Ägypten
Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, bevor der Turm von Pharos sein leitendes Licht am Horizont leuchten läßt. Obwohl ich kein Seemann bin wird mir die Bedeutung und die Wichtigkeit des Turmes schlagartig bewußt.
Was für eine großartige Erfindung um die mutigen Seefahrer vor der Heimtücke der letzten Meilen zu bewahren.
Der Kapitän nimmt Kurs auf Rhakotis das einfacher zu erreichen ist. Sein Hafen erlaub selbst den größten Schiffen ein sicheres Anlegen und Ankern, dort soll Imhotep warten. Wo sonst? Schließlich steht in Rhakotis die große Bibliothek.
Ich habe über die große Bibliothek bisher nur Gerüchte gehört und wenn nur die Hälfte dessen was ich gehört habe stimmt, muss es ein imposantes Gebäude sein, ausschließlich errichtet um das Wissen dieser Welt zu sammeln, zu archivieren und zu teilen.
Doch wenn hier das Wissen der Welt lagert - ist es dann nicht vorbestimmt, dass die Eindringlinge hier danach suchen werden? Wenn es ihnen um Eroberung und Unterwerfung geht - brauchen Sie dann nicht jede Macht die ihnen in die Hände fallen kann?
Müsste ein weiser Mann nicht denken, Wissen und Macht seien ein und dasselbe? Und müßte ein gerissener Imperator nicht ähnliches vermuten?
Wenn nach Macht gesucht wird - ist dann nicht Wissen das erste was man suchen muss?
Im Hafen treffe ich auf Imhotep. Auch er ist bedrückt von der Untätigkeit der Götter die Monster und Untote auch in Ägypten freie Hand zu lassen scheinen. Seine Hoffnung auf ein Kriegsende setzt er in eine Zeremonie in deren Verlauf er direkt mit den Göttern sprechen will. Alles was er braucht um die Zeremonie standesgemäß durchführen zu können ist eine Schriftrolle und sein Auftrag an mich ist, diese zu besorgen.
Wie nicht anders erwartet liegt die Rolle in der Bibliothek, die von Monstern bewacht und verteidigt wird.
Auf dem Weg durch die Stadt wird mir klar, dass die Schrecken in Ägypten nicht weniger werden - sie vermehren sich.
Armeen von Schakalwesen treiben ihr Unwesen und machen Jagd auf alles was sich bewegt. Statt gewöhnlicher Haushunde halten sie sich übergroße Skorpione die sich wegen ihrer Giftstacheln als gefährliche Gegner erweisen.
Als Wüstentiere sind sie allerdings der Kälte meiner Schneekugel nicht gewachsen und wieder bin ich glücklich, dass mein Gönner mir dieses magische Artefakt gab.
Wer immer er ist - er hat bisher gut für mich gesorgt und ich baue fest darauf, dass er es weiter tun wird.
Auf dem weg in die Bibliothek sehe ich Soldaten gegen die Armeen der Monster ankämpfen. Einige haben sich verschanzt und verteidigen Hohlwege und Durchgänge was wohl der Grund dafür ist, dass es am Hafen etwas ruhiger war. Sie kämpfen tapfer - jeder einzelne von ihnen. Einer jedoch wütet wie eine Furie in den Reihen der Gegner und mir scheint, dass nicht nur der Krieg ihn antreibt.
Er kämpft mit Wut, mit Hass, der ihm übermenschliche Kraft zu geben scheint. In einer der wenigen Atempausen erklärt er mir, dass die Schakalmenschen ihm ein Schwert gestohlen haben, dass für ihn offensichtlich von großem Wert ist. Er weiß auch, wo es zu finden ist, kann aber seine Stellung nicht aufgeben um es sich zurückzuholen.
Ich verstehe seinen Schmerz und beschließe, auf meinem Weg in die Bibliothek die Augen offen zu halten - vielleicht kann ich das Schwert für ihn retten. So tapfer wie er sich schlägt hätte er es verdient.
In den nächsten Stunden schlage ich mich durch die Front der Monster, fest darauf bauend, dass meine Eiskugel sie alle niederstreckt. leider vernichtet das Eis auch die Rüstungen der Gegner und nur selten ist es ein höherrangiger Soldat oder das was diese Monster als Offiziere empfinden, der etwas bei sich hat was mir nützlich sein könnte. Einige Ringe habe ich bereits eingesammelt in der Hoffnung sie verkaufen zu können. Auch Gold verschmähe ich in letzter Zeit nicht, wer weis wofür ich es später brauchen kann. An Rüstung mangelt es eigentlich nicht aber Panzer, Arm- und Beinschienen die sich als passend erweisen sind nicht gerade leicht zu finden.
Dennoch konnte ich meinen Aufzug inzwischen um diese Teile und eine Kopfbedeckung bereichern.
Einige der Gegenstände scheinen meiner Gesundheit gut zu tun, andere ließen meine Kräfte wachsen und wenn ich mich nicht täusche kann ich mit bestimmten Beinschienen schneller laufen.
Es tut einfach gut und ich bin mir nicht mehr so sicher, ob die Verlockungen durch diese seltsame Stimme nicht vielleicht doch etwas ist, dem ich nachgeben sollte.
Wenn ich einfacher Mann bis hierher gekommen bin - was könnte ich anrichten, wenn sich meine Kräfte verzehnfachen?
Einige der Waffen die ich gesehen habe scheinen furchterregend und tödlich, aber keine davon konnte ich vernünftig handhaben. Einer der Händler die ich traf hat mich ganz offen ausgelacht bei dem Versuch, meine Schneekugel gegen eine Axt zu tauschen.
Und wenn ich ein Magier würde?
Würde mir die Schlacht nicht einfacher fallen, wenn ich meine Feinde mit einer simplen Handbewegung in den Hades befördern könnte?
Mephisto soll gesagt haben "
Ich bin ein Teil der Macht die stets das Böse will und dann das Gute schafft" und mir drängt sich die Frage auf, ob ich mir diese munkeln Mächte zu eigen machen könnte um mit ihnen gutes zu Wirken.
Ist jemals aus etwas bösem etwas gutes hervorgegangen?
Unschlüssig und verunsichert setze ich meinen Weg in die Bibliothek fort und bei den Banditen die ihn mir versperren wollen finde ich das Schwert das Anherru beschrieben hat.
Die Bibliothek ist bereits in den Händen der Plünderer und der völlig verängstigte Bibliothekar traut sich schon nicht mehr in die Hallen der gesammelten Weisheiten. Er trauert um verbrannte Schriftrollen und zerstörte Schätze, kann mir aber sagen wo ich die Rolle finde die Imhotep braucht.
Ein paar dutzend getötete Feinde später finde ich die Rolle, nachdem ein übergroßer Käfer versucht hat, mir das Lebenslicht auszupusten.
Mir fiel auf, dass ich ihn sehr häufig treffen musste bis er endlich in sich zusammenbracht.
Ich finde ihn den Kellerräumen zwar die Schriftrolle, der Weg nach Rhakotis ist aber versperrt weil Teile der Bibliothek während der Kämpfe zerstört wurden. Der einzige Ausweg aus dem Gebäude führt mich in die Wüste.
Am Rande des Hathor-Beckens beschließe ich die Nacht zu verbringen.
Da ich Imhotep heute sowieso nicht mehr erreichen kann ist Schlaf und Erholung die beste Alternative.
Da liegt er, mein Schützling, schläft den Schlaf des Gerechten und ist sich nicht bewusst, dass er der Auserwählte ist.
Auserwählt von mir, Zeus, weil ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge darauf blicke, wie sich die Sterblichen bis so weit jenseits dessen entwickelt haben, was ich einst für sie geplant hatte. Von den einfachen Wesen als die ich sie erschuf, ausgestattet mit Neugier und Wissensdurst, sind sie in den Äonen zu Baumeistern, Kriegern, Seefahrern und Entdeckern geworden. Ganz so wie es mein Plan vorsah wurden sie selbstständig. Ich empfinde es nicht als Beleidigung, dass sie sich mehr und mehr von uns Göttern abwenden - ich bin stolz darauf, dass sie es so weit gebracht haben, dass man sie nicht wie die Kleinkinder ständig hätscheln muss und immer in der Angst leben muss, dass sie untergehen könnten.
Um so mehr betrübt mich der Versuch der letzten Telkinen, ihnen einen Titanen in den Weg zu stellen.
Es gefährdet meinen gesamten Plan und würde die Menschen im Falle des Erfolges dem Untergang weihen. Der gesamte Olymp war in Aufruhr weil ich verboten habe, einzugreifen.
