft. Was habe ich mir nur dabei gedacht, einem solchen Gegner die Stirn zu bieten? Wie leichtsinnig oder wie überheblich, wie arrogant kann man sein? Der zweite Streich trifft den Schild mit einer für mich ungeahnten Wucht und ich fürchte schon, dass die geballte Kraft die in dem Hieb steckte mir die Schulter gebrochen hat.
Nichts wie weg aus der Reichweite dieser Arme!
Der Riese lacht hinter mir her als ich erneut das Weite suche, setzt aber zu meinem Leidwesen umgehend zur Verfolgung an. Um Luft ringend laufe ich in die Richtung zurück aus der ich kam und bediene mich wieder der Eiskugel als Waffe. Die Entfernung die zwischen mir und meinem Verfolger liegt ist nicht gerade groß, sie ist aber komfortabel da ich zwar Eis in seine Richtung werfen, er mich aber nicht mit seinen Äxten erreichen kann. Nach mehreren Treffen die ich glücklich landen kann hat das Katz-und-Maus-Spiel ein für mich glückliches Ende. Warum muss in diesen Runden immer ich die Maus sein?
Wie gerne wäre ich mal die Katze und würde in überlegener Weise meine Gegner vor mir her scheuchen statt mich von ihnen jagen zu lassen. Wenn ich der Krieger mit den beiden Äxten wäre würden die Halunken zur Abwechslung mal vor mir erzittern.
Ich ertappe mich dabei, dass ich doch damit genau das will, was mir die leise Stimme in meinem Hinterkopf sowieso immer wieder verspricht und finde es irritierend; immerhin widerspricht das völlig dem Verlangen, mein Ich nicht zu verraten und ich beginne, von mir selbst enttäuscht zu sein.
Das Lager ist wieder in etwas größere Entfernung gerückt, meine Flucht hat mich mehr Weg zurücklegen lassen als ich erwartet habe. Jetzt sieht das Lager noch leerer aus als zuvor. Kein Wächter mehr der auf und ab geht und nur die Kadaver der erschlagenen Großkatzen entlang meines Fluchtweges zeugen davon, dass das Lager zuvor bewohnt war.

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Jetzt herrscht hier tiefste Geräuschlosigkeit und erneut bewege ich mich auf den Zaun zu, der das Lager umgibt. Von Pfahl zu Pfahl schleichend versuche ich, mir einen Überblick zu verschaffen und zu ergründen, ob die Zelte und ihre Umgebung nun wirklich leer stehen. Erst als ich ganz sicher bin dass dem so ist, betrete ich das vom Zaun umspannte Gelände und durchsuche Zelte, Truhen und die Überbleibsel der ehemaligen Bewohner nach brauchbaren Gegenständen. Diesmal ist die Suche völlig erfolglos. Wenn dieses Lager den Zweck hatte, etwas zu beschützen, dann haben diese Katzen entweder eine sonderbare Wertvorstellung oder was immer es wertvolles zu schützen gab ist bereits vor meiner Ankunft verlegt worden.


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2012-03-17
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Entlang der Pfade die ich in den nächsten Tagen zurücklege stoße ich auf wenig erwähnenswertes. Echsentiere in kleinerer Anzahl, vereinzelt einige der flinken Tigerkrieger. Kleinere Gefechte die ich ohne Furcht und mit nur wenigen Blessuren bestehe. Lange Zeit treffe ich auf keine größere Ansammlung, Dörfer oder gar eine Stadt. Die Gegend um mich herum ist menschenleer und es gibt nicht mal Anzeichen dafür, dass sie jemals bewohnt oder gar besiedelt war. In weiter Ferne kann ich das erkennen, was die Leute hier nur Die Große Mauer nennen. Noch ohne scharfe Konturen zieht sich das angeblich von Menschen errichtete Bauwerk wie eine riesige Schlange in Richtung Horizont und ich kann weder einen Anfang noch ein Ende ausmachen. Es heißt, beim Bau seien tausende gestorben, deren Leichen heute unter den Steinen begraben wären und deren untote Seelen nachts für Unruhe sorgten. Sie streiften umher und suchten jene, die den Bau befohlen haben. Jene, denen sie anvertraut waren und die nichts getan haben, um ihren Tod zu verhindern. Aber es ist Jahrhunderte her und die Planer, Erbauer und Arbeiter die an diesem trotzdem faszinierenden Werk Hand angelegt haben sind längst verstorben.
Was für eine grausame Strafe für die gequälten Seelen der Toten. Keine Ruhe, keine Erlösung und keine Aussicht darauf, ihre Peiniger zur Strecke zu bringen. Welcher Gott lässt so etwas zu? Womit haben einfache Arbeiter solch ein Schicksal verdient? Mit welchem Maß wird hier gewogen?Mir erscheint es wenig hilfreich, auf Götter zu schimpfen die so etwas erlauben. Ich hadere mit allem, was allmächtig sein könnte, oder wenigstens sowas ähnliches wie allmächtig. Wenn der Mensch eine Schöpfung der Götter ist, wieso setzt dann keines dieser übermächtigen Wesen seine Macht dafür ein, unter den Menschen für Ordnung zu sorgen?
Mir verkrampft sich der Magen bei der Vorstellung, dass es da jemanden geben könnte, der mit einem Fingerschnippen Ordnung in diese verworrene Welt bringen könnte und der nur zusieht, ohne etwas zu unternehmen. Gleichzeitig stelle ich fest, dass auch die Menschen wenig oder gar nichts tun um zu helfen und stelle mir die Frage, ob jemand Hilfe verdient hat, der nicht selber Hand anlegt.
Tief in diese und ähnlich düstere Gedanken versunken ist mir fast nicht aufgefallen, dass ich Schritt vor Schritt setzend der Mauer immer näher gekommen bin. Ich muss Stunden mit den Grübeleien verbracht haben, denn inzwischen dunkelt es und ich suche nach einem sicheren Platz für ein Nachtlager. Morgen soll es munter und ausgeschlafen weitergehen.
Es kommt natürlich wieder anders als ich es mir gewünscht habe, denn während ich nach einem Schlafplatz Ausschau halte sehe ich in nur geringer Entfernung runde Hütten. Sie sind, so vermute ich, aus Lehm gebaut, ihre in den letzten Sonnenstrahlen schimmernden Dächer sind aus Stroh und in der Mitte der wenigen Hütten brennen zwei Feuer an denen gruselige Gestalten ihre Abendmahlzeit brutzeln. Daneben sehe ich mindestens zwei Wächter die im Lager patrouillieren. Die Bewohne der runden Hütten sind im Erscheinungsbild den Yetis ähnlich. Von ähnlicher Größe und Statur, ebenfalls mit Fell bedeckt, unterscheiden Sie sich aber von den Bergbewohnern bei genauer Betrachtung doch erheblich. Ihr Pelz ist nicht zottelig sondern glatt und im Gegensatz zu den Yetis, von denen habe ich keinen mit einer Waffe gesehen, haben diese hier Schwerter, Keulen und sogar Pfeil und Bogen neben sich liegen. Ihre Körperhaltung ist weniger plump als die der Pelzkneule aus dem Tsongmo und ihre Bewegungen sind fließender und sichtbar schneller. Der glatte Pelz lässt muskulöse Glieder erkennen und ich bilde mir ein, echte Hände ohne Krallen an den Armen zu erkennen. Einige der Krieger tragen Rüstungsteile wie Arm- und Beinschienen, andere haben Beinwickel aus Fell an. Ob darin sowas wie Rangabzeichen zu sehen sind?
Insgesamt zähle ich mindestens sechs Gegner und mache mich daher auf die Suche nach einem Weg, der mich in sicherem Abstand um das Lager herum bringt, muss aber zu meiner Enttäuschung feststellen, dass es den nicht gibt. Der Wald wird gerade dort lichter wo Felsen den Weg einengen und genau durch das Lager dieser Urang-Utans ähnlichen Geschöpfe drängen. Anschleichen oder Vorbeimogeln ist damit ausgeschlossen; in dem Moment wo ich dem Lager nahe genug bin würde ich wie auf dem Präsentierteller vor meinen Widersachern zu sehen sein. Es hat den Anschein, dass es zum Kampf keine Alternative gibt außer vielleicht die, ihn auf Morgen zu verschieben und mir einen anderen Lagerort für die Nacht zu suchen. Einen Ort der weit genug von diesen Kreaturen entfernt ist, um in Ruhe und in Sicherheit zu schlafen. Wie aber soll das gehen? Mit diesen Kriegern in der Nähe und der Ungewissheit, wie weit die Wächter das Lager umkreisen ist kein Ort hier in der Umgebung wirklich sicher. Das Risiko im Schlaf überrascht zu werden ist zu groß womit klar ist, dass es zum Kampf keine Alternative gibt die in Frage käme. Die einzige wirklich sichere Gegend ist eine, in der keine Feinde zu finden sind und so rede ich mir Mut ein als ich aus sicherer Entfernung mal wieder zuerst zur Eiskugel greife um einen einzelnen Gegner zu provozieren.
Die Kugel trifft ihr Ziel genau wie geplant und der getroffene Krieger sieht mit seinen stechend gelben Augen genau in meine Richtung. Ganz bestimmt hat er mich gesehen und ich drehe mich bereits um, um die Distanz zwischen mir und ihm zu vergrößern als er in Windeseile und wie aus dem Boden gestampft plötzlich genau vor mir steht, mit seiner Keule ausholt und mir einen Schlag versetzt, dass mir Hören und Sehen vergeht. Wie um alles in der Welt kann sich so ein massiges Wesen so wieselflink bewegen? Das war eigentlich gar keine Bewegung im tieferen Sinne, er war einfach plötzlich da. Kein noch so schnelles Wesen das ich kenne kann eine solche Distanz in so kurzer Zeit zurücklegen was den Schluss nahelegt, dass die Kreatur mit magischen Mitteln ausgestattet ist.
Im Laufen greife ich einen Trank und stürze ihn hinunter während ich versuche, doch noch ein bisschen Abstand zwischen mich und meinen Gegner zu bringen. Das Unterfangen gelingt nur mit mäßigem Erfolg aber immerhin genug, um eine weitere Portion Eis in seine Richtung zu schleudern. Als ich sehe, dass er eingefroren an Ort und Stelle verharrt greife ich zu Schild und Keule. Sicher trifft den pelzigen Gesellen der Schlag der Keule heftiger als das Eis der Kugel und bis er aufgetaut ist bearbeite ich ihn so sehr ich kann. Leider ist auch das nur von geringer Wirkung auf den Koloss und das Eis das ihn festhält beginnt bereits wieder zu schmelzen, sodass ich zur Vorsicht schnell ein paar Meter zwischen mich und ihn bringe. Sicher ist eben sicher.
Das Spiel wiederholt sich mehrmals bevor es mir endlich gelingt, den alles entscheidenden Schlag zu führen und den Krieger nieder zu strecken. Diese Geschöpfe sind die bisher widerstandsfähigsten, die mir auf meiner abenteuerlichen Reise begegnet sind. Stark, ausdauernd und offensichtlich wenig anfällig für die Kälte meiner magischen Waffe sind sie wirklich furchteinflößende Gegner. Diesen einen habe ich zwar besiegt aber weitere fünf stehen mindestens noch in dem Lager, sicher nur darauf wartend, Rache für ihren Kollegen zu üben.
Rückblickend könnte man sagen, es sei ihnen nur teilweise vergönnt gewesen. Ja – sie haben mich getötet. Mehrfach. Die Pfeile der Bogenschützen durchschlagen die leichte Kutte die ich trage und der Trank konnte nicht verhindern, dass ich dem Hagel der Pfeile die auf mich zuschwirrten erlag. Auch ein besonders großer Affenmensch, bewaffnet mit zwei schweren Äxten, hatte Erfolg und konnte mich all meiner Lebenskraft berauben. Am Ende aber war ich es der triumphierend im Lager stand, wenngleich es eine Reihe von Reinkarnationen und erneuten Anläufen bedurft hat. In einer ihrer Hütten fand ich auf der Suche nach Beute ein paar Hinweise darauf, wer oder was diese Kreaturen sind. Sie bezeichnen sich als die Yerren und wenn ich mir ihre großen Häuser mit den hohen Dächern und riesigen Türen ansehe ist klar, dass es ein Volk der Hünen sein muss.
Jetzt wo das Lager von allen Feinden befreit ist bietet es sich an, hier die Nacht zu verbringen denn die massiv erbauten Hütten bieten ein Dach über dem Kopf und lassen sich nötigenfalls auch gut verteidigen. Die als Türen dienenden Teppiche halten die kalte Nachtluft draußen und die Decken und Kleidungsstücke erschlagener Feinde sind bekannt dafür, besonders warm zu halten. Mit den letzten Sonnenstrahlen am Horizont lege ich mich von Reise und Kampf erschöpft nieder um ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Der ersehnte Schlaf kommt umgehend, bringt aber nicht die erhoffte Ruhe sondern Träume von solch plastischer Art, dass mir noch im Schlaf zwar bewusst wird, dass ich träume, Morpheus mich aber so fest in seinen Armen hält, dass ich nicht erwachen kann. Ich erlebe eine Schlacht wahrhaft epischen Ausmaßes. Eine Armee aus Monstern stürmt aus allen Richtungen wild kreischend und bedrohliche Waffen schwingend auf einen gemeinsamen Punkt zu. Als würden sie von einer unwiderstehlichen Kraft in einen Trichter hineingezogen. Als können sie nicht anders, als in genau diese Richtung laufen. Eine Flut von Kriegern wie ich sie noch nie gesehen habe ergießt sich in diese Schlacht und alle laufen sie in die gleiche Richtung. Keiner kommt ihnen entgegen, keiner versucht, der Schlacht zu entkommen und es ist kein Ende des Stromes wütender Horden in Sicht. Das Bild das ich sehe verändert sich beinahe unmerklich langsam und wie aus der Vogelperspektive kann ich mehr und mehr von der Schlacht sehen die sich wirklich in einem Kreis abzuspielen scheint. Ein Kreis, angefüllt mit einem mordlüsternden Mob aus all den Kreaturen die ich bereits sah und weiteren, denen ich noch nicht begegnet bin und denen ich auch nicht begegnen möchte wenn ich es verhindern kann. Sie streben wütend um sich schlagend auf einen kleinen Hügel im Zentrum des Kreises vor auf dem ein einzelner Mann steht. Es ist der Krieger, den ich in Träumen wie diesem schon so oft gesehen habe. In einer Rüstung die in der Sonne glänzt schmettert er von seiner erhabenen Position eine Waffe in die Reihen der Angreifer, die diese dahinmäht wie die Sichel das Korn. Reihe um Reihe der Angreifer fällt und der Kämpfer in der Mitte scheint das alles mit einer Leichtigkeit zu bewältigen die ihn mindestens als Halbgott auszeichnet. Ich sehe das Blut der Feinde an seiner Waffe herunterlaufen und wie es seine Armschienen in tiefstes rot tränkt. Den Blick auf seine Füße richtend wird mit erst jetzt klar, dass der Hügel auf dem der Soldat steht kein Hügel aus Erde oder Stein ist. Es sind die Leichen erschlagener Monster deren zerschmetterte Gliedmaßen, Helme, Waffen und Rüstungsteile die den Untergrund schaffen von dem aus der Krieger seinen aussichtslosen Kampf führt. Zunächst hat er meine Bewunderung dafür, dass er sich nicht unterkriegen lässt aber nach und nach wandelt sich dieses Gefühl in Mitleid dafür, dass er diesen Kampf nicht gewinnen kann. Wie tapfer er auch noch so viele Feinde vernichtet; irgendwann wird er diese Schlacht verloren geben müssen. Dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Etwas das so unvorhersehbar war, wie es nur in einem Traum stattfinden kann.
Der Kämpfer lässt die blutige Waffe sinken als sich ein Kreis aus Angreifern um ihn zu schließen beginnt, von denen jeder einzelne schon genug wäre, selbst Herakles das fürchten zu lehren. Heulend rennt das Rudel auf den Mann in der Mitte zu der sich seinem Schicksal ergebend den Kopf senkt bis das Kinn schwer auf die Brustpanzerung der Rüstung sinkt. Schon trennen noch noch wenige Ellen die Angreifer von Gipfel des Kadaverhügels, als der Krieger den Kopf ruckartig in den Nacken wirft. Die Bewegung hat wohl zu einem magischen Ritual gehört, denn ein blauer Schimmer zeigt sich um die Schultern des Mannes, der dann als Ring um seinen Körper zu Boden sinkt. Der ringförmige Lichtschein macht aber dort nicht halt sondern gräbt sich in den Hügel aus Leichen, die wie von einer riesigen Welle erfasst in die Luft geschleudert werden. Die Angreifer in der Nähe ereilt das gleiche Schicksal und es macht den Eindruck, als wüchse die Wellenbewegung unaufhaltsam Richtung Horizont.
Ring um Ring der Angreifer wird von der Welle erfasst und entweder in die Luft geschleudert oder die Monster werden noch am Boden von dem Effekt in Stücke gerissen. Rasend schnell streut der Lichtkreis Furcht und Entsetzen unter den Angreifern aber schon ihrer Vielzahl wegen besteht keine Hoffnung auf Flucht; es gibt keinen Ausweg.
Die ganze Zeit steht der Krieger bewegungslos in der Mitte des Geschehens, so als hätte er von Anfang an nur darauf gewartet, dass die Monster sich nahe genug an ihn heranwagen damit das Kunststück gelingt und wirklich alle erfasst. Genau das ist ihm gelungen, denn keine weiteren Angreifer nähern sich ihm, seine Umgebung ist aber in einer Weise respekteinflößend, dass man auch von furchterregend sprechen kann.
Wahrlich tausende von getöteten Feinden liegen verstreut, zermalmt und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt um das Zentrum der Schlacht in der sich nun der Krieger langsam dessen bewusst wird was er erreicht – oder angerichtet – hat. Wie in all meinen Träumen diese Art kann ich den Mann nur von hinten sehen und nur die Statur ist es, die mir zeigt, dass es ein Mann sein muss.
Dieses mal dreht er sich zu mir um und plötzlich stehe ich unmittelbar hinter ihm, keine Armlänge von ihm entfernt als er mir endlich das Gesicht zuwendet das ich immer zu sehen gehofft habe.
Als er den Kopf, den er gesenkt hält, so weit hebt, dass der Rand seines Helmes sein Gesicht nicht weiter verbirgt sehe ich in hellblau Augen die mir mehr als nur bekannt vorkommen.