Warum nicht helfen?
Poseidon war bereit, den Titanen mit allen Wassern dieser Welt hin fortzuspülen. Ares stellte sich hinter ihn und versprach Armeen gottgleicher Krieger denen selbst die Titanen nicht gewachsen wären.
Aber würden wir die Menschen nicht in die Unmündigkeit zurückwerfen aus denen Sie vor so langer Zeit ihren Aufstieg begangen haben?
Das darf nicht passieren und so war der Handel auf den wir uns einigen konnten beschlossen.
Ich suche einen der Ihren aus. Reinen Herzens und froher Natur sollte er sein. Keiner der noch auf der Erde lebenden Halbgötter. Kein Perseus oder Herkules. Einen, der sich nicht zum Helden geboren sah und von dem ich annehmen kann, dass er der Rolle gewachsen sei.
Die kleine Hintertür, dass ich ihn über die Reinkarnation auf den Status eines Unsterblichen hebe habe ich den anderen aber wohlweislich verschwiegen. Wenn mein Schützling vor der gekommenen Zeit Hades in die Hände fällt ist alles verdorben.
Hades...
Schon wieder plant mein Bruder den Verrat an meiner Schöpfung, im Glauben verharrend, mir wären seine Intrigen nicht bekannt.
Aber mein Schützling wird sich später wohl auch ihm stellen. Später, wenn er der Held geworden ist der tatsächlich in ihm steckt.
In seinen Träumen habe ich ihm schon die Wege gezeigt die sich ihm eröffnen und ich bewundere, wie sehr er sich bemüht, der einfache Mensch zu bleiben als der er geboren wurde. Früher oder später aber muss er sich seinem Schicksal ergeben.
Oder er scheitert.
Noch glaubt er, allen Herausforderungen entgegentreten zu können wie er ist und doch kann ich sehen, dass die Hindernisse der Zukunft seine Kräfte übersteigen.
Keine Waffe und kein Heiltrank wird ihn auf ewig retten. Er wird mit seinen Aufgaben wachsen müssen. Ganz sicher wird der Punkt kommen, an dem er erkennt, dass es nicht die schwarze Magie ist die ihn rettet und dass er der Krieger sein kann, den ich in ihm sehe.
Noch ist er stolz zu sein wie er ist aber er wird überrascht sein, wie stolz er auf sich sein wird wenn er erkennt, welches Potential in ihm steckt.
Wie den meisten Menschen ist ihm sein göttlicher Ursprung nicht bewusst.
Was ihn von den meisten unterscheidet - und warum ich ausgerechnet ihn erwählt habe - ist der Fakt, dass in ihm der Samen der Erkenntnis bereits keimt. Seine Zweifel darüber, ob er die Mächte die sich ihm dadurch eröffnen meistern kann ist der Beweis, dass meine Wahl richtig war.
Kein voreiliger Springinsfeld.
Kein draufgängerischer Prahlhans.
Ein scheinbar einfacher Mann. Wie ein einfacher, unscheinbarer Stein, der erst nach endlos scheinender Arbeit als strahlender Edelstein die Stirn eines göttlichen Hauptes schmücken darf.
Ich werde ihm keine Mächte schenken wenn er nicht bereit ist, sie freiwillig zu akzeptieren.
Freier Wille.
Aber ich bin mir sicher, er wird es schaffen.
So ist alles, was ich heute für ihn tue, seinen Vorrat an Heiltränken aufzufüllen und ein Geschenk wahrlich göttlicher Natur in seinen Taschen verschwinden zu lassen.
Er hat es verdient.
Wieder unterwegs
Schlafen in der unwirtlichen Umgebung einer Sandwüste ist etwas, woran ich mich lieber nicht gewöhnen möchte. Der Sand reibt in allen Poren, Staub liegt auf einem und trocknet Haut und Atemwege, die Hitze und die Trockenheit laugen den Körper aus.
Ob es an der Erschöpfung, der Gegend oder den erlebten Schrecken der letzten Tage liegt kann ich nicht sagen, aber sonderbare Träume begleiten mich seit einiger Zeit. Wenngleich mich die Bilder von Schlachtfeldern und Kriegsszenen erschrecken, so ist es der Krieger der mich ruhig schlafen lässt, der stets am Ende meiner Träume in funkelnder Rüstung als letzter auf dem Schlachtfeld steht.
Leuchtend, Zuversicht ausstrahlend und souverän. Vor allem aber unverletzt. Wie so oft in Träumen hat er kein Gesicht das ich erkennen kann und meistens sehe ich ihn nur von hinten.
Sonderbarer Weise erwache ich immer genau in dem Moment in dem er sich mir zuwendet. Der Traum wiederholt sich heute schon zum x-ten mal; er scheint mein Begleiter in dieser schweren Zeit zu werden.
Aber ich muss weiter - verweilen in der aufgehenden Sonne ist wohl nicht das richtige. Irgendwo muss der Weg der vor mir liegt hinführen - und schlussendlich ein Ziel haben.
Wasser ist Mangelware in dieser Gegend und ich bin froh, dass ich noch einen Rest des sonderbaren Trankes habe, der nicht nur Wunden heilt sondern auch den Durst länger löscht, als ich das von jedem anderen Getränk kenne.
Ich gehe also die ersten Schritte, aber irgendwas ist anders als es Gestern war bevor ich mich zur Ruhe legte.
Das Gewicht meines Rucksacks ist größer geworden - oder schwinden meine Kräfte?
Pause machend öffne ich meinen Beutel und muss ungläubig feststellen, dass sich ein wahres Füllhorn an Tränken darin befindet.
In dieser Wüstengegend ein mehr als willkommenes Geschenk.
Und was ist das?
Ganz unten im Beutel sehe ich ein schwaches Leuchten. Ein Glitzern unirdischer Natur für das ich keine Erklärung habe.
Ist das etwas bedrohliches? Etwas gefährliches?
Ich kippe den Beutel vorsichtig aus und betrachte argwöhnisch die kleine Kugel die mir vor die Füße rollt
Scheinbar geht keine Bedrohung von ihr aus. Trotz der feurigen Erscheinung ist sie nur wenig warm und wenngleich der darin schimmernde Totenkopf nicht gerade einen freundlichen Eindruck macht treibt mich die Neugier dazu, das kleine Schmuckstück genauer zu untersuchen.
Als ich danach greife durchfährt mich die Wärme der Kugel, mein Herz schlägt ruhiger, mein Atem langsamer und ich habe den Eindruck, das Gewicht meines Körpers und meiner Ausrüstung verringert sich.
Probeweise lege ich das schöne Stück wieder beiseite und die Welt normalisiert sich wieder.
Faszinierend.
Dieses Schmuckstück ist ein Geschenk der Götter!
Mein Gönner hat sich wohl wieder mal als Behüter betätigt und mit wachsendem Vertrauen setze ich den Weg fort ins Hathor-Becken. Ich hatte nicht erwartet, dass mir hier weniger Monster auflauern, es freut mich aber, dass ich vielen von ihnen aus dem Weg gehen kann. Töten, sag' ich mir immer wieder, ist keine Lösung und nur wenige Scharmützel finden statt auf dem Weg durch diesen Teil der Wüste.
Es dauert nicht so lange bis ich die Stadttore von Sais erreiche dessen Bauern von Krokodilmenschen eingeschüchtert und von ihren Feldern vertrieben wurden.
Krokodilmenschen?
Was denkt man sich auf dem Olymp als nächstes aus?
Die reptilienartigen Wesen können als Kaltblüter der Schneekugel nichts entgegnen und im Handumdrehen sind die Bauern wieder Herr der Lage.
Ein erstes mal finde ich echten Gefallen daran, wie sie mich als Helden feiern. In Sais selbst treffe ich dann auf Tuthi der mir vom Überfall eines Telkinen auf die örtlichen Tempel berichtet. Imhotep, den ich hier treffen sollte, ist nach Memphis geflohen und mein weiterer Weg somit festgelegt. Die Schriftrolle muss nach Memphis denn wenn Imhotep wirklich mit den Göttern in Kontakt treten kann ist noch nicht alle Hoffnung verloren.
Nicht zu weit weg von Sais erregt eine Ruine meine Neugier. Ein Tempel oder ein Grab das scheinbar noch nicht geplündert ist - oder nur teilweise.
Leuchtende Grabsteine stehen davor deren grünes Schimmern mich magisch anzieht. Kaum aber bin ich näher herangetreten erscheinen unter lautem Knochenrasseln drei Untote und gehen auf mich los. Obwohl sie keine wirklich gefährlichen Gegner zu sein scheinen entferne ich mich von dem Grabstein. Als die drei ihren Kampf verloren haben kommt die Neugier auf.
Waren das alle?
Ist der Stein so eine Art Tor in die Unterwelt?
Erneut nähere ich mich dem Stein und wieder tauchen drei Gestalten auf.
Nach dem Kampf beschließe ich, dieses Portal in Hades' Reich zu vernichten und zerstöre den Stein was mir den Weg in die Ruine freigibt.
In der Ruine, die offensichtlich doch ein Grab ist, stoße ich auf riesenhafte Würmer deren Gestank einen erwachsenen Mann in die Knie zwingt.
Wovon haben die gefressen, dass sie so riesig wurden?
In den Grabkammern finde ich einige sehr schöne Gegenstände - leider wieder vieles was mir nicht passt, mich erdrückt oder dessen Gebrauch meine Kräfte und Fähigkeiten übersteigt.
Außerdem treffe ich auf recht unangenehme Gegner.
Was passiert, wenn man einen Untoten töten will?
Bisher war ich der Meinung, Hades behält die Toten in der Unterwelt, meine eigene Reinkarnation straft den Gedanken aber Lüge.
Dieser Gegner hier ist offensichtlich schon tot und stirbt im Kampf gegen mich erneut um dann wieder vor mir zu stehen.
Erst als ich ihn in dieser feurigen Gestalt besiegt habe verschwindet er aus dieser Welt.
Hoffentlich für immer.
Diese Welt ist nicht groß genug für Lebende, Untote und getötete Untote.
Mir dreht sich der Kopf bei dem Gedanken.
Also nichts wie raus hier und Imhotep aufsuchen.
Die Reise von hier nach Memphis verläuft weitgehend unspektakulär bis sich vor den Toren der Stadt Dünenräuber, Hyänen und Geier gleich rudelweise auf mich stürzen. Ein Glück, dass mein Vorrat an Heiltränken scheinbar endlos ist.
Schon bei andern getöteten Feinden, aber auch in Kisten und Truhen habe ich merkwürdige Bruchstücke keramischer Art gefunden. Runde Teile, eckige Teile, alles offensichtlich Scherben die irgendwie zusammenpassen.
Bevor ich Memphis erreicht habe habe ich von diesen Teilen dutzende gesammelt. Ich spreche mit dem Mystiker in Memphis der mir erklärt, dass es Scherben mit magischen Kräften sind. Man benötigt aber alle Teile eines solchen Gegenstandes um ihn zusammenfügen zu können.
Der Mystiker findet außerdem Gefallen an der seltsamen Kugel und erklärt mir, dass diese wundervollen und extrem seltenen Artefakte einem Mann gottgleiche Kräfte und Fähigkeiten verleihen.
Sicher übertreibt er - aber ich habe schon den Eindruck, dass es mir besser geht und ich stärker bin seit ich das Schmuckstück besitze.
An der Karawane in Memphis gebe ich alles ab was mich belastet.
Vielleicht kann ich einiges davon später weiter verwenden, jetzt ist es nur Ballast in meinem Beutel.
Memphis! Naja -wohl eher "Men-Nefer"; streng genommen sogar "Nut men-nefer-Pepi-meri-Ra", die Stadt Pepis, vollkommen und ewig und von Ra geliebt. Umgeben von Bauten monumentaler Schönheit genieße ich die Ruhe die innerhalb der Stadtmauern herrscht und suche nach Imhotep.
All' das Töten und Chaos muss ein Ende finden.
Der gebrechliche alte Mann steht an einem der Stadttore und versinkt augenblicklich in das Studium der vergilbten Schriftrolle. In Gedanken murmelt er Worte einer Sprache die ich nicht kenne und tief in mir kämpfen zwei widersprüchliche Gedankengänge um die Vorherrschaft.
Einerseits bewundere ich Imhotep für sein Wissen und seine Zuversicht. Als ich ihn so betrachte stelle ich mir vor, dass dieser in sich zusammengesunkene alte Mann vielleicht ein Magier oder Priester ist, der die Macht der Zauberei bis zu einem Punkt beherrscht, der ihn direkt mit den Göttern sprechen lässt.
Gibt es diese Mächte also wirklich?
Wenn ja - was passiert wenn jemand sie erlangt um damit die Welt zu unterwerfen?
Meine Bewunderung kehrt sich in Unbehagen und mein erster Gedanke, dass niemand solche Kräfte haben dürfe kehrt zurück.
Imhotep sieht mir lange in die Augen. Sein Antlitz ist grau geworden und einiges der Hoffnung und Euphorie die noch vor kurzem darin schimmerte ist erloschen. Die Schriftrolle ist nicht der Schlüssel, sie enthält lediglich eine Anleitung.
Offenbar sind weitere magische Gegenstände notwendig, um die Zeremonie durchzuführen die Imhotep erwähnte. Seine Niedergeschlagenheit beruht darauf, dass er zwar die Gegenstände kennt, nicht aber den genauen
Ort an dem sie sich befinden.
Wenigstens kann er es eingrenzen und nennt mir die Sphinx in Gizeh und die Oase Fayun als Ziele an denen ich meine Suche beginnen kann.
Der Respekt den ich diesem großen Mann entgegenbringe hindert mich daran, seinen Befehlston als beleidigend zu empfinden. Ich habe all die Qualen dieser Reise auf mich genommen, habe mich bis hierher im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschlagen und er redet mit mir als wäre ich der Laufbursche. Mach dies, besorge das, und beeil' dich gefälligst damit.
Hier hat niemand ein "Bitte" oder gar ein "Danke" auf den Lippen.
Die Zeiten sind schwierig und die Situation ist angespannt - dahingestellt.
Selbst die einfachsten Bauern haben Worte der Dankbarkeit und der Bestätigung gefunden. Worte die mir so unendlich viel wertvoller scheinen als kostbare Rüstungen oder Gold.
Imhotep kennt nichts dergleichen.
Vielleicht lastet auch nur der Druck zu sehr auf ihm - schließlich hat er sich vorgenommen, diese Welt im Alleingang zu retten.
Naja - Alleingang wohl nicht. Trotz der umfassenden Magie über die er so offensichtlich verfügt braucht er für sein ehrerbietendes Vorhaben mich - einen einfachen Bauernburschen, der für ihn die Laufdienste erledigt und der Kopf und Kragen riskiert auf der Suche nach (er)-Lösung.
In diesem Gedanken liegt ungewollt ein stolzer Moment.
Der mächtige, ehrwürdige Imhotep braucht nicht Armeen, Helden, magische Gefährten oder Zauberei. Er braucht.... mich.
Das Hochgefühl das dieser Erkenntnis folgt hilft mir, mich auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren und die Stadttore von Men-nefer in Richtung Gizeh zu durchschreiten.
In Gizeh
Bereits von weitem kann ich die Spitzen der Pyramiden sehen deren goldenes Schimmern dem Wanderer schon aus weiter Ferne Ehrfurcht einflößt. Die Oberflächen aus weißem Marmor reflektieren wie Spiegel das Sonnenlicht und lassen die majestätischen Gebäude in herrlichem Glanz erstrahlen. Wie geblendet von diesem Glanz wandere ich über den heiligen Boden auf dem Jahrhunderte an diesen einmaligen Monumenten gebaut wurde. Ich erschauere bei dem Gedanken daran, wie selbstlos hier die Arbeiter für ihre Pharaonen diese wie Festungen anmutenden Grabstätten errichtet haben.
Leider hat der mysteriöse Krieg auch vor dieser heiligen Stätte nicht halt gemacht. Die Sphinx ist beschädigt worden, die Pyramiden aufgebrochen und entweiht, Tempelstätten geschändet und zerstört.
Je mehr ich Teil dieses Kampfes geworden bin, desto mehr treibt mich die Hoffnung, dass ich ihn irgendwann beenden kann und so stelle ich mich den übergroßen Insekten dieser Wüste ebenso wie den auch hier in großer Zahl umher laufenden Untoten.
Selbst die Skarabäen, eigentlich geschätzt als Zeichen der Schöpfungskraft, den Göttern Re und Chepre gewidmet scheinen sich gegen die Menschen zu richten.
Ich habe schon gehört, dass der seltsame Telkine Horden von Monstern und Insekten beschwören kann. Damit, das Symbol des Sonnengottes gegen die Menschen zu hetzen erschreckt er mich allerdings zutiefst.