Es sind meine eigenen.

Rasend schnell verschwimmt die Szene im nächsten Augenblick. Farben wirbeln wild durcheinander , Lichter zucken blendend umher und alles um mich herum beginnt, sich immer schneller zu drehen. Oder steht alles und ich drehe mich? Der Traum entflieht mir.
In dem kurzen Zeitraum in dem man erwacht gibt es einen Moment in dem man noch nicht wirklich wach ist, in dem man aber auch nicht mehr Schläft. Dieses Mal dauert genau dieser Moment eine Zeit die lange genug ist, dass ich die Worte deutlich hören und wahrnehmen kann, die mir die Stimme sagt, von der ich noch immer nicht sicher bin, ob sie einer Muse oder einer Furie gehört.
Es sei mein Schicksal der Krieger zu werden, den sie mir gezeigt habe. Das sei kein Traum gewesen sondern ein Blick in eine Zukunft die nur dann eintritt, wenn ich endlich verstehen würde, dass die Kräfte die sich mir eröffnen könnten ein göttliches Geschenk und kein teuflischer Fluch seien. Eine Zukunft, in der ich alleine die Armee der Monster zu besiegen in der Lage sei. Ich, der ich der Held sein werde, den die Götter in mir sehen die mich in diesen Krieg gestoßen haben.
Die Stimme nennt mich einen Phantasten wenn ich glaube, ohne diese Kräfte den Herausforderungen gewachsen zu sein, die sicher noch auf mich zukämen. Sie fragt mich, ob ich annehme der Schlacht die ich sah jetzt und heute gewachsen zu sein und die Antwort ist klar. Diesem Gefecht , diesem Ansturm von Gegnern hätte ich mit meinen Mitteln keinen Wimpernschlag lang standhalten können.
Mit dieser Gewissheit erwache ich vollständig, bemerke dass der Morgen schon am Himmel steht und verlasse verwirrt die schützende Umgebung des Hauses das mir als Ruhestätte gedient hat. Das Feuer das die Yerren gestern entfacht haben glimmt noch leicht und mit nur wenig Mühe und ein wenig trockenem Holz entfache ich es erneut, wärme mich an der Flamme und denke nach über das, was mir heute Nacht widerfahren ist.
War das eine Vision? Eine Mahnung? Eine Drohung? Gar eine Offenbarung?
Was auch immer es war, es war übertrieben. So viele Gegner wie in diesem Traum habe ich auf meiner gesamten Wanderschaft nicht auf einem Haufen gesehen und bin fest davon überzeugt, dass mir jemand etwas einreden will. Schön – der Traum war überzeugend und wenn ich die Mächte der Erscheinung im Zentrum hätte wäre bestimmt weniger Reinkarnationen notwendig als ich erlebt habe. Aber welche Kräfte auch immer in diesem Krieger wohnen, sie haben mir Angst gemacht.
Wenn ich über solch gottgleiche Mächte verfügen würde – wer könnte sich noch wahrlich meinen Freund nennen?
Müssten nicht sofort alle, egal ob Mensch oder Monster, sich so sehr vor mir fürchten, dass mir niemand mehr ehrlich gegenüber treten könnte aus Angst, ich könne ihn mit einem einzigen bösen Gedanken vernichten? Würde nicht jede Stadt mir verbieten, dort zu wohnen aus Angst, ich könne sie im Anflug schlechter Laune oder Unbeherrschtheit im Handumdrehen vernichten?
Es sind genau diese Gedanken, die mich darin bestärken zu bleiben wer ich bin. Wenn das nicht genug ist, diesen Kampf zu gewinnen, dann haben die Götter den falschen in die Schlacht geschickt.


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2012-04-01
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Mit dieser trotzigen Erkenntnis gehe ich meinen Weg weiter in Richtung der Großen Mauer die sich, als ich mich ihr bis auf wenige Stadien genähert habe, als genau das herausstellt, was der Name beschreibt. Eine Mauer. Mitten im Nirgendwo steht diese Wand deren Zweck nur sein kann, der Verteidigung gegen Eindringlinge nützlich zu sein. Dies tut sie in besonderem Maße schon durch ihre erschlagende Größe. Die Zinnen der Mauer sind mehrere Meter hoch und ich kann darauf Soldaten laufen sehen, die offensichtlich Wache halten. Sie bewachen allerdings eine Stelle in der Mauer, deren Erscheinungsbild mich an die geborstene Wand in Marduks Tempel erinnert.
Die Wand ist eingerissen und wie von mächtiger Faust zertrümmert teilt ein Trichter die Mauer, dessen steile Flanken es Eindringlingen ermöglichen, die Spitze der Mauer mit ihrem Wehrgang zu erklimmen. Gestein und Felsbrocken liegen weit verstreut in der Umgebung der zerstörten Stelle; ich kann auch verletzte Soldaten ausmachen und ihre Kameraden, die sich um die Verwundeten kümmern wenn Sie nicht zum Wachdienst eingeteilt sind. Wenigstens sind es Soldaten und keine Monster. Menschen, von denen für mich zunächst keine Gefahr ausgeht.
Auch das eine sonderbare Erkenntnis: Diese merkwürdigen Telkinen beschwören Monster, Untote, Schattenkreaturen und Geister, machen sich Insekten zu Nutze und erschaffen andere Kreaturen dunkelsten Ursprunges. Mit so viel Macht über die Schöpfung an sich – wieso haben sie nicht einfach die Menschen selber gegeneinander aufgebracht? Warum all diese Umwege und Klimmzüge und nicht die direkte Konfrontation?
Nicht das sich versessen darauf wäre,nun auch noch gegen lebende Menschen zu kämpfen, aber wenn ich die Menschheit unterwerfen will und mir alle diese Möglichkeiten offenstehen – warum dann so einen komplizierten und wenig vielversprechenden Weg wählen? Anderseits ist dieser Fehler, soweit ich ihn als Fehler einstufe, vielleicht die Schwachstelle in ihrem Plan, die sie selber nicht erkennen. Mir solls Recht sein.
Auf der Mauer treffe ich auf einen Trupp Soldaten deren Anführer sich mir als Zi Chan vorstellt und der mir wortreich bestätigt, was die zerstörte Mauer schweigend kund tut. Der Telkine den ich suche ist hier gewesen, hat in der Mauer aber kein wirkliches Hindernis gehabt und sie genau so eingerissen, wie er es mit der dicken Tempelwand in Babylon getan hat. In seinem Gefolge, so erzählt mir Zi Chan, eine Armee aus Monstern der er mit den wenigen Männern die er hat, nicht Einhalt gebieten konnte.
Nun hat er die Aufgabe, die Stellung auf der Mauer zu halte. Was für ein Hohn! Er soll hier die Stellung halten, nachdem der Fein ihn überrollt hat. Jetzt wo kein Angriff mehr zu befürchten ist, soll er hier für Ruhe und Ordnung sorgen. Eine Aufgabe, die er aber nicht erledigen kann und ich fühle mich an mein Erlebnis im Lager der Spartaner erinnert. Auch hier gibt es eine Kreatur, die eine Bedrohung für die Soldaten darstellt. Ein Wesen, dass der Soldat mir gegenüber als Riesenpeng bezeichnet und das nach seiner Beschreibung ein Dämon in Fledermausgestalt sein muss. Anders als bei Leonidas wird zwar hier nicht von mir verlangt, die Fledermaus zu beseitigen, Zi Chan spricht aber eine Warnung aus weil er das Vieh ganz offensichtlich für sehr gefährlich hält.
Eine recht nutzlose Warnung wie ich finde, denn habe ich eine Wahl? Der Peng sitzt irgendwo auf der Großen Mauer in einem der Wachtürme und der einzige Weg, dem Telkinen zu folgen ist es, die Mauer entlang zu laufen. Das wiederum bedeutet wohl zwangsläufig, dass ich der übergroßen Fledermaus früher oder später begegnen werde.
Die Große Mauer verdient ihren Namen zu Recht. Die Chinesen haben ihr den Namen 10000 Li gegeben, worin das Li eine Längeneinheit darstellt. Es ist aber offensichtlich, dass diese Mauer viel länger ist als das, was sich rechnerisch aus dem Namen ergibt. Anderseits ist die Zahl 10000 in China gleichbedeutend mit der Unendlichkeit, weshalb auch der Kaiserpalast nur 9999 Zimmer haben durfte. In der Unendlichkeit wohnen die Drachen – in der 10000. So ist der Name 10000 Li wohl eher als so etwas wie die unendliche Mauer zu verstehen, eine wie ich finde sehr treffende Namensgebung.
Die Mauer zieht sich hier entlang der Berggipfel und obwohl es nebensächlich ist fällt mir auf, dass dies eine extrem kostspielige und schwierige Bauweise darstellt. Sicher wäre es einfacher gewesen, die Mauer entlang der Täler zu errichten. So aber folgt die Mauer wie eine steinerne Schlange den Windungen und dem auf und ab der Berge woraus sich für mich ein strategischer Vorteil ergibt. Entlang des geschlängelten Gebäudes kann ich bergab in den Serpentinen bereits von weitem alles einsehen, was sich unter mir verbirgt. Entlang dem Wehrgang kann sehe ich viele recht große Fledermäuse, in den Kämpfen die sie mir bieten ist aber keine wirklich als gefährlich einzustufen. Sobald die Keule ihre Flügel beschädigt verlieren sie an Beweglichkeit, sind an den Boden gefesselt und von dort sind ihre Attacken eher unbeholfen als bedrohlich. Ich bekomme lediglich ein paar wenige Kratzer ab, bis ich weit unter mir auf einer der Serpentinen eine Kreatur bemerke, die mehr Respekt verdient.
Das muss der Riesenpeng sein, den der Soldat beschrieben hat. Die Fledermäuse die ich bisher bekämpft habe reichen diesem riesigen Exemplar gerade mal bis an die Knie der krummen Hinterbeine. Dieser Riese läuft mal auf den zwei Hinterbeinen, mal stützt er sich zusätzlich auf die Vorderen Gliedmaßen. Er wirkt gehetzt und läuft nervös in der Serpentine hin und her, macht vor dem Torbogen des Wachturmes kurz halt und läuft dann wieder ein Stück den Wehrgang bergauf. Warum er das tut, ob es ein Muster hat was er da macht und ob in dem Turm etwas ist, das er beschützt weiß ich nicht. Vielleicht hat ihn der Telkine hier positioniert, weil ihm klar wurde, dass ein Verfolger nur diesen einen Weg wählen kann. Welche Intention wirklich dahinter steckt wird sich mir aber sicher sowieso nicht erschließen, ich kann mich also auf den Kampf konzentrieren und darauf, ihn möglichst ohne Reinkarnation zu bestehen. Seit langem rufe ich mal wieder bereits vor der eigentlichen Schlacht die Harpyien herbei, kurz bevor ich die letzte Biegung bis zu dem Peng hinter mich bringe.Zuerst stürzen sich kleinere Fledermäuse wie Vasallen in den Kampf, diese stellen aber keine Bedrohung dar und sich schnell beseitigt. Die Harpyien zaubern Wirbel kalter Luft um den Riesenpeng was seine Bewegungen verlangsamt, Eis und Keule tun ihren Dienst, das gleiche gilt auch für den Heiltrank. Zu dritt ist der Reisenpeng zwar ein ernst zu nehmender Gegner. Das man ihn als solchen nicht unterschätzen darf wird deutlich, als er in einem Atemzug zuerst eine kleine Gruppe Vasallen heraufbeschwört und fast zeitgleich die Luft um sich herum zu einer Druckwelle formt, die mir, als sie mich trifft, den Atem raubt und mich an die Brüstung des Wehrganges wirft. Auch die Harpyien sind davon betriffen und wirbeln ein paar Meter unkontrolliert durch die Luft bis sie wieder die Kontrolle über ihren Flug zurückgewinnen. Genug Zeit für die Angreifer, sich auf mich zu stürzen und mir mehrere große, stark blutende Wunden beizufügen.
Der Versuch, mir die kleinen Vasallen mit dem Schild vom Halse zu halten gelingt nur teilweise weil ich dadurch dem Riesenpeng die Chance gebe, sich an meiner Deckung vorbei zu arbeiten. Nur knapp entgehe ich den scharfen Krallen seiner Vorderläufe und im nächsten Moment retten mich die Harpyien mit ihren Kugelblitzen. Der Peng wendet sich wieder ihnen zu und bietet mir so Gelegenheit, mit der Keule einen großen Riss in einen seiner Flügel zu schlagen was ihn in seiner Bewegung hindert und ihn flugunfähig macht. Ab hier ist es ein reines Katz-und-Maus Spiel und mich erfreut der Gedanke, dass ich dieses Mal nicht die Maus bin.
Zi Chan und seine Patrouille liegen zwar einen Marsch von etwa einer Stunde hinter mir, ich nehme den Weg nach der gewonnenen Schlacht aber auf mich um die Gruppe wissen zu lassen, dass die Mauer nun sicher sei. Danach ziehe ich meines Weges und überlasse den Schutz der Mauer denen, die das Land dafür bezahlt. Ich vermute aber, dass sie wenig neue Kämpfe zu bestehen haben da sich der Feind den ich jage und der sie überfiel schon längst hinter ihren Linien befindet.
An eine Wachturm ein weites Stück die Mauer hinunter gibt es ein kleineres Scharmützel mit einer Gruppe Katzenmenschen das wieder durch die Unterstützung der Harpyien zu meinen Gunsten ausgeht. Hilfreich waren dabei die Soldaten auf die ich hinter dem Turm ebenfalls traf. Von dem Turm führt eine gewundene Treppe von der Mauer hinunter wo diese Gruppe ebenfalls in Kämpfe mit einer marodierenden Gruppe Tiger verwickelt ist. Ich schlage mich durch die Tiermenschen hindurch zu den gut bewaffneten Soldaten und mit ihrer Hilfe und der der Harpyien gelingt es uns, die Tiger zu besiegen.
Der Kommandant der Truppe, ein hochgewachsener, kräftiger Kerl mit markanten Gesichtszügen, freut sich über die Nachricht, dass die Mauer wieder sicher ist. Er hat den Telkinen auch gesehen, allerdings entnehme ich seiner Schilderung, dass er das aus respektvollem Abstand getan hat. Sein Rat, im nahen Dorf Zhidan die Bewohner zu fragen ist allerdings wenig hilfreich, das hätte ich ohnehin getan.