Auch diese Wüstenbewohner scheinen für die Kälte der Eiskristalle besonders anfällig zu sein, meine Kugel tötet sie mit der gewohnten Zuverlässigkeit. Mehr Probleme machen die sonderbaren Sandgeister die wie aus dem Nichts auftauchen und oft hilft mir nur eine kurze Flucht um ihren Klauen zu entgehen. Alles in allem ist aber der Weg bis zur Sphinx schnell zurückgelegt und ich kann meine Suche nach dem Gegenstand fortsetzen, den Imhotep als "Hand der Gerechtigkeit" bezeichnet hat.
Aber wonach suche ich eigentlich?
Einer wirklichen Hand die vielleicht einst einem gerechten Richter Dienst tat?
Wohl kaum. eher erwarte ich, dass es ein Schwert ist, ein Säbel oder eine ähnliche Waffe mit der einst Urteile vom Henker vollstreckt wurden. Ich kann auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich um einen besonderen Zauberstab handelt.
Da alle Spekulation mich hier nicht weiterbringt setze ich den ersten Fuß ich den Eingang der sich zwischen den Pfoten der Sphinx auftut.
Natürlich muss es wieder ein dunkles Labyrinth sein.
Ich hasse Labyrinthe. Ich hasse dunkle Kammern.
Die mich umgebende Moderluft zeigt, dass hier eine Ewigkeit kein Mensch gegangen ist. Es ist stickig hier unten - und staubig. Einzig erfreulich daran ist, dass es in diesem unterirdischen Labyrinth weniger heiß ist als in der Wüste die hinter mir liegt.
Es macht den Eindruck, das die Luft in die der Gruft auch den Monstern nicht bekommt die es hierher verschlagen hat. Keiner der Gegner wird mir wirklich gefährlich.
Wie viele es bisher waren erschließt sich mir nicht - ich habe längst aufgehört zu zählen. Spätestens als mir klar wurde, dass ich vielleicht sogar immer die gleichen Gegner töte habe ich es aufgegeben.
Vielleicht ist die Armee der Monster gar nicht so riesig wie ich glaubte?
Ich halte kurz inne und gehe dem Gedanken nach.
Die grün leuchtenden Skelette die aus den Orbs kamen die ich für Portale in die Unterwelt hielt - waren das wirklich immer
andere?
Vielleicht gibt es in jedem dieser Orbs nur diese drei und irgend eine schwarze Magie lässt sie zurückkehren wenn man sie vernichtet glaubt?
Für die Skelette und die Untoten gilt das gleiche...
Sind das alles unterschiedliche, gequälte Seelen?
Oder erlaubt Hades immer den gleichen, wenigen, die Rückkehr in "meine" Welt?
Aber so oder so - was würde es ändern, wenn immer da wo ich gerade bin, die Monster auch sind?
Unvorbereitet trifft mich ein schrecklicher Gedanke:
Wenn die Monster dort sind wo ich bin - sind sie dann NUR dort?
Sind sie möglicher Weise gar nicht überall sondern nur in meiner Nähe?
Nein....
Den Telkinen den ich in Griechenland getötet habe musste ich jagen und verfolgen. Er beschwor die Heerscharen der Monster die sich mir in den Weg stellten - es gibt sie also überall in seinen Fussstapfen. Denen bin ich aber gefolgt - die Monster sind also wirklich überall.
Wenig beruhigend.
Am Ende des Labyrinthes finde ich eine portalartige Tür die sich mühelos öffnen lässt. In der großen Halle dahinter sitzen riesige Figuren an der Wand.
Zu meinem Entsetzen sehe ich außerdem das unheilige Schimmern von Orbs. Vier Stück an der Zahl.
Leicht zu ersehen, dass man es hier mit mindestens 12 Gegnern zu tun hat wenn man nicht aufpasst also beschwöre ich zunächst die Harpyien und konzentriere mich darauf, den ersten Orb aus der Ferne zu vernichten.
Als das magische Stück zerspringt wird ein astral anmutendes Wesen freigesetzt dass sich nicht am Kampf beteiligt sondern sich umgehend der nächsten der riesigen Figuren nähert.
Wie in einen Anzug schlüpft es in den massiven Stein und augenblicklich erwacht die Figur, nun von dem sonderbaren Wesen beseelt, zum Leben.
Der nachfolgende Kampf ist trotz der Unterstützung meiner gefiederten Helfer kein leichter und erst nach langem hin und her zerspringt der steinerne Wächter in tausend Stücke.
Mit den verbleibenden Orbs ist es das gleiche.
Völlig außer Atem sehe ich nach langem und hartem Kampf auf das Schlachtfeld um mich herum und kann nicht anders als mich als echten Wüterich einzustufen.
Steinbrocken der Figuren umgeben mich, Kristallfragmente aus den Orbs, Knochen und Bandagenfetzen der mumienartigen Gestalten die sich am Kampf beteiligt haben sowie die sterblichen Überreste meiner beiden Harpyien.
So sehr es mich erfreut, diese zur Unterstützung rufen zu können, so sehr schmerzt es mich, dass ich ihnen kein dauerndes Leben schenken kann.
Sie sind trotz ihrer magischen Kräfte und der Mischung aus Frauenkörper und Greifvogel voller Anmut in ihren Bewegungen. Dabei sind sie feurige Kämpfer; unerschrocken, wagemutig und von erschreckender Aggressivität.
Vielleicht können sie deshalb alles geben, weil sie wissen wie kurz ihr Leben ist?
Trotzdem stimmt mich ihr Ende jedes mal traurig.
Erst jetzt sehe ich, dass sich die Tür in eine bisher unsichtbare Kammer geöffnet hat in der vor einer wunderschönen kleineren, goldenen Sphinx wie von unsichtbarer Hand gehalten ein Stab in der Luft zu schweben scheint.
Die Hand der Gerechtigkeit - das muss sie sein.
Der Stab ist von unglaublicher handwerklicher Qualität und wenngleich ich kein Magier bin ist es mir, als sei dieser Gegenstand die Manifestation der Magie selbst.
Er scheint aus Gold zu sein und ist mit prächtigen Juwelen verziert, gekrönt von einem Schlangenkopf mit Augen aus Brillanten.
Trotzdem scheint er ohne Gewicht zu sein.
Ich stecke ihn zu meinen Sachen, froh, diesen Teil der Aufgabe bewältigt zu haben.
In der Dunkelheit des Labyrinthes das hinter mir liegt ist mir etwas in die Hände gefallen das ich bisher nirgendwo fand.
Ein Umschlag mit einem Siegel. Eine Art Papyrus aber nicht von der Art wie sie die Händler verkaufen. Es scheint ein Rezept zu sein oder eine Anleitung aber ich kann nur sehen, dass einige der Hieroglyphen Ähnlichkeit mit verschiedenen der Scherben aufweisen die ich gefunden habe.
Ich kehre nach Memphis zurück - vielleicht weiß Imhotep Rat .
Imhotep kann mir leider nicht helfen aber er vermutet, dass es der örtliche Magier kann. Den finde ich am anderen Ende der Stadt und seine Aufregung wegen des Papiers ist offensichtlich.
Wie ein kleiner Junge sich über ein Geschenk freut, so sehr verzückt ihn das Papier. Er fragt mich, ob ich die Inhaltsstoffe des Rezeptes habe und erklärt mir, dass er aus diesen Teilen mit Hilfe des Papyrus' ein Artefakt für mich schmieden könnte das dem ähnlich sei, dass ich bereits besitze.
Es gäbe mir aber andere Fähigkeiten und wäre sicher auf meinem Wege ein hilfreiches Schmuckstück.
Am Glitzern in den Augen des Magiers erkenne ich, dass die Sache einen Haken haben muss. Irgendwas ist mir hier nicht geheuer und mich trifft fast der Schlag als der Halunke mir mitteilt, dass er für seine "Dienstleistung" einen Betrag an Goldstücken haben möchte, bei dem mir schwindelig wird.
75000 Goldstücke verlangt der Halsabschneider.
Der Gedanke daran, dass diese Forderung absurd ist rückt in den Hintergrund.
Wenn ich alles so viel hätte wie Geld....
Auf meiner Suche bin ich nebenbei reich geworden. Das Gold erschlagener Feinde und der rege Handel mit Waffen,Rüstungen sowie den Gegenständen die mir nicht nützlich waren hat meine Taschen nur zu üppig gefüllt.
Wäre der Krieg hier zu Ende wäre ich ein reicher Mann.