Thread ist voll. Es geht im nächsten weiter.,...
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Beitrag von FourOfFour » 25.09.2011, 17:48

Auf dem Weg nach Changan

Der Pfad in das kleine Dörfchen von dem der Kommandant sprach, ist ein gewundener Tampelpfad und die Spuren die ich sehe lassen vermuten, dass hier ein reger Handel und viel Verkehr herrscht. Die Erde ist von Pferdehufen verdichtet, das Gras an den Rändern des Pfades ist plattgetreten und die Menge an herumliegenden Dung zeugt von den vielen Tieren, die diesen Weg entlanggekommen sind. Hinter der nächsten Weggabelung muss ich erkennen, dass meine Interpretation der Spuren im Ansatz richtig ist, in ihrer Konsequenz allerdings auf verheerende Weise falsch war.
Als ich um die Wegbiegung komme sehe ich in nicht sehr großer Entfernung eine Herde Tiere stehen, die ich zunächst für Pferde halte. Da Pferde aber Vierbeiner ohne Arme sind können diese Kreaturen keine Pferde sein. Zentauren sind es aber auch nicht, die Köpfe der Wesen sind auf keinen Fall die von Menschen. Sie stehen auf vier Beinen, gerade so wie Pferde es tun, verfügen aber zusätzlich über Arme wie Menschen sie haben. Im Galopp erreichen sie ein erstaunliches Tempo und erst als ich sehe, dass sie diese Fähigkeit einsetzen um auf mich zu zu stürmen wird mir die Gefahr klar, in der ich mich befinde. Leider zu spät. Die Monster überrennen mich, umstellen mich, schlagen aus verschiedenen Richtungen mit Schwertern und Speeren auf mich ein und bevor ich es verhindern kann finde ich mich an einem der Brunnen wieder an denen meine Reinkarnation für gewöhnlich endet. Das nächste Mal muss ich vorsichtiger sein. Ich bin zu fahrlässig geworden was die Einschätzung meiner Gegner angeht. Zu leicht waren die letzten Schlachten gewonnen, viele davon sogar ohne Unterstützung. Dieses mal hätte ich die fliegenden Kriegerinnen wirklich nötig gehabt.
Der größeren Vorsicht, mehr Geduld, den fliegenden Kriegerinnen, einem Dutzend Tränken und sogar den Soldaten am Fuße der Großen Mauer ist es zu verdanken, dass die Gegner, die der Kommandant als Dragoner bezeichnet, am Ende den kürzeren ziehen, ohne dass ich weitere Tode zu verzeichnen habe.


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2012-05-06
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Über eine kleine aber reich verzierte Holzbrücke komme ich in das Dorf Zhidan. Eigentlich ist es für ein Dorf schon fast zu groß. Es ist von einer steinernen Mauer mit einem kreisrunden Tor darin umgeben und macht einen tatsächlich wehrhaften Eindruck. Da der einzige Weg in das Dorf über die Brücke führt kann man es gut verteidigen. So lange man die Brücke hält kommt der Angreifer nicht hierher. Schlau angelegt, wie ich finde.
Am Eingang des Örtchens steht ein gebrechlicher alter Mann der mich neugierig ansieht. Wir geraten ins Gespräch und Fan Ye, so heißt der Greis, erzählt mir, dass ein Monster mit einer Sichel vor gar nicht langer Zeit durch das Dorf kam. Die Bewohner haben zu ihrem Glück keinen Widerstand geleistet, die Erscheinung des Telkinen war genug, Sie in ihre Häuser zu treiben und ihm aus dem Weg zu gehen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Fen Ye weiß noch viele Geschichten zu erzählen und für eine kurze Zeit ist es unterhaltsam, dem Mann zuzuhören. Sicher hat er diese Geschichten den Dorfbewohnern schon hundert mal erzählt und ich kann ihm ansehen, wie froh er ist, sie einem Fremden auftischen zu können.
In der Nähe des Dorfeinganges sehe ich einen Torbogen, der einladend und freundlich auf mich wirkt und ich vermute dahinter ein Hotel oder eine Gaststätte. Als ich aber im Garten des prächtigen Hauses stehe zu dem der Torbogen gehört sehe ich , dass es doch ein privates Anwesen ist. Ich will mich schon zum gehen wenden als hinter mir jemand nach mir ruft. Es ist ein stattlicher Herr in vornehmen Kleidern dessen Erscheinung keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass er ein reicher Mann ist. Goldene Ketten um seinen Hals, kostbare Ringe an den Händen, der Kimono aus glänzender Seide und die Haare nach Art der hier lebenden Einwohner zu einer Hochfrisur aufgesteckt, die von einer goldenen Nadel gehalten wird.
Er verbeugt sich förmlich vor mir und stellt sich mir als Lu Buwei vor, seines Zeichens Händler und Sammler kostbarer Stücke. Eine sonderbare Erscheinung. Um mich herum herrschen Mord und Totschlag, werden Untergangszenarien gemalt, trübt sich die Welt zu einem Ort der wenig lebenswert sein könnte und dieser Mann genießt seinen Reichtum aus vollen Zügen.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn dafür bewundern oder verachten soll. Sollte die Welt wirklich unrettbar verloren sein gebe ich ihm Recht – dann sollte man jeden Moment leben als wäre es der letzte.
Wenn die Welt aber zu retten ist, wovon ich ausgehe weil meine Suche sonst kein Ziel und keinen Sinn hätte, wäre dann sein Geld nicht besser investiert indem er hilft, eine Armee auszurüsten?
Der Mann weiß von einem seltenen Gegenstand der für ihn als Sammler von Wert ist. Er beschreibt es als kunstvoll ziselierte, antike Jadefigur und er scheint auch genau zu wissen, wo der Gegenstand zu finden ist. Ich versuche mir die Beschreibung zu merken und vielleicht finde ich den gesuchten Gegenstand ja sogar. Inzwischen ist die Belohnung die mit Lu Buwei in Aussicht stellt egal. Für einen armen Mann mag das Gold verlockend sein aber meine Taschen quillen inzwischen über vom edlen Metall, von kostbaren Waffen, Rüstungsteilen und den magischen Gegenständen die ich überall auf meinem Weg gesammelt habe. Wenn ich Buwei den Gegenstand bringen kann, dann weniger wegen der materiellen Belohnung als mehr dazu, ein wenig Normalität in das Leben der Menschen zu bringen.
Lu Buwei ist Sammler exotischer Gegenstände. Davon habe ich inzwischen einige gesehen und gefunden.
Was wäre für die Leute im Dorf normaler, als dass da jemand kommt und mit Lu Buwei Geschäfte macht? Vielleicht bringt eine so trivial anmutende Handlung den gewohnten Tagesablauf wieder ein bisschen zurück. Bestimmt haben die Menschen hier nicht jeden Tag einen Telkinen mit einer riesigen Sichel durchmarschieren sehen. Bevor ich das Dorf hinter mir lasse begegne ich einem alten Mann in zerrissener Kleidung. Er macht einen jämmerlichen Eindruck auf mich, ich bemerke aber, dass er eigentlich wirklich nur arm ist. Arm und stolz. Eine sonderbare Kombination. Er ist in zerschlissene Kleidungsstücke gehüllt, oder das was von der Kleidung übrig ist, hat aber die Körperhaltung eines reichen Mannes der gewohnt ist, Verhandlungen zu führen oder vor Publikum zu sprechen. Er hält mich am Arm fest als ich die staubige Straße an ihm vorbeieilen will und beginnt, in warnendem Ton zu sprechen. Seine Stimme bleibt bemerkenswert unaufgeregt als er mich vor einem Monster warnt, dass im Wald sein Unwesen treibt. Ein Arachnoid beachtlicher Größe soll es sein und Bao Er weiß in knappen aber fesselnden Worten vom kriegerischen Geschick der Kreatur zu berichten.
Noch eine Spinne. Meine Gedanken wandern zurück in den Olivenhain auf meinem Weg nach Delphi und ich frage mich, ob dieser Krieger hier gefährlicher ist als die Spinnenkönigin, die den Olivenbaum bewacht hat.
Ich danke Bao Er für die Warnung und versuche gar nicht erst, ihm zu erklären warum ich denke, auch diese Kreatur besiegen zu können als ich den Fuß aus dem Dorf hinaus in den Wald setze, der sich an die letzten Häuser der kleinen Siedlung anschließt.
In dem Wald ist es angenehm kühl, der morgendliche Tau auf den Blättern glitzert in der Sonne und die Verdunstung reguliert das Klima in dieser tropisch anmutenden Region. Riesige und offenbar uralte Bäume bilden in der Höhe ein Dach, das Regen und Sonnenschein in genau dosierter Menge bis auf den Boden dringen lässt. In wunderbarer Weise hat die Natur hier ein Gleichgewicht geschaffen, in dem absonderliche Pflanzen mit faszinierenden Blüten gedeihen.
Ich versinke in die kühle Luft, mein Geist driftet in einen Trance ähnlichen Zustand und die Stimmen des Waldes bilden ein einlullendes, friedliches Schlaflied. An diesem abgelegenen Ende der Welt eine so zutiefst friedlich anmutende Umgebung vorzufinden hatte ich nicht erwartet und es bedarf einiger Mühe mir wieder darüber klar zu werden, dass dieser Wald nicht wirklich so friedlich ist, wie er auf den ersten Blick anmutet. Irgendwo hier muss der Arachnoid sein Unwesen treiben und ebenso soll es hier in der Nähe die Höhle geben, in der die Jadefigur ruht nach der es Lu Buwei verlangt. Außerdem sehe ich an einigen Stellen am Weg kleineres Ungeziefer herumkrabbeln. Kleiner...
Wie sehr sich meine Vorstellung von Ungeziefer inzwischen verändert hat.
Noch vor wenigen Wochen hätte ich eine Gänsehaut bekommen, wenn Spinnen in der Größe eines Schafes meinen Weg gekreuzt hätten. Heute empfinde ich sie nur noch als lästiges kleineres Ungeziefer.
Der als Riesenspinne titulierte Achtbeiner stellt sich als viel weniger bedrohlich und gefährlich heraus als es die Dorfbewohner beschrieben haben. Sicher hat er seinen schrecklichen Ruf auch damit erworben, dass jene die ihm begegnet sind nicht nur davon erzählt haben, sondern ihre Fluch damit ausgeschmückt haben, dass Sie einem Monster unvorstellbarer Grausamkeit, Schnelligkeit und Größe entkommen konnten.
Ich flüchte nicht und die Spinne ringelt sich vor meinen Füßen nicht anders zusammen, als es eine Hausspinne tut, die verhungert in ihrem Netz hängt.
Die Jadefigur nach der es Lu Buwei gelüstet ist wirklich genau in der Höhle versteckt die der Sammler beschrieben hat und ihre Bewacher sind Gegner die ich einfach überwinden kann. Mir scheint, die Übung und die Rüstung die ich trage machen inzwischen einen ganz passablen Kämpfer aus mir. Das und der magische Trank, der meine Wunden schneller heilt, als meine Feinde mir neue zufügen können.
Dass diese Einstellung übermütig ist erfahre ich, als ich auf dem Weg nach Changan in die Felder gelange, die die Kornkammer dieser Provinz darstellen. Bis an den Horizont reichen die golden glänzenden Agrarflächen deren Ernte reif in der Sonne glänzt als ich über die Pfade laufe, die die Bauern mit ihren Pferden, Lasttieren und Karren nutzen.
In diesen Feldern gibt es unzählige Verstecke für einen Hinterhalt und im hohen Getreide können sich Feinde bis auf wenige Schritte nähern bevor man sie mit dem Auge ausmachen kann.
Wie aus dem Nichts sausen plötzlich tödlich spitzen Pfeile um mich herum und es ist reine Glückssache, dass mich die Projektile nicht treffen und durchbohren. Tigermenschen tauchen direkt vor meinen Augen aus den Feldern auf, jeder von ihnen mit einem Boden bewaffnet und den Pfeil schussbereit im Anschlag.
Es bedarf einiger Anläufe, den Angriff abzuwehren und es kostet mich wieder zwei Reinkarnationen, alle Angreiffer aus dem Weg zu räumen. Inzwischen ärgert es mich wenn mir meine Gegner überlegen oder ich zu unvorsichtig bin. Die Sorglosigkeit, mit der ich hin und wieder von meiner scheinbaren Unsterblichkeit Gebrauch mache führt zu einer arroganten Überheblichkeit die ich als Charakterzug an mir weder schätze noch gerne haben will.
Gibt es keinen anderen Weg?
Ist es vorbestimmt, dass aus großer Kraft nicht nur große Verantwortung erwächst, sondern auch große Überheblichkeit? Korrumpiert Macht wirklich jeden – einschließlich meiner eigenen Person?
Bin ich noch der, der ich sein will?
Oder bin ich bereits jemand geworden, den ich nicht mögen würde, würde man ihn mir vorstellen?
Genau dieser Gedanke lässt mich innehalten und einen Moment der Ruhe dazu nutzen, darüber nachzudenken, wer ich war, wer ich bin, was aus mir geworden ist und in welche Richtung sich mein Leben gerade entwickelt.
Was ich dabei erkenne und entdecke gefällt mir ganz und gar nicht. Die Kraft die mir meine Rüstung verleiht und die aus meiner Waffe in meinen Körper strömt hat mich verändert. Das Mitgefühl, das ich früher empfunden habe ist nur noch eine dumpfe Erinnerung irgendwo in den dunklen Tiefen der Vergangenheit. Die Fröhlichkeit die ich früher als treibende Feder meines Seins empfunden habe ist verflogen und an ihre Stelle die Wut auf die Situation, die Monster, die Götter und den sonderbaren Telkinen getreten. Inzwischen treibt mich eher der Hass auf die verdorbenen Armeen aus finsteren Gestalten an als der Wunsch, das Böse aus dieser Welt zu vertreiben und sie wieder in den sicheren Hort zu verwandeln der sie, so fühlt es sich an, gestern noch gewesen ist.
An einem kleinen Weiher drehe ich eine Runde um sicherzustellen, dass keine Gefahr in den umgebenden Feldern und Wäldern lauert.
Kein Geräusch das ich höre ist alarmierend. Alles in dieser winzigen Oase strahlt Ruhe aus, Vögel zwitschern in den hohen Bäumen und ich strecke mich aus um zu ergründen, was mit mir geschieht.
Ich lege den Schmuck ab den ich um den Hals trage, streife die Ringe von den Händen, schlüpfe aus der Rüstung und lege Arm- und Beinpanzer beiseite. Seit ich meinen Pfad in Helos betreten habe, war ich nie ohne diese Rüstung. Sie hat sich im Laufe der Zeit verändert, wurde ergänzt, ausgetauscht und variiert; aber ich habe sie nie vollständig abgelegt. Mit jedem Teil das ich fein säuberlich auf den Stapel am Rande der Wasserstelle ablege verliert sich ein Teil des Kriegers zu dem ich geworden bin und mehr und mehr nähere ich mich wieder dem Bauernjungen, der sich so überraschend in Helos in den Kampf stürzen musste.
Es fühlt sich an, als würde eine unermessliche Last von meinen Schultern fallen und für einen Moment gebe ich mich der Illusion hin, die letzten Wochen nur geträumt zu haben.
Am Rand der Wasserstelle kniend in den klaren Spiegel blickend den die Wasseroberfläche darstellt sehe ich voller Freude, dass das Gesicht in das ich blicke ein vertrautes ist. Mein eigenes. Unverändert sehe ich in die strahlenden Augen aus denen Zuversicht und Fröhlichkeit zurückblickt. Ich lege mich in das kühle Gras das den Tümpel umgibt, stecke die Hände hinter den Kopf und schaue in die Wolken die über mich hinwegziehen, als habe sich die Welt in den letzten Monaten überhaupt nicht verändert. Eine Sonderbare Ruhe durchströmt mich dabei und mir wird bewusst, dass die Veränderungen die in mir vorgehen tatsächlich von der Situation, der Rüstung, ihrer Magie und dem Schmuck getrieben sind. Mit Erleichterung sehe ich, dass unter der Rüstung noch immer das unbeschwerte Herz des Bauernjungen schlägt und dass es wieder zum Vorschein kommt, wenn ich die Kampfmontur und das was sie verkörpert hinter mir lasse.
Es war eine gute Entscheidung, der Magie und der Verführung nicht nachzugeben. Was Sie an mir verändert hätte wäre unumkehrbar gewesen.
Kleidung, Rüstung, Schmuck und Waffen kann man ablegen.
Wieder streift ein Stück Text aus dem Lied des Barden meine Sinne. Zeilen, die ich einst gehört habe, deren tieferer Sinn und deren wahre Schönheit sich mir aber erst jetzt, hier unter freiem Himmel an diesem Tümpel liegend wirklich erschließt:

Mann muss ein Mann sein, Spott und Häme zu ertragen
Sei du selbst – egal was alle andren sagen

Dass es mir möglich bleibt, ich selbst zu sein, hat sich hier gezeigt. Der Gedanke stärkt mich, mein Selbstvertrauen kehr zögernd aber stetig zurück und mit einer Reihe tiefer Atemzüge verschwimmt die Trübsal der Gedanken und macht einer weniger dunklen Welt Platz.
Eine Welt am Abgrund – jawohl.
Eine Welt, die eigentlich einen Helden braucht der sie rettet und die nun mit einem sturen Bauern vorlieb nehmen muss.
Stur genug, um sich erneut der Aufgabe zu stellen die vor mir liegt, schlüpfe ich wieder in die Rüstung, die sich ironischer Weise anfühlt wie eine Verkleidung. Ein Kostüm, dass aus dem Bauern einen Krieger macht.
Als Helme, Schmuck und Panzerung wieder an ihrem Platz sind durchströmt mich erneut die wundersame Energie der Magie die meine Muskeln zu jenen werden lässt, die die Waffe in meiner Hand schwingen. Diesmal aber fühlt es sich weniger bedrückend an, weil nun in mir die sichere Erkenntnis wohnt, dass unerheblich ist, was aus mir wird, wenn ich in dieser Hülle stecke.
In dieser Hülle, das ist sicher, steckt der Mensch, der ich sein will.
Von dieser Erkenntnis beflügelt mache ich mich wieder auf den Weg der mir vorbestimmt zu sein scheint. Über die Felder vom Shaanxi hinweg in Richtung der Stadt Changan.


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2012-05-17
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Auch die Geschichten dieser Stadt werden bis weit über ihre Grenzen hinaus erzählt. Changan sei das Tor zur Welt am Ende der Seidenstrasse heißt es. Legenden erzählen davon, dass hier hunderttausende Menschen gelebt haben und dass ihre Paläste und Bauten berühmten chinesischen Regenten als Regierungssitz dienten. Die Han-Dynastie hat von der Ausstattung und der Lage dieses Ortes ebenso profitiert wie die Dynastien der Xin, Sui und Tang. Das Leben in dieser Metropole soll so pulsierend wie exotisch gewesen sein aber wie an so vielen Orten der Macht bröckelte das Ansehen, getrieben von korrupten Beamten, gierigen Geschäftsmännern und dunklen Machenschaften der Gesetzlosen. So ist das Changan das mich erwartet nur noch ein Schatten, ein Überbleibsel der glorreichen Region von der berichtet wird.
Was wirklich bemerkenswert sein soll, so wird berichtet, ist das Mausoleum des Kaisers, erbaut um seinen sterblichen Überresten als Ruhestädte zu dienen und bewacht von einer mystischen Armee aus Tonsoldaten. Wieso nur sorgen Herrscher schon zu Lebzeiten eher für sich selbst als für ihr Volk, nur um dann im Tode noch verschwenderischer zu sein und einen Luxus für die Ewigkeit zu horten, den ihre Untergebenen nicht einmal tageweise hatten?
Mir wird sich dieser Größenwahn wohl nie erschließen.
In einem kleinen Vorort des eigentlichen Stadtzentrums spricht mich eine Frau an, die sich mir als Huan Ye vorstellt. In hektischen, erregten Worten berichtet Sie mir von einer Frau die ihr den Auftrag gab, mich hier abzufangen um mich davor zu warnen, dass in der Stadt genau die tönernen Soldaten mordend umherstreifen, die eigentlich als Wache und Beschützer der kaiserlichen Ruhestädte gedacht waren. Wie schon der Wächter in Ägypten scheinen sich auch hier die Beschützer in die Bedrohung gewandelt zu haben. Sicher kein Zufall.
Aber wer ist die sonderbare Frau die weiß, dass ich hierher komme?
Ich werde es erfahren, wenn ich erst im Stadtzentrum angekommen bin. In der Ferne sehe ich, dass das Stadtzentrum über eine Brücke zu erreichen ist, die über einen Wassergraben hinweg geradewegs auf ein massives Tor mit schmiedeeiserner Verstärkung führt. Die Stadt macht einen wehrhaften Eindruck den sie, wie ich zu meinem Bedauern feststellen muss, wohl auch nötig hat.
Vor dem Tor patrouillieren Tiegermenschen in größerer Anzahl und ich kann Bogenschützen und Generäle erkennen die den Weg über die Brücke bewachen. Außerdem säumen Gebäude den Weg und ich erwarte, dass in den Torbögen und Seitenstraßen weitere Kämpfer Position bezogen haben und die Hauptstraße bewachen. Hier kann sich eine kleine Armee ungesehen verstecken und so beschließe ich, zuerst aus der Ferne zu beobachten und abzuschätzen, mit wie vielen Gegner ich rechnen muss.
Nach nur kurzer Zeit habe ich mindestens ein Dutzend Bogenschützen, zwei Generäle und ebenso viele Magier ausgemacht. Zudem habe ich feststellen müssen, dass die Taktik immer nur einzelne Krieger in Kämpfe zu verwickeln nicht funktionieren wird da die offene Straße keinerlei Deckung liefert aus der heraus ich einen einzelnen gezielt zu einem Angriff reizen und von der Meute weglocken könnte.
Angriff, so heißt es, sei die beste Verteidigung und so wächst ein verzweifelt anmutender Entschluss in mir. Eine Strategie, die eigentlich nur jemand ins Auge fassen kann, der nicht nur einen Versuch hat um erfolg- und siegreich zu sein. Eine Strategie für jemanden wie mich, den die Reinkarnation in die Lage versetzt, verschiedenes ausprobieren zu können.
In einem Moment, in dem die Tigermenschen den Weg zur Brücke am wenigsten versperren springe ich vorwärts und renne los auf die Brücke und das dahinter liegende Tor zu. Ich vermute, dass Soldaten das Tor bewachen und hoffe, dass diese Menschen erkennen, dass ich nicht ihr Feind bin und mich hinein lassen. Wenn diese Leute wirklich dort sind und schnell genug handeln können Sie das Tor hinter mir schließen und die Gegner die mit mir durch das Tor ins Innere der Stadt gelangen könnten wir gemeinsam bekämpfen. Wegen der Enge der Brücke verlasse ich mich darauf, dass es höchstens ein oder zwei der Krieger mit mir durch das Tor schaffen werden.
Während meines Sprints auf das Tor zu fliegen Pfeile der Bogenschützen an mir vorbei, begleitet von Blitzen und Eiszapfen die die Zauberer in meine Richtung werfen. Zur reinen Vorbereitung stürze ich im Laufen einen Flacon Heiltrank herunter als ich erfreut sehe, dass meine Rechnung aufzugehen scheint – das Tor vor mir öffnet sich einen Spalt weit der breit genug ist, mich passieren zu lassen.
Dankbar schlängle ich mich durch die schmale Öffnung als ein heftiger Schlag von hinten mich bis weit in die Straße hinter dem Tor schubst. Mir klingelt der Kopf und ich kann noch wahrnehmen, wie das Tor mit lautem Knirschen der Angeln wieder geschlossen wird als mir klar wird, dass es einer der Generäle war, der mich gestoßen hat und der hinter mir in die Stadt gelangt ist. Auch an dieser Stelle ist meine Rechnung also aufgegangen, bedauerlich ist nur, dass es einer der stärksten Gegner ist, die es nun zu bekämpfen gilt.
Die Soldaten die das Tor bewachen haben schnell reagiert und die mächtigen Flügel geschlossen und verriegelt bevor sie sich dem Kampf gegen den Eindringling stellen und sofort greife ich zu meiner Keule um zu ihrer Unterstützung zu eilen.
Der General, ein Rudelführer der Tigermenschen, ist ein harter Gegner. Ein Hüne, der neben großer Kraft ganz offensichtlich auch über magische Fähigkeiten verfügt. Als es mit magischen Mitteln eine Standarte erscheinen lässt vervielfältigen sich nicht nur seine Körperkräfte, seine Bewegungen werden augenblicklich auch schneller und geschmeidiger. Er kämpft mit zwei Äxten die er schwingt als haben Sie kein Gewicht und die Soldaten haben Mühe, den scharfen schweren Waffen auszuweichen.
Meine eigene Rüstung würde wohl diesen Waffen nichts entgegen zu setzen haben, daher wechsle ich die Waffe und greife zur bewährten Eiskugel. Bereits einer der ersten Treffer friert die schwarze katzenhafte Gestalt komplett ein.

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Weitere Eiskugeln prasseln auf ihn nieder währen die Soldaten ihre Chance nutzen und Treffer um Treffer landen. Schwere Schläge von Schwertern und Stiche der Speere setzen unserem gemeinsamen Gegner schwer zu und noch bevor die Magie der Kälte erloschen ist können die Torwächter und ich uns gemeinsam über den errungenen Sieg freuen.
Ein hastig in die Runde geworfener Blick führt zu der Schlussfolgerung, dass die Situation unter Kontrolle ist und augenblicklich keine Gefahr mehr für Leib und Leben besteht. Zwar höre ich weitere Pfeile der Tigermenschen von Außen in das dicke Holz des riesigen Stadttores einschlagen, die Unbekümmertheit der Soldaten was das Geräusch angeht beruhigt mich aber sofort wieder. Es macht den Eindruck, dass sie das bereits mehrfach durchgemacht haben und die Gewissheit haben, dass der Schutz der Mauer und des Tores zuverlässig ist.


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2012-07-24
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Nur langsam schwindet die Erregung die der anstrengende Kampf in mir wachgerufen hat. Ich komme Schritt für Schritt wieder zu Atem und schaffe es endlich, meine Aufmerksamkeit auf die Szene zu richten, die sich vor mir ausbreitet.
Changan ist eine Stadt die bereits den Namen Großstadt verdient. Aus Stein gebaute, massive Häuser mit ausladenden Pagodendächern säumen die Strassen, zwischen den Häusern und auf Kübeln auf den Plätzen zeugen prächtig angelegte Grünanlagen, Blumen und Palmen vom Wohlstand der Bürger. Trotzdem ist an der Szene etwas unheimliches auszumachen oder besser – eben nicht auszumachen. Zunächst kann ich nicht mit dem Finger auf das zeigen, was mich beunruhigt und es dauert eine Weile bis mir klar wird, was an dem Bild fehlt. Es ist der Ton. Die Geräuschkulisse will irgendwie so rein gar nicht zu einer großen Stadt passen. Die Soldaten stehen schweigend und regungslos am Tor, die wenigen Menschen die ich sehe hasten in gebückter Haltung von Türbogen zu Türbogen und vermitteln einen gehetzten Eindruck. Als würde hinter jeder Ecke etwas lauern, das auf Sie Jagd machen könnte. Die Menschen hier haben Angst.
Nur wenige Straßenzüge schlendere ich, meine Umgebung aufmerksam im Auge behaltend, weiter die Hauptstraße hinunter als mich zwei in Armeeuniform gekleidete Gestalten ansprechen. Der eine berichtet davon, dass im Mausoleum des großen Kaisers die tönernen Soldaten zum Leben erwacht seien, sein Kollege Wai Zhen erklärt mir, dass es in der Stadt nur so von tönernen Soldaten wimmele die ohne Grund Leute angreifen, Läden plündern und für Unruhe sorgen. Die Armee und die Soldaten die hier stationiert sind scheinen von einer besonderen Art des Aberglaubens in ihren Bann gezogen worden zu sein denn wie mir Wai Zhen berichtet traut sich keiner von ihnen, den Kampf gegen diese dem Golem ähnlichen Kreaturen zu führen.
Mir fallen die steinernen Figuren in Ägypten wieder ein gegen die ich so häufig kämpfen musste. Stein Leben einhauchen zu können fällt seither für mich unter die dunkelsten Varianten der schwarzen Magie und trägt nur dazu bei, dass meine Verachtung für jene, die sich dieser Kunst bedienen, stetig wächst. Rückblickend waren diese plumpen und ungelenken Geschöpfe aber keine wirklich Furcht einflößenden Gegner. Ihre Bewegungen waren langsam, ihre Angriffe ungeschickt und die größte Achillesferse die sie hatten war das Material aus dem sie geschaffen wurden. Der Stein brach sowohl unter der Kälte der Schneekugel als auch unter harten Schlägen schnell in Stücke und bereitete diesen Kämpfern ein jähes Ende.
Von den Terrakottakriegern weiß man, dass ihr Innerstes hohl ist. Sie sind nichts weiter als leere Hüllen und wenn sie ähnlich ungelenk sind wie ihre ägyptischen Verwandten besteht Grund zur Hoffnung. Also beschließe ich, dem aus Ton gebrannten Übel ein Ende zu machen und folge den Schildern, von denen man mir sagte, dass sie mir den Weg zum Mausoleum des Kaisers weisen würden.
Die Hauptstraße öffnet sich auf einen überschaubaren Platz an dessen Rändern Händler ihre Waren anbieten, eine Karawanenführer seine Lasttiere tränkt und Magier – oder Scharlatane? - ihre Dienste feil bieten. In einem Torbogen vor einem stolz geschmücktem Haus steht ein Karren und ich muss mir zunächst die Augen reiben um zu glauben, dass die Gestalt die an den Karren angelehnt steht, die ist, für die ich Sie halte. Indes, meine Augen spielen mir keinen bösen Streich. Am Karren angelehnt steht, in offensichtlich guter Laune und völlig unversehrt: Feiyan.