Also bekommt der Halsabschneider sein Geld und zieht sich in den Hintergrund seiner Behausung zurück. Ich höre ihn unverständliches Zeugs murmeln, dann das Geräusch von brechender Keramik und gehämmer. Es klingt wirklich fast wie beim Schmied bevor ein leises beinahe säuselndes Sirren den Raum erfüllt das abrupt endet.
Der Zauberer kommt wieder zu mir, sichtlich erschöpft, und überreicht mir eine Kugel die meiner eigenen wirklich ähnelt; in ihrem Innern aber schimmert das bläuliche Himmelsfeuer:
Ich bin angenehm überrascht und ein wenig stolz auf die neue Errungenschaft. Vielleicht ist Magie, in den Händen der richtigen Leute, doch etwas, das in der Lage ist, Gutes zu tun.
In mir wächst ein erster ernsthafter Zweifel was meine Überzeugung angeht. Vielleicht sollte ich doch.....
Nein - noch nicht.
Noch nicht?
War das nicht einst ein klares "Niemals" ?
So weit ist es inzwischen mit meinem Zweifel also wirklich.
Im Schutz der Thebener Stadtmauern lege ich mich für heute zur Ruhe.
Genug Abenteuer für einen Tag.
Ich muss meine Kräfte sammeln für meine Aufgabe in Fayun.
Und wieder erwische ich mich dabei, dass ich der Stimme nachgeben könnte und ich viel - sehr viel - mehr Kraft zum sammeln hätte wenn ich....
Nein.
Noch nicht....
Am nächsten Tag
Gut erholt erwache ich, stärke mich mit dem Zaubergebräu, wasche am Brunnen den Staub der letzten Tage von meinem Gesicht und mache mich auf nach Fayun.
Der Weg führt mich wieder durch die Wüste der Hochplateaus von Gizeh. Mir kommt anscheinend der Kampf der letzten Tage zu Gute; kein übergroßes Insekt, kein Skelett, kein Sanddämon und kein Untoter, der sich heuer mit mir anlegen will. Es macht fast den Eindruck als agierten diese wilden Kreaturen nur auf einem ihnen zugewiesenen Gebiet.
Dabei verwundert mich, dass ihre Anführer nicht für Nachschub sorgen.
Wenn diese Geschöpfe bestimmte Passagen bewachen weil sie von strategischer Bedeutung sind würde man erwarten, dass die Anführer hier für sichere Versorgungslinien sorgen würden. Scheinbar ist Strategie nicht die starke Seite derer, die diesen Krieg angezettelt haben.
Muss es vielleicht gar nicht sein - die zahlenmäßige Überlegenheit macht sie vielleicht glauben, es mit brachialer Gewalt zu schaffen.
Was immer sie auch vorhaben.
Wie so oft geht mir die Frage nach der Logik durch den Kopf.
Warum die Herrschaft über eine Welt anstreben, die man dafür ausrotten muss?
Über was soll man dann herrschen?
Wer soll einem dienen?
Wer hat einen Nutzen davon, eine zerstörte Welt ohne Bewohner zu regieren?
Das Nachdenken lässt mich ein wenig die Strapazen der Reise vergessen was leider auch dazu führt, dass meine Aufmerksamkeit und Wachsamkeit nachlässt. Seit so langem habe ich kein Monster mehr gesehen, dass mich die kleine Gruppe an Aasgeiern am Ausgang einer Höhle die ich durchquert habe überrascht. Im Schreck mache ich zunächst einen Rückzug der mir die Zeit verschafft, am Heiltrank zu nippen bevor ich Eis in die Richtung der fliegenden Angreifer werfe.
Wie schon zuvor stellen die übergroßen Vögel nicht wirklich eine Bedrohung dar und ich kann meinen Weg fortsetzen, bereichert um eine weitere Scherbe auf der Stück einer Feder zu erkennen ist.
In der Oase Fayun angekommen erzählen mir die wenigen Bewohner, dass ihr Leben sogar hier in der Wüste seit dem Eintreffen der Monster noch schwerer geworden ist. Schakal- und Rattenmenschen plündern die Gegend, der Nachschub an Lebensmitteln ist dürftig weil die Karawanen immer häufiger von Dünenräubern überfallen werden die leider nicht darauf aus sind, Gefangene zu machen.
Ein Händler erzählt mir, dass er selber nur knapp mit dem Leben davongekommen ist, dafür aber sein gesamtes Vermögen an die Banditen verloren hat. Trotzdem - er ist am Leben und weiß darin das Glück im Unglück zu erkennen. Er ist nicht erpicht darauf, seine Waren zurück zu erobern, macht aber ebenso deutlich, dass er keine Tränen vergießen würde wenn jemand die Banditen ins Reich der Toten sendet.
Ein Geschichtenerzähler berichtet mir von einem Wächter der einen Gegenstand bewacht, der nach seiner Beschreibung wohl das gesuchte Auge des Chaos sein könnte.
Seine Beschreibung lässt allerdings keinen Zweifel daran aufkommen, dass dieser Wächter seine Aufgabe verdammt ernst nimmt.
Der Legende nach ist es ein Skorpion mit übermenschlichen Kräften, ausgestattet mit einem Giftstachel vor dem man sich in Acht nehmen muss und der Fähigkeit, Armeen von Vasallen zu seiner Hilfe herbeizurufen.
Und noch etwas soll es in der Nähe geben.
Eine Frau in Memphis erzählte mir von einem Wächter aus alten Zeiten.
Eine Art Beschützer den ihr Bruder anflehen wollte, dem Kampf gegen die Monster beizutreten und in und um die Stadt für die Ruhe zu sorgen, die es hier einst gab. Die Frau war sich aber nicht sicher ob der Wächter real ist oder einer Legende entsprang. Sicher ist aber, dass ihr Bruder nicht zurückgekehrt ist. Der Geschichtenerzähler weiß auch von den Katakomben zu berichten in denen der Wächter schläft und darauf wartet, für einen edlen Zweck geweckt zu werden.
Die Güter der Karawane sind sicher nicht kriegsentscheidend.
Ob sich der Wächter als hilfreich erweist?
Ich lege meine Prioritäten fest und versuche zuerst, den Wächter zu finden.
Die Chancen stehen zwar gut, dass auch das nur ein weiteres Monster ist, das Risiko muss ich aber eingehen weil es ebenso möglich ist, dass sich der Wächter als Verbündeter herausstellt.
Danach steht das Auge des Chaos auf meiner Liste. Wenn ich zufällig auf die Karawanenplünderer stoße gehe ich denen sicher nicht aus dem Weg.
Die Katakomben des Wächters liegen, so berichtet der Geschichtenerzähler, östlich auf dem Hochplateau von Gizeh, am Fuße einer kleinen Gebirgskette.
Damit hatte ich nicht gerechnet - ich muss zurück nach Gizeh um den Wächter zu finden. Sehr ärgerlich, denn das hätte ich auch auf dem Weg hierher erledigen können. Scheint so, als hätte ich die besagte Höhle übersehen als ich das erste mal bei den Pyramiden war.
Ein halber Tagesmarsch....
Trotzdem entscheide ich mich dafür, den Umweg als erstes in Kauf zu nehmen. Die Hoffnung, so sagt man, stirbt zuletzt und wenn der Wächter wirklich helfen könnte käme mir seine Unterstützung schon entgegen.
Zurück in Gizeh finde ich mit der Beschreibung die ich erhielt die Höhle ohne große Sucherei. Wieder ein dunkles, muffiges Labyrinth mit abgestandener Luft darin die das Atmen erschwert. Auch hier laufen Würmer, Skelette und Untote herum die das Vorankommen bremsen.
Scheinbar ist die Höhle früher auch als Grab oder religiöse Stätte verwendet worden. Truhen mit Gold und anderen Schätzen säumen die dunklen Wege bis an das Ende der Gänge an dem ich Tatharis Bruder Unas finde.
Erschöpft und zittrig steht er vor einer verschlossenen Tür. Unter Tränen berichtet er mir, dass der Wächter von genau den Mächten korrumpiert wurde, die ich gerade bekämpfe. Statt helfen zu können greift der Wächter nun Menschen an.
Enttäuschung macht sich breit. Mehr Gefecht - nicht mehr Hilfe erwartet mich auf der anderen Seite der schweren Steintür und mit einem Seufzer mache ich mich auf, den Wächter zu bekämpfen.
Wie sich herausstellt ist der Wächter ein ernst zu nehmender Gegner. Schnell, kräftig und gefährlich. Trotz der zuverlässigen Wirkung des Heiltrankes sehe ich mich zu vielen Ausweichmanövern gezwungen bevor der Wächter zu Boden geht.
Schweissnass von der Anstrengung sehe ich mich in der Katakombe um. Truhen königlicher Herkunft stehen an den Wänden und wie schon so oft zuvor komme ich mir wie ein Grabräuber vor als deren Inhalte inspiziere.
Weil der Stauraum der Karawanenführer bezahlt werden muss sammle ich Gold und kostbar anmutende Gegenstände ein bis meine Taschen beinahe platzen und trete dann die Weiterreise an.
Von seiner sicheren Position vor der geschlossenen Tür hat Unas den Kampf beobachtet.
Weniger "beobachtet" als wohl eher "belauscht" denn er war schnell damit zur Hand, die Tür hinter mir zu verschließen.
Ich bin mir nicht sicher was bei ihm überwiegt; die Trauer um den Verlust des Wächters als Gehilfe gegen das Böse, oder die Erleichterung darüber, dass das Monster in das sich der Wächter verwandelt hat besiegt ist.
Erst jetzt geht im das Licht auf, dass seine Schwester krank vor Sorgen und Kummer in Memphis auf ihn wartet. Da nun aber keine Monster mehr auf seinem Rückweg auf ihn warten überlasse ich ihm seinen Schicksal und kehre nach Fayun zurück - ohne hilfreiche Unterstützung und wieder auf mich allein gestellt.
In der von hohen Mauern umgebenen Oase herrscht zwar eine gedrückte Stimmung, dennoch lädt sie zum erholen ein. Frisches Wasser ist hier im Überfluss vorhanden und die Mauern mit ihren schweren Toren schützen die Bewohner vor den Angriffen der Monster. Einer sagte mir sogar, dass man hier wohl genau so lange überleben wird wie die Mauern stehen.
Diese Art der sachlich nüchternen Betrachtung lässt mir eine Gänsehaut den Rücken entlanglaufen denn die in der Erzählung steckende Resignation zeigt genau, wie sehr die Menschen hier unter dem Krieg leiden.
Kann mein Tun dazu beitragen, dass sich die Situation verbessert?
Ich werde das nicht herausfinden indem ich hier die Füße hochlege und Imhotep wartet sicher schon sehnsüchtig auf die beiden Gegenstände von denen erst einer in meinem Rucksack steckt.
Ich kehre Fayun den Rücken zu und wandere in die mir genannte Richtung, hin zum Tempel des Atum in dem Nehebkau der Skorpionkönig das Hindernis ist auf der Suche nach dem Auge des Chaos.
Bereits der Eingang zum Tempel ist schwer bewacht und ich kann mir nur die Örtlichkeit zu Nutze machen.
Aus einiger Entfernung lasse ich Eis auf die Gardesoldaten Nehebkaus fallen. Augenblicklich laufen sie auf mich zu, müssen aber dabei durch den Hohlweg durch den der Tempeleingang zu erreichen ist. Hier haben sie wenig Platz zum kämpfen und einer nach dem anderen fällt dem Eins zum Opfer das die Kugel ihnen antut.
Mich rührt ihr Tod nicht und ich stelle fest, dass ich inzwischen ebenso eiskalt handle wie es die todbringende Waffe ist derer ich mich bediene.
Eine lange steinerne Brücke führt in den Tempel des Atum an deren Ende ein solides eisernes Gittertor den inneren Tempelbereich vor Zutritt schützt.
Vielleicht schützt diese Tür aber auch die Welt davor, dass Nehebkau hier raus kommt?
Aus der Ferne und im Schutz des Tores beobachte ich den riesenhaften schwarzen Skorpion der gemächlich vor etwas auf und ab geht, das wie ein Thron aussieht. es könnte auch ein Altar sein.
Darüber schwebt eine gelb leuchtende Kugel und von hier aus kann ich nicht sagen ob ihre Oberfläche glatt ist oder eine Struktur aufweist. Ähnlich die schon die Hand der Gerechtigkeit in der Sphinx scheint die Kugel schwerelos über dem Altar in der Luft zu tanzen.
Ich gehe in Gedanken noch einmal die Legenden durch die mir erzählt wurden.
Schnell, giftig, kräftig, gut gepanzert und in der Lage, Vasallen zu beschwören ist der Skoprionkönig ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf und ich sehe schon die nächste Reinkarnation auf mich zukommen.
Sei 's drum.
Ich öffne das Tor und beschwöre im gleichen Augenblick zwei Harpyien denn deren Hilfe wird hier ganz gewiss notwendig sein.
Kaum durch das Tor hindurch getreten stürmt der Skorpion mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu und sofort erkenne ich, dass ich einen wirklich gefährlichen Gegner vor mir habe.
Noch im laufen höre ich ihn Worte murmeln die wohl ein Zauberspruch sind. Um mich herum wird die Luft zu einem grünen Nebel dessen Gestank in Nase und Augen brennt.
Mir wird augenblicklich schlecht und nur mit Mühe kann ich der giftigen Wolke entkommen währen Nehebkau bereits eine kleine Armee von Helfern beschworen hat die meine Harpyien vollständig in Anspruch nehmen.
Die Eiskugel heftiger schleudernd als sonst gelingt es mir, einige der Vasallen mit einem Eisregen zu töten was einer der Harpyien erlaubt, mir im Kampf gegen den übergroßen Gliederfüßler beizustehen.
Nur mit Mühe gelingt es mir, den massiven Scheren des Spinnentieres auszuweichen und schnell genug von ihm wegzukommen um sowohl seinem Stachel als auch den wiederholten Giftangriffen zu entgehen.
Wie schon bei dem Minotaurus besteht meine Taktik darin, wegzulaufen und in einer kurzen Pause dem Skorpion eine Gabe Frost zu verabreichen.
Dem Wüstenbewohner scheint das Eis schwer zu schaffen zu machen, trotzdem ist seine Panzerung - sehr zu meinem Ärger - ein guter Schutz.
Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie die Harpyie einem gezielten Stich des riesigen Stachels zum Opfer fällt und ich sehe mich nach der zweiten fliegenden Unterstützung um.
Diese ist in den Kampf gegen die Vasallen verstrickt die meinen Angriff überlebt haben und sie sieht schon sehr angeschlagen aus.
Ihre Flügel sind an vielen Stellen eingerissen, Einige ihrer Klauen sind in den Panzern der Skorpione abgebrochen, ihr Körper blutet aus etlichen Wunden. Erstaunlich, dass sie noch immer fliegen und Gewitter aus Eis und Sturm um ihre Gegner zaubern kann.
Das Zittern des Bodens an meinen Füßen, hervorgerufen vom Stampfen meines eigenen Nemesis, ruft mich in die Gegenwart zurück. Wieder rennen um seinen Angriffen zu entgehen.
Mir geht so langsam die Luft aus.
Im Hintergrund nehme ich den erstickenden Schrei der Harpyie wahr als sie ihren Angreifern unterliegt und tödlich getroffen wie ein Stein vom Himmel fällt.
Jetzt heißt es, noch mehr Gegner gegen mich und noch vorsichtiger und aufmerksamer sein.
Der ebenfalls bereits angeschlagene Nehebkau beschwört eine neue Armee herauf die sich nun ausschließlich mir widmet. Mir fiel auf, dass er das nur tut, wenn alle seine Soldaten getötet sind. Also lasse ich einen von ihnen am Leben und die Rechnung geht auf. Statt immer den König und neue Soldaten bekämpfen zu müssen habe ich so nur einen weiteren Soldaten zu fürchten. Scheinbar hat auch die Magie ihre Grenzen.
Wo liegen wohl die meinen?
Erneut murmle ich die Worte mit denen ich die Harpyien beschwöre und zu meiner Freude gelingt es erneut.
Eis, Sturm und Blitze schlagen augenblicklich über dem Kopf des Skorpionkönigs zusammen und er wendet sich von mir ab und den Harpyien zu.
Schlag um Schlag kann ich nun Eis in seine Richtung werfen und das bedrohliche atmosphärische Spiel der Harpyien unterstützt meine Bemühungen bis der massige Arachnoid mit lautem Krachen auf dem Boden des Tempels aufschlägt.
Keine Regung mehr.
Kein Zucken der mächtigen Scheren.
Die Vasallen fort; mir scheint sie zerfielen als der Körper des Meisters und mit ihm die darin verborgene Magie starb.
Gemeinsam mit den beiden fliegenden Schönheiten gehe ich zum Altar und werfe einen Blick auf das Auge des Chaos.
Endlich habe ich beide Gegenstände - Imhotep wird erfreut sein.