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Sie hat seit unserer letzten Begegnung einiges durchlitten. Ihre Schilderungen des Weges den Sie hierher genommen hat sind knapp, wenig bildreich und bei genauer Betrachtung keine Erzählung sondern eine nüchterne Aneinanderreihung von Fakten die dennoch nicht verbergen kann, dass diese tapfere Frau einiges geleistet hat und sicher häufig nur knapp dem Tod entronnen ist um bis zu diesem Punkt zu kommen.
Nachdem Sie mir berichtet hat, dass der Telkine genau hierher gekommen ist, um den Titanen zu befreien und ich vom Gelben Kaiser genau erfahren könne, wo der Telkine gefangen gehalten wird trennen sich unsere Wege erneut.
Sonderbar...
Dem Tode entronnen?
Als ich Sie zuletzt im Tempel des Marduk traf, war Sie schwer verletzt und kaum in der Lage, mir zu berichten was passiert war. Hier ist Sie wohlauf, bester Laune und hat nicht einen einzigen Kratzer in ihrer Haut.
In den letzten Wochen ist dieser Zustand für mich so selbstverständlich geworden. Der Heiltrank hilft mir und nach jeder Reinkarnation bin ich wieder der alte. Bin ich am Ende vielleicht nicht der einzige, den Hades nicht zu fassen bekommt?
Ergeht es Feiyan wie mir? Kann Sie sich durchschlagen, weil ein göttliches Wesen Sie beschützt und in dieser Welt behält, damit Sie eine bestimmte Aufgabe erledigen kann?
Ist es ihre Aufgabe, mich zu leiten? Oder soll Sie meinen Part übernehmen, wenn ich versage? Bin am Ende ich derjenige der herhalten muss, wenn Sie versagt? Ist einer von uns nur ein Ablenkungsmanöver, damit der andere die ihm vom Schicksal zugedachte Aufgabe erfüllen kann?
Ich habe zu wenig Zeit, mich dem Gedanken und den Verstrickungen die sich aus ihm ergeben nachzugehen. Fast ohne es zu merken habe ich den Weg zum Mausoleum hinter mich gebracht und treffe wie in Trance auf die ersten tönernen Soldaten, die einen Torbogen und die dahinter liegende Brücke bewachen.
Genau wie ich es erhofft habe sind die Bewegungen der Soldaten träge. Als würden die steinernen Gelenke ihren Dienst nur widerwillig verrichten nähern sie sich mir, zücken ihre Waffen und bröseln fast im gleichen Augenblick zu Staub zusammen, wenn sie mit der Kälte der Schneekugel in Berührung kommen. Ähnlich verhält es sich mit Schlägen. Zur schnellen Flucht bereit versuche ich, einen der Soldaten mit der Keule zu erwischen und schon beim zweiten oder dritten Hieb zerspringt die Figur, als hätte man mit einem Hammer auf einen Porzellanteller geschlagen. Der Weg zum Eingang des Mausoleums ist nach wenigen Scharmützeln von den Soldaten befreit und ich betrete eine Ehrfurcht gebietende Eingangshalle an deren Ende ich die Stufen zum Grab des Großen Kaisers sehe. Die Eingangshalle ist so hoch, dass ich im trüben Dämmerlicht die Decke nicht sehen kann. Mir scheint dies eine besondere Absicht der Architekten zu sein, denn so erweckt es den Eindruck, dass die Treppenstufen am Ende der Halle in der Unendlichkeit des Horizontes verschwinden. Einen Stoßseufzer auf den Lippen erklimme ich die Treppe, an deren Ende mich ein Anblick erwartet, der geeignet ist, mich in Panik zu versetzt.
Die Halle in die ich blicken kann ist ebenso wenig beleuchtet wie die Eingangshalle hinter mir. Effektvoll sind kleine Fackeln an den Wänden drapiert die den Raum zwar nicht hell erleuchten, die aber sehr deutlich machen, wie lang diese Halle ist. Darüber hinaus ist die Halle mit einer wahren Armee aus Soldaten bestückt. Sie stehen leblos und bewegungslos in Reih' und Glied. Die Zahl der Reihen kann ich nicht genau bestimmen, aber in jeder Reihe stehen acht Figuren. Wie könnte es auch anders sein, ist doch die Acht das Zeichen großen Glücks. Ich fange an, Fackeln an der Wand zu zählen und komme zu dem Schluss, dass wörtlich hunderte von Figuren hier aufgebaut sind. Aber noch tut sich nichts. Noch habe ich die Halle nicht betreten, stehe auf der obersten Stufe der Treppe, schätze meine Chancen auf einen Sieg ab und überschlagen schon mal vorsichtig, wie viele Reinkarnationen mir bevorstehen, bis diese Aufgabe als erledigt gelten darf.
In all diese deprimierenden Gedanken schießt ein greller grüner Blitz und ein Magier, jedenfalls halte ich ihn für einen solchen, materialisiert sich in meiner unmittelbaren Nähe und feuert aus seinem Zauberstab Blitze, Eisregen und Feuerstrahlen in meine Richtung.
Reflexartige Handlung geschieht, die sich im laufe der letzten schweren Kämpfe schon so oft bewährt hat. Harpyien beschwören, Deckung suchen, Eis auf den Gegner fallen lassen. Schon nach den ersten leichten Treffern tritt der Magier den Rückzug an. Vermutlich nicht, weil es ihn schwer getroffen hat, sondern weil er mich in die Nähe der Soldaten locken will, die eine Falle sind die nur seiner Unterstützung dient.
Seine Rechnung geht auf; die Harpyien fliegen hinter ihm her und sobald sie in der Halle und von der Treppe weg sind bewegen sich die Tonsoldaten langsam aber zielgerichtet auf sie zu. Die folgende Zeit ist geprägt von splitternder gebrannter Erde, wilden farbigen Blitzen die der Magier um sich wirft, Schreien der Harpyien, der Einnahme von Gesundheitstrank und der zügigen Vernichtung der steinernen Armee.
Während des Kampfes zieht es mich und die Harpyien immer weiter in die riesig anmutende Halle des Mausoleums, immer auf der Jagd nach dem Magier. So verbissen die beiden gefiederten Begleiter auch kämpfen, wofür ich ihnen aus tiefster Seele dankbar bin, am Ende ist ihr Tod besiegelte Sache und der Kampf in dieser Arena läuft auf zwei Gegner hinaus. Den Magier und mich.

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Ein höchst ungleicher Kampf denn die Magie des Zauberers reicht sehr weit und er arbeitet ununterbrochen Spruch um Spruch ab um mir das Leben nicht nur schwer zu machen, sondern es mir zu entreißen. Bei etlichen meiner Gegenangriffe löst er sich dann in Luft aus und materialisiert sich außerhalb meiner Reichweite um von dort aus sofort weitere Vernichtung in meine Richtung zu werfen. Nur selten gelingt mir ein echter Treffer und wenn, dann scheint die Wirkung meiner Eiskugel auf diesen Gegner nicht den durchschlagenden Effekt zu haben, den sie bei den Tonfiguren gezeigt hat.
Ich sehe mich blitzartig um in der Hoffnung, dass während der Kämpfe Waffen auf dem Schlachtfeld geblieben sind, die mir hilfreich sein könnten aber alles was ich finden kann sind rostige Schwerter und Äxte, die nicht mal meiner Keule das Wasser reichen könnten. Stumpf, gebrochen, zersplittert, verrostet – unbrauchbar.
Die Schneekugel muss also ausreichen um den Gegner aus der Ferne zu zermürben und es dauert eine gefühlte Ewigkeit und hunderte von Treffen die eher Nadelstichen gleichen um den Magier zur Strecke zu bringen. Dann endlich, nach wiederholten und wiederholten Angriffen sinkt mein Kontrahent in sich zusammen und als sich die rötliche Rauchwolke in die er sich verwandelt hat verzogen hat sind nur noch seine Rüstung und der Stab übrig, die am Boden liegen. Ich stecke alles ein weil ich vermute, dass die Händler für diese Trophäe einen guten Preis zahlen werden.
Ich will mich schon zum Gehen wenden als mir der sanfte helle Schimmer am Ende der Halle auffällt. Es wirkt nicht bedrohlich, im Gegenteil strahlt das Licht etwas aus, das ich als harmonische Geborgenheit empfinde. Güte geht davon aus und Wärme. Nicht ist darin, wovor man sich fürchten müsse und als ich mich dem Schein bis auf wenige Schritte genähert habe erkenne ich darin blass und schemenhaft die feinen Gesichtszüge eines greisen Mannes.