Wenn seine Zeremonie Erfolg hat hört der Krieg vielleicht früher auf als ich gedacht habe.
Trotzdem kann ich mich des Gedanken nicht entziehen, dass sich die Geschichte anders entwickeln könnte.
Mit den Göttern reden?
In welcher Sprache?
Hören Sie uns überhaupt?
Und wenn - hören sie auch zu?
Wenn sie doch allwissend und allgegenwärtig sind - warum braucht man dann eine spezielle Zeremonie um mit ihnen zu reden?
Sollten sie uns nicht immer und überall hören können?
Wollen sie nicht helfen?
Oder können sie vielleicht nicht?
Ist ihre Allmacht nicht so umfassend, wie es uns die Mystiker immer erzählen?
Ich weiß es nicht und ich vermute, niemand weiß es wirklich.
Darum heißt es ja wohl auch "Glaube" und mir bleibt wenig anderes übrig als an Imhoteps Vorhaben zu glauben oder mich an den Krieg zu gewöhnen.
Da ich letzteres auf keinen Fall akzeptieren kann setze ich auf den weisen alten Mann und begebe mich nach zurück nach Men-ne-fer.
Sollte seine Zauberei gelingen kann es nur hilfreich sein.
Wenn es sich als Spuk oder Humbug herausstellt oder eben nicht funktioniert, habe ich wenigstens alles getan was in meiner Macht stand.
Wir werden es erleben. Der mächtige weise Imhotep - und ich, der einfache Bauernjunge.
Für meinen Weg zurück nach Men-ne-fer nutze ich wieder eines der sonderbaren Portale die mir schon so oft dienlich waren, seit ich meinen Kampf begonnen habe.
Mir ist nicht klar wer diese Portale gebaut hat und welcher göttlichen Kraft sie ihre Macht verdanken, mich so schnell von einem Punkt zum anderen zu bringen.
Nachdem ich verstanden hatte wie sie funktionieren waren sie nur ein weiteres magisches Werkzeug dessen ich mich bedienen kann.
Bei Imhotep angekommen überreiche ich ihm die beiden Artefakte die er zunächst eingehend studiert um sie dann auf einem kleinen Altar niederzulegen.
Etwas geisterhaftes ist der Situation inne als er leise murmelnd eine Zauberformel aufsagt deren wahre Bedeutung sich mir nicht erschließt.
Die Artefakte, der Altar und die Luft darum herum beginnen zu vibrieren und für den Bruchteil eines Augenblickes habe ich den Eindruck, als müsse im nächsten Moment Zeus selber erscheinen um mit Imhotep zu beraten, wie man der Lage wieder Herr wird.
Einen Augenaufschlag später ist die Magie des Augenblicks erloschen, das Vibrieren verebbt und ein um Jahre gealterter Imhotep steht ungläubig den Kopf schüttelnd vor dem verstummten Altar.
Kein Gott, der sich helfend auf unsere Seite stellt.
Kein Ra, kein Zeus, kein Jupiter der den Menschen beistehen würde.
Meine Befürchtungen erfüllen sich – alle auf einen Schlag.
Der Krieg wird weitergehen wenn niemand Einhalt gebietet.
Wer aber außer mir hat bisher versucht dies zu tun?
An wen außer mich haben sich die Menschen gewendet?
Es schmerzt mich, dass ich Imhotep und meinem Schützling nicht sagen kann, warum das alles geschieht.
Wie gerne hätte ich beiden erklärt, dass diese Prüfung nur ohne göttliche Hilfe bestanden wird.
Wie sehr wünsche ich mir, dem tapferen Kämpfer zu sagen, wie stolz ich auf ihn bin, dass er es so weit gebracht hat – wenngleich mir sein Starrsinn, sich der in ihm wohnenden Kräfte zu verschließen ebenso beeindruckt wie ängstigt.
Beide werden an ihrem Glauben und an den Göttern selber zweifeln – auch an mir.
Trotzdem müssen Sie lernen, ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Es gestalten, wie der Schmied das rohe Eisen.
Erst wenn sie das verstanden und bewältigt haben kann die Menschheit erkennen, dass der in ihr versteckte göttliche Funken die Flamme entzünden kann, die ihr das Licht gibt, auch die dunkelste Zeit zu überstehen. Erst dann wird die Menschheit ihre wahre Natur erkennen.
Habt Geduld.
Und wenn ihr den Glauben an die Götter verliert, dann nur zu dem Zweck, den Glauben an euch selbst zu stärken.
Ganz sicher könnt ihr eine Zukunft ohne uns schaffen – ihr seid bereit dafür.
Ich weiß es.
Eine Sache bleibt mir, die ich tun kann.
Ich kann Imhotep wissen lassen, was der nächste Schritt meines auserwählten Helds sein sollte.
Ein wenig macht sich die Leere der Verzweiflung in mir breit wie die Schatten der einkehrenden Nacht. Ich kann deutlich die Enttäuschung und Erschöpfung auf Imhoteps Gesicht ablesen als sich ein Hoffnungsstrahl in seiner dunklen Miene zu bilden scheint.
Wie von einer Erleuchtung getroffen strahlt es plötzlich in seinen Augen und mir ist nicht klar woher seine Gewissheit kommt als er mir sagt, dass wir der Lösung zu unserem Problem im Tal der Könige näherkommen könnten. Genau genommen im Grab des Ramses.
Wieder eine Aufgabe, wieder gegen den Telkinen antreten.
Sonderbarer Weise ängstigt mich diesmal der Gedanke viel weniger.
Habe ich nicht bereits in Griechenland den Telkinen besiegt?
Warum sollte es hier anders sein?
Der Gedanke schiebt die Zweifel der letzten Stunden beiseite und schafft Raum für neues Selbstbewusstsein das ich auch dringend brauche. Wenn ich hinter mich blicke kann ich erkennen, dass die Gefahren und Herausforderungen immer größer wurden je näher ich dem Meister der Monsterarmee gekommen bin. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, dass noch größere Monster, mehr Ungeheuer und gefährlichere Gegner auf mich warten.
Ich verdränge den Gedanken; er ist mir bei meiner Reise den oberen Nil hinauf sowieso nur hinderlich.
Den Nil entlang zu wandern, auch wenn es wegen der Kämpfe gegen die allgegenwärtigen Monster kein Spaziergang ist, hat wenigstens den Vorteil, dass die Fluten des mächtigen Stromes eine viel angenehmere Umgebung schaffen als es die trockene Wüste ist. Die feuchte Luft in Ufernähe belebt die Sinne und führt dazu dass man weniger erschöpft die Reise fortsetzen kann. Die wenigen Kämpfe die ich ausfechten muss gewinne ich Dank der magischen Waffe aber immer häufiger versuche ich, dem Kampfgeschehen durch vorsichtige Wahl meines Pfades zu umgehen und die Gegner zu vermeiden.
Im Tempel des Seti, einer gut befestigten Anlage in der es keine Monster und keine Gefahren gibt lege ich mich, von der weiten Wanderung erschöpft, erst mal zur Ruhe, verkaufe beim Händler mal wieder Rüstungen und Gegenstände und verstaue beim Karawanentreiber noch ein paar Dinge, die ich vielleicht später noch brauchen kann.
Erfrischt und ausgeschlafen setze ich am folgenden Tag meine Weg fort ins Tal der Könige, weg vom Nil, weg von den schützenden Mauern der Tempelanlage und wieder hin in eine trostlose, trockene Wüste.
Im Tal der Könige
Nach einem, wegen des Untergrundes und der Hitze sehr beschwerlichen, Weg erreiche ich den Eingang ins Tal der Könige und finde hoch erfreut noch einmal die Gelegenheit, meinen Durst an einem Brunnen zu stillen bevor ich mich auf die Suche nach der Grabkammer des Ramses mache.
Dutzende von gottgleichen Königen liegen in dieser unwirtlichen Gegend begraben und mit ihnen Schätze von solch unvorstellbar hohem Wert, dass Grabräuber davon angezogen werden wie die Motte vom Licht.
Das Areal ist riesig - und nicht kartographiert. Die alten Ägypter wollten schließlich nicht, dass es die Grabräuber zu einfach haben weshalb nur die Baumeister selber wussten, wo wessen Grab zu finden ist. Viele der Baumeister wurden mit dem König begraben damit nach der Schließung des Grabes niemand erzählen konnte, wo es sich befindet.
Und da stehe ich nun, auf der Suche nach der Ruhestätte längst verstorbener Herrscher. Ich fühle mich selber ein bisschen wie ein Grabräuber als ich die Stufen zu einer ersten Ruhestätte hinabsteige.
Die erste die ich finde ist zwar nicht die von Ramses, sie fasziniert mich aber so sehr, dass ich sie so weit erforsche wie es geht wobei ich auf schattenhafte Monster, glühende Feuerzwerge und überlebensgroße Steinfiguren treffe die es genau so auf mich abgesehen haben wie ihre noch größeren Verwandten in der großen Sphinx.
Trotz der Faszination die von diesem Ort ausgeht – es bringt mich in meinem Bestreben den Krieg zu beenden nicht weiter, hier zu verweilen. Also kehre ich aus dem Grab zurück ans Tageslicht um endlich das richtige Grab zu finden – die Ruhestätte von Ramses.
Das Tal der Könige ist im weitesten Sinne nichts anderes als ein riesiges Labyrinth mit verschiedenen Eingängen und Ausgängen. Ein einziger davon ist es, der mich weiterbringen kann aber alle sind sie von Geschöpfen bewacht, die der Telkine beschworen haben muss um mich daran zu hindern, ihn zu finden.
Um die Chancen meiner Suche zu verbessern laufe ich am Fuße der Gebirgskette entlang die das Tal formt um sicher zu sein, dass mir kein Eingang entgeht und nach Stunden des Wanderns ist mir der Erfolg beschert, dass ich am Grab des Ramses stehe.
In großen Hieroglyphen steht der Name des Herrschers in den Stein gemeißelt, der den Eingang zur Ruhestätte überragt. Imhotep hatte zwar nicht den genauen Ort gewusst an dem das Grab zu finden sei, hatte aber die Weitsicht besessen, mir die Form der Glyphen zu skizzieren die den Namen „Ramses“ beschreiben.
Auch in diesem Grab herrschen die Monster. Lebende Skelette von Menschen und Vierbeinern stellen sich mir genau so in den Weg wie Schattenwesen und Steinfiguren und so manches mal verdanke ich das Überleben nur der Tatsache, dass der magische Trank aus meinem Vorrat meine Wunden im Handumdrehen heilt. Auch Orbs die mehr und mehr Geisterwesen hervorbringen finde und zerstöre ich und auch wenn es mich weiter in die Nähe der Grabräuberei bringt öffne ich neben verschiedenen Truhen auch ein paar kleinere Sarkophage in der Suche nach Gegenständen die sich als hilfreich erweisen könnten. Leider mit nur mäßigem Erfolg.
Am Ende der Gewölbe stehe ich vor einer Tür deren Gestaltung ein wahrhaft meisterliches Zeugnis altägyptischer Handwerkskunst ist. Wie von Geisterhand bewegt öffnet sie sich vor mir als ich mich ihr nähere und gibt den Blick frei auf einen furchterregenden Gegner – den Telkinen Aktaios.
Schon beinahe reflexartig beschwöre ich die Harpyien bevor ich weiter in die düstere Kammer trete um mich der Schlacht zu stellen die so offenbar unausweichlich ist.
Abgelenkt von meinen fliegenden Helden gelingt es mir, mehrere Salven Eises auf den Gegner niederprasseln zu lassen und ich kann bereits sehen, dass ihm die dabei freigesetzte Kälte nicht gut bekommt.
Trotzdem gelingt es dem Kobold sehr bald, eine der Vogelfrauen zu vernichten und sich der anderen zuzuwenden. Mit einer schwingenden Handbewegung wendet er sich ihr zu und ich traue meinen Augen nicht, als plötzlich nicht nur ein sondern gleich drei Kreaturen seiner Art die Katakomben durchwandern.
Wie hat er das nur wieder gemacht?
Ist „er“ nun zu dritt?
Sind die beiden anderen real?
Sind sie Trugbilder?
Wenn dem so ist – welches ist dann der Echte und welcher ist Illusion?
Ich beschließe, den zum Ziel zu wählen den auch die Harpyie in der Kreisel ihrer Winde gesetzt hat und werfe eine Eissalve nach der anderen in seine Richtung und die Idee scheint die richtige gewesen zu sein. Der Schatten zerfällt und ich habe nun nur noch die Wahl zwischen zwei Gegnern als ich sehe, wie beide gleichzeitig auf meine fliegende Unterstützung losgehen.
Gegen zwei dieser Angreifer hat sie trotz ihrer magischen Kräfte keine Aussicht auf Erfolg also lasse ich ihr alle Hilfe zukommen derer ich mächtig bin, muss aber zusehen wie ihre Kräfte mehr und mehr schwinden als sie immer weitere Treffer einstecken muss.
Ihre Aggressivität bewundernd werfe ich nun nicht mehr einzelne Schneekugeln sondern versuche, eine größere Menge an Eis in Richtung der Gegner zu entladen.
Wenngleich das gelingt verteilt sich die Ladung leider auf eine zu große Fläche als dass sie den Gegner wirklich treffen würde und gerade als ich denke, der zweite Schatten fällt, ist es die Harpyie die tödlich verwundet zu Boden geht.
Nun bin ich alleine gegen zwei der bedrohlichen Gegner und kann mich grade noch rechtzeitig hinter einer der im Grab stehenden Säulen verstecken um einen Angriff zu entgehen.
Ich ändere meine Strategie, stürze einen Heiltrank hinunter und fange an, im Kreis durch die Grabkammer zu laufen und nach für nach Eis in Richtung der Monsterfürsten zu werfen.
Wie schon zuvor erweist sich die Vorgehensweise als gute Idee, verschafft mir Verschnaufpausen hinter den Säulen und erlaubt es mir, mehr und mehr Schaden an meinem Gegner zu verrichten.
Trotzdem – der Telkine ist ein mächtiger Kämpfer und offensichtlich in der Magie bestens bewandert.
Mit dem leisen Murmeln weniger Worte beschwört er zwei Kreaturen herauf die Hunden nicht unähnlich sind, deren starker Oberkörper eher an Hyänen erinnert und deren Gebiss dem eines Bären ähnlicher ist als dem eines Wolfes.
Erschöpfung macht sich in meinen Beinen breit da ich nun nicht nur dem Telkinen sondern auch seinen Schoßhündchen ausweichen muss.
Ich beschließe zuerst die schnelleren Hunde zu bekämpfen denen ich auf Dauer nicht ausweichen kann.
Wenn ich nur weitere Harpyien beschwören könnte – was mir trotz mehrerer Versuche nicht gelingen mag.
Die Hunde sind clever genug sich aufzuteilen und treiben mich in eine Ecke. Wenn ich hier nicht schnell raus komme bin ich ein leichtes Ziel für den Telkinen, daher versuche ich mein Glück damit, mich an einem der beiden fehldimensionierten Köter vorbei hinter einer Säule zu positionieren was wenigstens soweit gelingt, dass ich mir einen der Vierbeiner vom Hals schaffen kann.
Freude über den Teilsieg kommt nicht auf, denn im nächsten Augenblick fließt gleißendes Licht in das Grab das von nirgends woher zu kommen scheint. Es ist einfach da und als ich in einer flüchtigen Bewegung in den Lichtschein trete brennt mein Arm so schmerzhaft, dass ich nur mit Mühe einen weiteren Heiltrank damit greifen und trinken kann.
So also kämpft ein Telkine. Was für eine Grauen erregende Waffe. Außerdem sind mir die Lichtkegel dabei hinderlich, gerade, schnelle Bahnen zu laufen.
Aus einer vorübergehend sicheren Position gelingt es mir, den zweiten Hund in Eis erstarren zu lassen und ihn anschließend zu vernichten.
Wie in Trance versuche ich wieder und wieder die helfenden Harpyien zu beschwören und kann nicht erklären warum es plötzlich funktioniert – aber ich heiße die Unterstützung, die sich umgehend auf den bereits geschwächten Telkinen stürzt, herzlich willkommen.
Diesmal gelingt der Angriff perfekt und Wogen aus Eis, Sturmwind und Blitzen umgeben den schwebenden Gegner der sich ein letztes mal aufbäumt um wieder Schatten seiner selbst herauf zu beschwören aber die Harpyien lassen ebenso wenig von ihm ab wie ich selber und als er mit einem kehligen Laut sterbend in sich zusammenfällt reißt er auch seine Schatten mit sich in ein Jenseits aus dem er hoffentlich nicht wiederkommt.
Was bleibt ist eine schimmernde Kugel magischer Essenz und eine Keilschrifttafel auf der hoffentlich Imhotep die Nachricht findet, nach der er sucht.
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