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Die Gestalt bleibt verschwommen, ich kann aber kaiserlichen Schmuck, exquisite Rüstungsteile und das ehrwürdige Gesicht eines alten Mannes ausmachen der unerwartet anfängt, mit mir zu sprechen.
Er berichtet davon, dass die Soldaten zum Schutz seines toten Körpers aufgestellt worden sind, damit sein Geist im Jenseits Ruhe und Frieden finden kann. Jetzt, so erzählt er mir, hat ein uraltes Übel die Soldaten korrumpiert sodass sie statt ihn zu schützen, alle angreifen, die in ihre Nähe kommen. Der Magier, der alte Mann nennt ihn Bandaris, sei die Quelle dieses Übels und er dankt mir dafür, dass ich dieses Über beseitigt habe. Allerdings warnt er mich vor zu früher Euphorie, denn es gibt noch weitere steinerne Soldaten die nicht aufhören werden, ihre Umgebung zu terrorisieren, bis sie jemand aufhält und vernichtet.
Wieder keine Zeit für eine Verschnaufpause. Wieder eine Aufgabe erledigen, bei der ich für genau die Feiglinge die Kohlen aus dem Feuer holen muss, die eigentlich für exakt diese Arbeit bezahlt werden. Wofür leistet man sich hier eine Armee, wenn Aberglaube hinreichend ist, sie in die Flucht zu schlagen?
Sonderbare Menschen leben hier...
Ich verspreche der nebulösen Erscheinung, in Changan für Ruhe zu sorgen und begebe mich zurück in das Zentrum der Stadt, in dem ich Straße für Straße nach feindlich gesonnenen Eindringlingen suche. Wie sich herausstellt gibt es davon mehr als erwartet denn nicht nur vereinzelte tönerne Soldaten verstecken sich in dunklen Ecken. Hinter massiv gearbeiteten Holztoren lauern marodierende Grüppchen von Feuerfeen, begleitet von Dschinns und Skeletten die keinem Kampf aus dem Weg zu gehen scheinen. Ein Lichtblick sind am Ende doch die hier stationierten Soldaten. Die, die sehen, dass man diese Plage mit der Waffe in der Hand bekämpfen kann und das hier weder Geister noch Götter zu bekämpfen sind stellen sich schnell auf meine Seite und in eineigen der Straßenkämpfe habe ich ein halbes Dutzend mutiger Mitstreiter, sodass die Stadt am Abend von allen Unruhestiftern befreit ist.
Als ich zurück zu Wai Zhen komme und ihm berichten kann, dass die Stadt wieder sicher ist, freut sich der altgediente Soldat wie ein kleines Kind und wird es nicht müde mir zu versichern, dass er und seine Leute die Statt fürderhin sauber halten werden.
Bevor ich meinen Weg aus der Stadt hinaus fortsetze will ich mich erholen, trete in eines der zahlreich vorhandenen Gasthäuser ein und als der Wirt erfährt, dass die Ruhe in den Straßen mein Verdienst sei besteht er darauf, mir für die Nacht sein bestes Zimmer zu spendieren und mir den Magen mit ausgelesenen Speisen zu füllen.
Obwohl ich mehr Gold besitze als dieser warmherzige Wirt in seinem Leben je zu sehen bekommen wird nehme ich sein Angebot dankbar an. Es ist lange her, seit sich mir gegen über jemand so generös und zuvorkommend freundlich verhalten hat. So verbringe ich frisch gebadet, von ausgezeichnetem Essen versorgt und in sauberen Laken liegen seit langem die erste Nacht unter einem festen Dach.
Ich schlafe wie ein Stein und erst der betörende Duft frisch gebackenen Brotes entreißt mich aus Morpheus' Armen, der so gütig war, mir heute Nacht nicht den kleinsten Zipfel eines Traumes zu schicken, an den ich mich erinnern könnte.
Keine geträumten Heldentaten, keine Horrorträume, keine Kämpfe. Einfach eine ruhige, sanfte, erholsame Phase der Genesung von Körper und Geist.
Nichts was auf die Schrecken hindeutet, die der kommende Tag für mich in petto hat.
Das Frühstück ist wirklich so lecker wie es der Duft versprach und gestärkt suche ich mir den Weg aus der Stadt, der mich durch den Bambuswald in Richtung des Berges Quiyun führen soll. Auf diesem legendären Berg soll der Palast des Gelben Kaisers stehen und Feiyan war der Auffassung, dass es der Gelbe Kaiser sein muss, der mir genau sagen kann, wo ich den Titanen und mit ihm seinen Helfer den Telkinen finden kann.
Viele der Tore die ich vorfinde lassen sich nicht öffnen. Einige sind ganz offensichtlich verschlossen. Sie knarzen in ihren Angeln wenn man versucht sie zu bewegen, sie rasseln an Ketten die sie geschlossen halten oder schlagen hart an Balken mit denen sie verrammelt wurden.
Andere stecken wie festgemauert in ihren Rahmen und bewegen sich keinen Finger breit, egal wie viel Kraft ich aufwende. Von diesen Toren vermute ich, dass sie mittels magischer Kräfte geschlossen wurden. Warum? Das kann ich nicht in Erfahrung bringen. Was ich finde ist ein zertrümmertes Stück Stadtmauer das, so viel ist sicher, der einzige Weg aus der Stadt hinaus ist wenn ich den nicht in Betracht ziehe, über den ich die Stadt betreten habe. Gleich hinter der Stadtmauer steht ein Brunnen der vielleicht sogar der Bewässerung der umfangreichen Felder dient die sich vor mir bis zum Rand des Bambuswaldes erstrecken. Die Felder tragen Gerste und andere Getreide und wie zu dieser Jahreszeit zu erwarten stehen die Gräser in voller Pracht und warten auf die Bauern, die zur Ernte auf die Felder kommen. Doch wenngleich der Tag bereits fortgeschritten ist kann ich keinen einzigen Arbeiter auf den Agrarflächen ausmachen. Als ich den Fuß außerhalb der Stadtmauern auf den Boden setzte wird mir schlagartig klar, warum das so ist. Wie aus dem Nichts erheben sich aus den Kornfeldern schwer bewaffnete Truppen. Bogenschützen legen auf mich an und die ersten Pfeile durchbohren mich noch bevor ich die Hand mit der Eiskugel erhoben habe. Eine General hastet auf mich zu, in beiden Händen Äxte schwingend und ich bin zu langsam um dieser Art von Hinterhalt etwas entgegensetzen zu können.
Der Tag beginnt einer Reinkarnation.
Neben dem Brunnen an der Stadtmauer erwachend bin ich mir nicht sicher, was ich fühlen soll. Zorn, weil es so überaus einfach war, mich vom Schlachtfeld zu fegen? Angst, weil ich nicht weiß, ob das nicht umgehend wieder passiert? Erleichterung, wissend das ich mich an dieser Aufgabe wieder und wieder versuchen kann? Frustration, weil ich mich an dieser Aufgabe wieder und wieder versuchen muss? Ärger, weil ich zu unvorsichtig in die Situation gestolpert war?
Was auch immer zutreffen mag – ich muss es erneut versuchen, nur um sehr kurze Zeit später festzustellen, dass ich es schon wieder erneut versuchen muss.
Wieder und wieder versuche ich mein Glück gegen die Tigermenschentruppen doch es gelingt mir nicht, die Oberhand zu gewinnen. Es sind zu viele, zu schnelle, zu schwer bewaffnete und zu gut ausgebildete Gegner und mit jedem neuen Versuch finde ich nichts weiter als eine neue Möglichkeit, zu versagen.
Einen ganzen Tag verbringe ich damit, Taktiken und Strategien zu entwickeln, zu versuchen und bald darauf zu verwerfen. Am Abend muss ich mich der Frage stellen, ob Changan für mich und meine Fähigkeiten das Ende der Abenteuerstrecke darstellt.
Einen letzten verzweifelten Angriff im Sonnenuntergang will ich noch versuchen. Mit der Tief am Horizont stehenden Sonne im Rücken erhoffe ich mir einen Vorteil und stelle mich, die Eiskugel in der Hand, den Gegnern die ich bisher nicht bezwungen habe. Keiner von ihnen ist zu sehen als ich mich vorsichtig weiter von der Stadtmauer entferne und mich mehr und mehr in die Mitte des trügerisch ruhigen Feldes begebe.
Was dann passiert?
Ich weiß es nicht. Ich will es vielleicht auch gar nicht wissen. Dunkelheit umgibt mich aber es ist nicht der Weg hinab in den Hades den ich sehe. Schmerzen efüllen mich in ungeahnter Intensität, quälen mich, lassen mich nicht los. Kälte läuft meinen Hals hinunter als würde ich Wasser aus den eisigen Bächen eines Gletschers trinken. Alles dreht sich – oder ich drehe mich und die Welt steht still. Dumpfe Stimmen lullen mich ein, der Kopf dröhnt und ich kann nicht sagen, ob ich mit offenen Augen in der Dunkelheit liege oder ob ich blind bin. Hab' ich die Augen offen? Oder nicht? Egal. Der Schmerz der alle Glieder, alle Muskeln und jede Faser reizt sollte mich schreien lassen aber ich bekomme keinen Ton heraus. Oder höre ich nur nicht, wie ich schreie? Bin ich blind UND Taub?
Das Zeitgefühl geht verloren. Der Schlaf der mich umfängt fühlt sich falsch an. Ist es Schlaf, wenn ich darüber nachdenken kann? Träume ich nur, ich würde denken? Denke ich nur, dass dies ein Traum ist? Ist das eine Vision eines Traumes oder der Traum einer Vision?
Grelle Bilder tanzen vor meinen Augen nur um einen Augenblick später zu verschwinden. Zu schnell um etwas genaues zu erkennen aber langsam genug, um mich unruhig zu machen.
Wo bleibt die Reinkarnation wenn man sie braucht?
So sehr ich am Leben hänge, jetzt wünsche ich mir, dies alles hätte ein Ende!
Lebendig gefangen in einem toten oder sterbenden Körper?
Ist das Leben?
Egal was das für ein Zustand ist, mich ergreift die Panik und die Angst, dass das hier die Qualen sind, die ich in der Unterwelt ertragen muss für all die Tode die ich verursacht habe.
Ein helles Licht drängt in mein Bewusstsein. Ähnlich wie der Schimmer der Kaisers ist es beruhigend. Ob ich lebe oder nicht, ich schöpfe tiefen Atem, fühle wie mein Herzschlag sich verlangsamt und gleichmäßiger wird, die mich nach und nach die Ruhe echten Schlafes umhüllt wie eine warme Decke.
Ich bin noch am Leben – vermute ich.



Da schläft mein Held und ruht nachdem ich seine Leiden gelindert und seine Schmerzen gestillt habe. Ja er wird es überleben. Aber so kleinlich es klingt, er muss es überleben wollen. Nur wenn er den Willen aufbringt, sich der Dunkelheit zu entziehen wird er an dem was er erlebt hat wachsen. Die Zweifel die er an sich hegt zeigen weiter nichts, als dass er der richtige ist. Inzwischen glaube ich zu wissen, warum er nicht auf die Kräfte zurückgreifen will, die ich versucht habe, ihm zukommen zu lassen. Ich bin mehr neugierig als verstimmt und bin bereit, ihm auf eine Weise zu helfen, die uns beiden dienlich sein könnte. Er kann bleiben wer und was und wie er ist wenn ihm danach Sinn steht. Aber vielleicht gestattet er mir, ihm dennoch ein göttliches Geschenk zu machen und anzunehmen, was ich ihm biete.
Offensichtlich ist er nicht bereit, sich der kosmischen Kräfte zu öffnen, die er nur als Magie bezeichnet. Dennoch trägt er Kleidungsstücke, Rüstung Schmuck und Waffen, deren Stärke aus eben diesen Kräften resultiert. Wenn er also schon ablehnt, Teil der kosmischen Kräfte zu werden, vielleicht gestattet er dann den kosmischen Kräften, Teil seiner direkten Umgebung zu sein? Hautnah, könnte man es bezeichnen. Eine Rüstung, geschmiedet in den Feuern des Olymps von niemand geringerem als Hephaistos selber. Beinschienen die das Tempo des Hermes in sich bergen. Handschuhe die ihn flink sein lassen wie es Wiesel nur erträumen können, gekrönt mit einem schmucken Helm der seine Vitalität zu der eines Herkules macht. All das, getränkt in den Ursprüngen der Mächte des Herakles.
Dazu für die Waffe die Ingredienzien, die die Fähigkeiten des Achilles in sich vereinen und ein Schmuckstück, das seinem Träger die Geschmeidigkeit einer Katze verleiht.
Und eins noch...
Die Haryien haben große Schwestern. Mal sehen, ob die ihm gefallen könnten.
Wenn mein Schützling sich dieser Ausrüstung bedient könnte es sein, dass er am Ende der Aufgabe sein Schicksal erfüllt hat und zu dem bescheidenen Bauern zurückfindet, für den er sich hält.
Wenn er doch bloß nicht so bewundernswert dickköpfig wäre...


Schweißgebadet erwache ich am Rande von Changan am Brunnen bei der Stadtmauer. Noch immer erschließt sich mir nicht, was sich da ereignet hat. Nur Erinnerungen an die durchlittenen Qualen sind geblieben und die Gewissheit, dass die Reinkarnation trotz des vorangegangenen Todes die weitaus bessere Variante ist.
Erst jetzt fallen mir zwei Dinge von beiden Extrema der Emotionen auf:
Die Jahreszeit ist eine andere! Ich muss Wochen oder sogar Monate geschlafen haben. Eine Tatsache, die mich zutiefst erschreckt.
Anderseits, ich klopfe zur Vorsicht mit meinen Händen an meinem Körper hinunter, ich bin am leben. Wieder? Immer noch? Gerade so? Unbedeutend. Was zählt ist, dass ich mich wieder gesund, Herr meiner Kräfte und schmerzfrei an meinem Leben erfreuen kann.
Noch ein bisschen benommen greife ich nach meiner Rüstung die fein säuberlich neben mir im Gras glänzt und sehe, dass das nicht meine Rüstung ist. Nicht ein Gewand sondern ein Brustpanzer liegt dort neben einem Helm – nicht neben meiner Haube. Dazu glänzende Armschienen, golden schimmernde Beinschoner und wundervoll gearbeitete Schmuckstücke. Alles wie für mich persönlich gemacht und von phantastischer handwerklicher Güte.
Ich kann nicht anders – ich muss diese Sachen anprobieren und schlüpfe Stück für Stück in die unbekannte Ausrüstung.

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22.3.2014
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Und Arty, der Nichtheld ohne Meisterschaft

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Black Guard
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Beitrag von Black Guard » 25.09.2011, 19:15

Es ist auf jeden Fall ganz schön was hinzu gekommen, seit ich das letzte Mal einen Blick riskiert habe.

Ich habe zwar nicht auf die Seitenaufrufe geachtet, doch wenn ich mitbekomme, dass sich was tut, schaue ich mir das auch an. Vielleicht solltest du immer posten, wenn du ein update gemacht hast.

Gruß
Black
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Kobra331
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Beitrag von Kobra331 » 25.09.2011, 19:21

hm wuerde doch ziemlich der Geschichte ihren Reiz nehmen wenn du jetzt doch noch ne Meisterschaft anfangen wuerdest... Versuch mal soweit zu kommen wie du es schaffst. Respekt das du es soweit geschafft hast ohne tot.
Die meisten meiner Charactere haben ihren ersten tot bereits in akt 1... nur ein einziger hat es bis anfang akt 3 geschafft (Attentaeter) moah hab ich mich da aufgeregt als der dumpfbacken ichthier mich gekillt hat -.-


viel glueck weiterhin
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Gruesse gehen an: Ritualist, NIGHTMARE_GER94, Belicia (die Gaunerin ;))

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